Heizung ablesen:
Anleitung zum selber machen

26.09.2023 Lesedauer: min Marcus Weber

Techniker misst den Heizverbrauch am Heizkörper

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Mieter*innen können ihre Heizung selbst ablesen, um die jährliche Heizkostenabrechnung zu prüfen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Verbrauchswerte genau ermitteln und sich dabei keine Ablesefehler einschleichen. Außerdem erfahren Sie alles, was Sie sonst noch beim Heizungszähler ablesen beachten sollten.

HeizCheck: Heizenergieverbrauch prüfen

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Elektronische Heizkostenverteiler zeigen jederzeit aktuelle Messwerte an.
  • Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip sind besonders ungenau.
  • Kosten für Messdienstleister lassen sich durch eigenständiges Heizung-Ablesen nicht sparen.

Heizung selbst ablesen: das sind die Vorteile

Es ist herrlich bequem: Der Messdienstleister liest einmal im Jahr die Heizungen ab und später liegt die Heizkostenabrechnung im Briefkasten. Dennoch gibt es gute Gründe, die Heizung selbst abzulesen:

Vorteil 1 – Ablesefehler vermeiden:

Liest der Messdienstleister die Heizkostenverteiler oder Heizungszähler noch per Hand ab, kann er sich versehentlich falsche Zahlen notieren. Wer die Heizung selbst abliest und die Werte vergleicht, kann diese Fehler im besten Fall rückgängig machen.

Vorteil 2 – Heizkostenabrechnung prüfen:

Die jährliche Heizkostenabrechnung schlüsselt auch die abgelesenen Messwerte auf. Selbstableser*innen wissen genau, ob alles stimmt oder sich bei der Abrechnung Fehler eingeschlichen haben.

Vorteil 3 – den aktuellen Verbrauch kontrollieren und Energie sparen:

Einige elektronische Heizkostenverteiler zeigen den aktuellen Verbrauch der Nutzenergie direkt in Kilowattstunden (kWh) an. Ist der Verbrauch deutlich höher als im Vorjahr, können Sie rechtzeitig mit unseren Tipps Energie sparen. Das geht natürlich nur, wenn Sie die Zahlen aus dem Vorjahr parat haben.

Leider kein Vorteil – Kosten für Messdienstleister lassen sich nicht sparen:

Vermieter*innen beauftragen für das Ablesen der Heizungen in der Regel Messdienstleister. Die Kosten reichen sie in der jährlichen Heizkostenabrechnung vollständig an ihre Mieter*innen weiter. Diese Kosten für den Messdienstleister können sie auch dann nicht sparen, wenn sie die Heizungen selbst ablesen. Welche Heizkosten wie anteilig verteilt werden müssen, regelt die Heizkostenverordnung.

Die Grafik zeigt die Energieverteilung im Haushalt

Was ist ein Heizkostenverteiler? Was ist ein Heizungszähler?

Heizkostenverteiler und Heizungszähler helfen dabei, Heizkosten abhängig vom Verbrauch zu berechnen. Sie sind direkt am Heizkörper montiert. Heizkostenverteiler und Heizungszähler sind keine Messgeräte, sondern Erfassungsgeräte. Das heißt, sie messen die Wärmemenge nicht, sondern erfassen unspezifische Einheiten, die die verbrauchte Wärme widerspiegeln. Aus diesen erfassten Einheiten lässt sich mithilfe von Faktoren der Wärmeverbrauch berechnen. Die Faktoren sind abhängig von Art und Größe der Heizkörper. Sie werden für jeden einzelnen Heizkörper in der Heizkostenabrechnung aufgeführt.

Heizkostenverteiler und Heizungszähler sind synonym. Während in Fachkreisen von Heizkostenverteiler die Rede ist, sprechen Verbraucher*innen häufig von Heizungszählern. Es gibt von ihnen zwei verschiedene Arten: Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip und elektronische Heizkostenverteiler. Bei einer Stichprobe von co2online und dem Verbraucher-Ratgeber Finanztip Anfang 2019 waren in 30 Prozent der Haushalte Geräte nach dem Verdunstungsprinzip installiert. Elektronische Heizkostenverteiler wurden mit 40 Prozent am häufigsten eingesetzt. Rund ein Viertel der Haushalte war mit Wärmezählern ausgestattet.

Wie funktioniert ein Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip?

Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip sind direkt am Heizkörper verbaut. Sie haben im Inneren eine nach oben offene Glasampulle. Diese enthält eine chemische Messflüssigkeit. Direkt daneben befindet sich eine Skala mit Stricheinheiten – auch Messstriche genannt. Die rückwärtige Gehäusewand des Heizkostenverteilers leitet Wärme. Je nach Temperatur des Heizkörpers verdunstet die Messflüssigkeit schneller oder langsamer. Durch die Skala mit den Stricheinheiten lässt sich die verdunstete Menge ablesen.

Kommt der Messdienstleister zum Ablesen des Heizungszählers vorbei, verschließt er die alte Ampulle und klemmt eine neue daneben. Um Verwechslungen zu vermeiden, ist die Messflüssigkeit jedes Jahr anders gefärbt. Je nach Typ und Größe der Heizkörper werden die abgelesenen Stricheinheiten mit Verrechnungsschlüsseln multipliziert, um den Verbrauch zu ermitteln. Diese Faktoren oder Verrechnungsschlüssel sind auf der Heizkostenabrechnung aufgeführt.

Auch in der heizfreien Zeit verdunstet die Messflüssigkeit – das wird als Kaltverdunstung bezeichnet. Dies geschieht besonders bei hohen Raumtemperaturen im Sommer oder bei direkter Sonneneinstrahlung. Um dies auszugleichen, sind die Ampullen über den ersten Messpunkt mit Flüssigkeit befüllt. Dennoch sind Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip ungenau. Obwohl die Technik veraltet ist, ist sie immer noch anzutreffen. Der Trend geht aber zu elektronischen Heizkostenverteilern.

Das Bild zeigt einen Heizkostenverteiler am Heizkörper

Wie funktioniert ein elektronischer Heizkostenverteiler?

Auch elektronische Heizkostenverteiler sind direkt an den Heizkörpern angebracht. Die meisten elektronischen Heizkostenverteiler haben zwei Sensoren – mit einem messen sie die Raumtemperatur, mit dem anderen die Temperatur des Heizkörpers. Aus diesen Werten errechnet der Heizkostenverteiler automatisch den Verbrauch der Heizenergie. Es gibt auch elektronische Heizkostenverteiler, die nur einen Sensor für die Temperatur des Heizkörpers besitzen. Bei ihnen ist eine bestimmte Raumtemperatur als Konstante vorgegeben.

Das bedeuten die Anzeigewerte bei elektronischen Verteilern

Elektronische Verteiler verfügen über ein Display, auf dem unterschiedliche Werte in Dauerschleife angezeigt werden. Die Reihenfolge variiert nach Hersteller. In der Regel wird jede Anzeige einem oder auch zwei Buchstaben zugeordnet. Was diese Werte bedeuten:

Anzeigewert A = Aktueller Verbrauchswert

Dieser gibt den Verbrauch seit dem letzten Stichtag an. Der Zähler beginnt bei jeder Abrechnungsperiode bei Null.

Anzeigewert „M“ und „C“ = Anzeigetest

Alles an diesem Test dient dazu, zu demonstrieren, dass kein Bereich der Anzeige dauerhaft erloschen ist.

Anzeigewert K = Der Stichtag

Hier wird der einprogrammierte Stichtag angezeigt. An diesem Tag werden die Verbrauchseinheiten in der abgelaufenen Periode in allen Geräten gespeichert.

Anzeigewert V oder M = Vorjahreswert

Die am Stichtag gespeicherten Vorjahreswerte werden hier während der gesamten Folgeperiode angezeigt.

Anzeigewert C = Prüfzahl

Aus den gespeicherten Vorjahreswerten wird eine Prüfzahl gebildet. Mit diesem Wert wird die Ablesung zusätzlich kontrolliert

Wenn Sie elektronische Funk-Heizkostenverteiler haben, dann ist das Ablesen etwas einfacher. Je nach Hersteller werden Ihnen in der Regel nur drei unterschiedliche Werte in der Dauerschleife angezeigt, wie hier bei techem:

  • Ein spitzer Funkturm mit Zahlenkombination symbolisiert den aktuellen Verbrauchswert an.
  • Ein spitzer Funkturm mit einem Bleistift symbolisiert den Stichtagswert der letzten Abrechnungsperiode.
  • Ein spitzer Funkturm mit dem Buchstaben n vor der Zahlenkombination gibt die Gerätenummer an. 

Welche Vorteile haben elektronische Heizkostenverteiler?

Der größte Vorteil von elektronischen Heizkostenverteiler ist, dass sie genauer als Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip sind. Außerdem können sie gemessene Werte in monatlichen Zeiträumen erfassen, speichern und anzeigen. Dadurch lässt sich der Verbrauch bei einem Wechsel der Mietpartei leichter korrekt zuordnen.

Die Bedienung und die angezeigten Daten unterscheiden sich je nach Hersteller.

  • Einige elektronische Heizkostenverteiler zeigen den Verbrauch der Nutzenergie direkt in Kilowattstunden (kWh) an.
  • Andere elektronische Heizkostenverteiler zeigen nur den Messwert an, aus dem sich später der Verbrauch errechnet. Bei manchen dieser Geräte lässt sich der dabei zu Grunde liegende Umrechnungsfaktor ablesen, der je nach Heizkörpertyp anders ist.

Wer hier den Verbrauch selbst ermitteln möchte, muss den Taschenrechner zücken. Bedienungsanleitungen der Heizkostenverteiler gibt es oft auf den Internetseiten der jeweiligen Hersteller.

Durch das Ablesen der verbrauchten Nutzenergie an den Heizkörpern können Sie als Mieter*in nur bedingt abschätzen, wie hoch Ihre nächste Heizkostenabrechnung sein wird. Denn: Bei dieser Schätzung wird nicht berücksichtigt, ob sich die Preise des Energieträgers geändert haben oder im ganzen Gebäude mehr Energie als im Vorjahr verbraucht wird.

Ein weiterer Vorteil von elektronischen Heizkostenverteiler ist, dass sie an einem Stichtag die Heizung selbstständig ablesen können. Moderne Geräte können die Werte mittels Funk zu den Ablesegeräten des Messdienstleisters oder einer im Haus befindlichen Datensammelstelle übertragen. Der Messdienstleister muss die einzelnen Wohnungen nicht mehr betreten und Mieter*innen müssen folglich nicht mehr zum Ablesetermin zu Hause sein. 2014 lag der Anteil der Fernablesungen bereits bei fast 40 Prozent .

Allerdings sind elektronische Heizkostenverteiler mit Funktechnik teurer. Stellt die/der Vermieter*in auf die neue Technik um, gibt er die höheren Kosten im Rahmen der Heizkostenabrechnung an die Mieter*innen weiter; das ist in der Heizkostenverordnung geregelt.

Wie funktioniert ein Wärmezähler?

Wärmezähler sind Messgeräte, die direkt in den Heizwasserkreislauf eingebunden sind. Sie werden auch als Wärmemengenzähler bezeichnet. Wärmezähler erfassen die vollständige Wärmeabgabe an eine Wohnung. Dazu messen sie

  • wie viel Heizungswasser durch das entsprechende Rohr fließt und
  • wie groß der Temperaturunterschied des Wassers zwischen Vor- und Rücklauf ist.

Wärmezähler messen also im Gegensatz zu Heizkostenverteilern den Verbrauch direkt. Dadurch sind sie noch genauer als elektronische Heizkostenverteiler. Voraussetzung für den Einbau von Wärmemengenzählern ist, dass jede Wohnung einen eigenen Leitungsstrang für das Heizungswasser hat, der von der Steigleitung abzweigt. Bei Neubauten wird das Leitungsnetz entsprechend geplant. Bei Altbauten sind diese eigenen Leitungsstränge für die einzelnen Wohnungen mitunter nicht vorhanden oder nicht zugänglich. In solchen Fällen ist es günstiger, pro Wohnung mehrere elektronische Heizkostenverteiler einzusetzen, als Wärmezähler zu installieren. Darum sind sie in Mehrfamilienhäusern weniger verbreitet.

Wärmezähler müssen alle fünf Jahre geeicht werden.
 

Das Bild zeigt einen Wärmemengenzähler im Einsatz

Wie funktioniert ein Warmwasserzähler?

Warmwasserzähler messen, wie viel warmes Wasser durch ein Rohr fließt. Dafür sind Warmwasserzähler direkt in die Rohrleitung integriert. Die Temperatur des Warmwassers stellt der Betreiber an der zentralen Heizungsanlage ein. Einer korrekten Heizkostenabrechnung muss dieser Temperaturwert zu Grunde liegen.

Laut Heizkostenverordnung muss an der Zentralheizung ein Wärmemengenzähler installiert sein. Dieser ermittelt, wie viel Heizenergie zum Erzeugen des Warmwassers gebraucht wird. Die Warmwasserzähler in den Wohnungen erfassen die Menge des individuell genutzten Warmwassers. Entsprechend lassen sich dann die Warmwasserkosten verteilen. Wichtig: Wird das Warmwasser dezentral erzeugt, zum Beispiel mit Hilfe eines Durchlauferhitzers, ist der Einsatz eines Wärmemengenzählers überflüssig.

Warmwasserzähler sind in der Regel in Küche und Bad neben dem Kaltwasserzähler montiert und müssen alle fünf Jahre geeicht werden.

Heizung selbst ablesen: so geht's

Das Ablesen der Heizung ist nicht wirklich kinderleicht. Es gibt grob gesagt zwei Arten von Heizkostenverteilern: Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip und elektronische Heizkostenverteiler. Darüber hinaus gibt es noch elektronische Modelle, die die Daten per Funk übermitteln. Je nach Art des Gerätes sind beim Ablesen unterschiedliche Besonderheiten zu beachten.

Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip ablesen

Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip, auch Verdunster-Röhrchen genannt, sind zwar gesetzlich noch zugelassen, entsprechen aber nicht mehr dem Stand der Technik. Das Ablesen der Werte ist für Endverbraucher*innen nahezu unmöglich. Denn die winzigen Details auf den Skalen sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Außerdem wird nicht ersichtlich, wie viel Energie über die einzelnen Heizkörper abgegeben wurden. Wenn Sie noch solche Modelle zu Hause haben, dann suchen Sie am besten nach Informationen direkt beim Hersteller.

Heizung mit elektronischem Heizkostenverteiler ablesen

Mittlerweile weit verbreitet sind elektronische Heizkostenverteiler. Hier lassen sich die Werte mit bloßem Auge erkennen und auch indirekt Rückschlüsse auf den Verbrauch ziehen. Wofür die Werte stehen, finden Sie in den vorherigen Abschnitten oder alternativ im folgenden Video.

Die Zahlen und Werte von ihrem Heizkostenverteiler richtig abzulesen, kann für Mieterinnen und Mieter eine Herausforderung sein.

So lassen sich Ablesefehler bei Heizkostenverteilern vermeiden

Heizkostenverteiler müssen richtig montiert sein, um möglichst exakte Werte zu liefern. Die korrekte Position ist horizontal mittig und vertikal im oberen Drittel (75 % der Bauhöhe) des Heizkörpers. Ebenso muss der Abrechnung der richtige Heizkörpertyp zu Grunde liegen, ansonsten wird ein falscher Verbrauch errechnet.

Werden die Werte noch manuell erfasst, kann der Messdienstleister versehentlich falsche Daten notieren. Die Stricheinheiten bei Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip müssen exakt im rechten Winkel abgelesen werden – auch hier kann es beim Ablesen durch den Messdienstleister zu Ungenauigkeiten kommen. Wer die Heizung selbst abliest, kann diese Fehler vermeiden.

Heizkostenverordnung: rechtlicher Rahmen für das Ermitteln der Heizkosten

Heizkosten müssen nach dem anteiligen Verbrauch von Wärme und Warmwasser erfasst und entsprechend auf die Nutzer*innen verteilt werden. Die Heizkostenverordnung  bildet dazu den rechtlichen Rahmen. Sie schreibt vor, dass Gebäudeeigentümer*innen die Wohnräume mit geeigneten Geräten zur Verbrauchserfassung ausstatten müssen. Gemeinschaftsräume wie Treppenflure sind davon befreit. Welche Geräte der/die Eigentümer*in wählt, ist ihm/ihr laut Heizkostenverordnung freigestellt. Die Messgeräte müssen allerdings zum jeweiligen Heizsystem passen. Mieter*innen müssen den Einbau von Erfassungsgeräten akzeptieren.

Die Heizkostenverordnung regelt auch, welche Kosten für den Verbrauch, den Bezug von Brennstoffen und die Heizungswartung auf die Mietparteien umgelegt werden dürfen – und nach welchen Schlüsseln diese zu verteilen sind.

Rechnet der/die Vermieter*in die Kosten für Wärme und Warmwasser entgegen der Heizkostenverordnung nicht verbrauchsabhängig ab, können Sie als Mieter*in den auf Sie entfallenen Anteil um 15 Prozent kürzen. Bei allen Fragen dazu erhalten Sie Unterstützung bei einem Mieterverein in Ihrer Nähe. Zum Beispiel dem Deutschen Mieterbund.

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