Interview: „Entlastung für das Klima“

Der Energieberater Peter Mellwig beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen zu thermischen Solaranlagen. Lesen Sie, warum sich Solarthermieanlagen für den Verbraucher lohnen, was das ideale Solardach ausmacht und wieviel CO2 so eine Anlage spart.

Quelle: www.buso.de

Herr Mellwig, lohnen sich Solarthermieanlagen für den Verbraucher?

Gegenfrage: Wohin gehen die Energiepreise? In Berlin haben wir bald eine 13 prozentige Gaspreiserhöhung. Umgekehrt heißt das, dass sich die Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage dadurch um 13 Prozent erhöht. Tatsächlich ist eine thermische Solaranlage meist nicht die wirtschaftlichste Maßnahme zur Energieeinsparung. Einen Altbau sollte man generell erstmal dämmen und dann mit hochwertiger Heiztechnik ausstatten – so bleibt die teuer erzeugte Wärme nämlich im Haus. Am wirtschaftlichsten sind Solarthermieanlagen, wenn es einen großen Wärmebedarf im Sommer gibt. Ein Beispiel dafür ist die große Familie, die oft duscht, aber auch bei Mehrfamilienhäusern lohnen sich Solaranlagen in aller Regel. Wenn der Heizkessel ohnehin ausgetauscht werden muss, sollte unbedingt über den Einbau einer thermischen Solaranlage nachgedacht werden. Dann können gleich die richtigen Speicher eingebaut und Kosten vermieden werden.

Wie groß ist der Anteil des Wassers, den man mit einer Solarthermieanlage erhitzen kann?

Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung werden in Ein- und Zweifamilienhäusern so ausgelegt, dass sie ca. 60 Prozent des Brauchwarmwassers erwärmen. In größeren Gebäuden wird meist eine geringere solare Deckung eingeplant.

Funktionieren die Anlagen nur im Sommer?

Sie funktionieren, wenn Strahlung auf den Kollektor trifft. Das kann ein klarer Februartag sein oder ein bedeckter aber heller Tag im Oktober. Die Dauer der Einstrahlung ist natürlich im Sommer am längsten.

Welche Voraussetzungen muss mein Haus haben, damit sich eine Solaranlage rentiert?

Das ideale Solardach ist 45° geneigt und weist nach Süden. Aber auch auf einem Dach mit Ost- oder Westausrichtung hat man noch ca. 80% Ertrag. Dann kann ggf. die Kollektorfläche vergrößert werden. Auf Flachdächern werden die Kollektoren mit der idealen Ausrichtung aufgeständert. Solaranlagen können in der Regel nicht eingebaut werden, wenn das Gebäude denkmalgeschützt ist oder wenn das Brauchwasser nicht in einem zentralen Heizkessel erwärmt wird.

Wenn vor dem Haus ein Baum steht, der täglich ein paar Stunden Schatten auf mein Dach wirft, dann lohnt sich eine Solarthermieanlage nicht, oder?

Wenn der Baum so klein ist (und auch bleibt), dass er die Anlage nur im Winterhalbjahr verschattet und vielleicht noch ein Laubbaum ist, der dann ohnehin kahl ist, dann ist er für den Ertrag unschädlich. Bei einer starken Verschattung machen Solaranlagen allerdings wirklich keinen Sinn.

Was ist der Unterschied zwischen Röhrenkollektoren und Flachkollektoren?

Flachkollektoren sind einfach aufgebaut und sehen einem Dachfenster nicht unähnlich. Ihr Jahresertrag liegt bei ca. 530 kWh pro Quadratmeter. Röhrenkollektoren bestehen aus Glasrohren, in denen ein Vakuum herrscht – ähnlich einer Thermoskanne. Falls eine einzelne Röhre undicht wird, kann sie in der Regel einzeln ausgetauscht werden. Ihr Jahresertrag liegt bei ca. 650 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Die Materialkosten sind ungefähr doppelt so hoch wie bei Flachkollektoren. Röhrenkollektoren können eingesetzt werden, wenn eine hohe Effizienz gefordert ist, zum Beispiel bei kleinen Dachflächen oder ungünstigen Gebäudeausrichtungen.

Was ist eine Kombi-Solaranlage und wie funktioniert eine solche Anlage?

Kombi-Solaranlagen machen gleichzeitig Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung. Hierfür sind größere Kollektoren erforderlich und spezielle Solarspeicher, an die die Heizkreise angeschlossen werden können.

Was für eine Lebensdauer haben solarthermische Anlagen?

Die Anlagen halten ungefähr 20 bis 25 Jahre. Viele Hersteller geben auch eine Garantie über einen solchen Zeitraum.

Was bringen Solarthermieanlagen unterm Strich für den Umwelt- und Klimaschutz?


Das kann ich vielleicht mit einem Beispiel veranschaulichen: Eine solarthermische Anlage mit sechs Quadratmetern Kollektorfläche und einem 400 Liter-Speicher kann Brauchwasser für vier Personen erhitzen. In einem Zeitraum von 22 Jahren liegt ihr Ertrag bei ungefähr 70.000 kWh. Wenn man dies konventionell mit einem Gas-Brennwertkessel erzeugt hätte, dann wären 18,2 Tonnen CO2 entstanden. Diese Emissionen werden eingespart. Der Aufwand für Herstellung, Transport und Montage der Anlage ist in der CO2-Bilanz noch abzuziehen. Es ist aber dennoch eine sehr deutliche Entlastung für das Klima zu erwarten.

Peter Mellwig arbeitet als freiberuflicher Energieberater in Berlin: www.energiespar-beratung.de. Das Interview führten wir im September 2010.

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