Größte Klimasünder kommen noch
Die größten Klimasünder kommen erst noch: Der CO2-Ausstoß der derzeit existierenden Emissionsquellen führt zu einer Erderwärmung um lediglich 1,3 Grad Celsius. Das größere Problem sind Kraftwerke, Fabriken und Autos, die erst in Zukunft gebaut werden – so eine US-amerikanische Studie.
Effizientere Kohlekraftwerke, neue Autos - solche Vorschläge machen Politiker und Industrie gern zur Bewältigung des Klimawandels. Forscher der Carnegie-Institution aus dem kalifornischen Stanford sind in einer neuen Studie zum Ergebnis gekommen, dass dies ein verhängnisvoller Weg ist. Die Arbeit ist in der aktuellen Ausgabe des Magazins Science erschienen. Demnach führe der CO2-Ausstoß der derzeit existierenden Emissionsquellen zu einer Erderwärmung um lediglich 1,3 Grad Celsius – das größere Problem sind also Kraftwerke, Fabriken, Häuser und Autos, die erst in Zukunft gebaut werden.
„Das Ergebnis hat uns selbst überrascht“, sagt Steven Davis, der mit Ken Caldeira und anderen Wissenschaftlern die Studie erstellt hat. Man sei eigentlich davon ausgegangen, dass schon die existierenden CO2-Emittenten das Weltklima über die besorgniserregende Schwelle von zusätzlichen zwei Grad Celsius erwärmen würde. Doch eine genaue Kalkulation ergab, dass die vorhandene Infrastruktur im Laufe ihrer normalen Lebenszeit – bei Kohlekraftwerken zum Beispiel wurde mit ca. 40 Jahren gerechnet, bei Autos mit 17 Jahren – lediglich knapp 500 Gigatonnen CO2 verursachen werden. Damit würde die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf rund 430 parts per million (ppm) steigen - was unter den allgemein als kritisch betrachteten Wert von 450 ppm läge.
„Die größten Bedrohungen durch den Klimawandel resultieren also aus Kraftwerken und Anlagen, die erst noch gebaut werden“, kommentiert Ken Caldeira. Jedenfalls sei es „unglaublich wichtig“, so Caldeira, „dass wir jetzt die richtigen Dinge bauen.“ Dies aber, da haben die Forscher wenig Illusionen, sei politisch und ökonomisch extrem schwierig durchzusetzen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Indien, China und den USA werden derzeit in großem Umfang neue Kohlekraftwerke errichtet.
