Kein Umweltengel für Ökostrom
Der „Blaue Engel“ sollte künftig auch Ökostrom zertifizieren. Doch umweltbewusste Stromkunden müssen vorerst auf diese Hilfe verzichten.
"Grüner Strom Label", "o.k.power", "RECS" – eine ganze Reihe von Ökostromzertifikaten versucht, das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Bei vielen Kunden sorgt die Vielzahl der Gütesiegel allerdings für das Gegenteil: Sie sind verunsichert. Mit einem "Blauen Engel für Ökostrom" wollte das Umweltbundesamt (UBA) Abhilfe schaffen. Der bekannte Umweltengel, der bereits viele verschiedene Produkte nach Umweltkriterien zertifiziert, sollte für verlässliche Orientierung im Ökostrom-Labeldschungel sorgen. Jetzt setzt die Umweltbehörde die Suche nach geeigneten Zertifizierungskriterien aus, weil sie sich mit einer Reihe von Problemen konfrontiert sieht, die nicht leicht zu überwinden sind.
Was ist Ökostrom?
„Beispielsweise gibt es gemäß des Erneuerbaren Energien-Gesetzes (EEG) ein sogenanntes Doppelvermarktungsverbot", erklärt Hans Hermann Eggers vom Fachgebiet Ökodesign des UBA. Nach dem EEG ins Netz eingespeister Strom wird per Umlage bereits einmal gefördert und darf deshalb nicht noch einmal vermarktet werden. Zu gut deutsch: entweder Förderung nach dem EEG oder Förderung durch Ökostromzertifizierung. Etwa 99 Prozent des in Deutschland produzierten Ökostroms sind demnach gar kein "Ökostrom" im engeren Sinne, sondern EEG-Strom und dürfen somit auch nicht als Ökostrom gekennzeichnet werden. Und dies ist nur ein Problem von vielen, das ein Zertifizierungssystem lösen muss.
Kommt Umweltengel doch noch?
Die Suche nach einem Kriterienkatalog für eine Vergaberichtlinie sei ein "anspruchsvoller Prozess gewesen", der nun vorerst gestoppt worden ist, so das UBA. Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass der Blaue Engel für Ökostrom damit gestorben ist: Die Jury Umweltzeichen, das Aufsichtsgremium des Blauen Engels, muss auf ihrer nächsten Sitzung im Juni entscheiden, wie mit dem vorerst gescheiterten Verfahren weiter umgegangen wird.
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