Hydraulischer Abgleich: Die gängigsten Methoden im Überblick

19.12.2019 Lesedauer: min Wiebke Lübben und Dorothea Stritzel

Ein Handwerker nimmt einen hydraulischen Abgleich vor, in dem er die Thermostatventile voreinstellt.

Ihre Heizkosten sind zu hoch, die Heizkörper gluckern oder pfeifen und ein hydraulischer Abgleich soll nun Abhilfe schaffen? Auf jeden Fall eine Sache für eine Fachkraft – denn je präziser, desto besser. Wir stellen die gängigsten Methoden für den hydraulischen Abgleich vor.

Download Vergleichstabelle

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:

  • hydraulischer Abgleich per Datenschieber oder App einfach, aber ungenau; besser per Software
  • computergesteuerter hydraulischer Abgleich mit Messung und Erfolgskontrolle an jedem Heizkörper
  • nicht empfehlenswert: hydraulischer Abgleich ohne Fachkenntnisse
  • verschiedene Methoden zum hydraulischen Abgleich förderfähig

Beim hydraulischen Abgleich reguliert eine handwerkliche Fachkraft für jeden einzelnen Heizkörper die Menge an Heizwasser. So wird die Wärme in den Räumen gleichmäßig und energiesparend verteilt und lästige Strömungsgeräusche verschwinden.

Voraussetzung für den hydraulischen Abgleich ist in der Regel eine Heizlastberechnung. Je nach Gebäudetyp wird diese um eine aufwendigere Rohrnetzberechnung ergänzt. Grundsätzlich gilt: Je mehr Gebäude- und Heizsystemdaten zur Verfügung stehen, desto exakter kann der hydraulische Abgleich berechnet werden.

Von Datenschiebern über Softwareprogramme bis hin zu computergesteuerten Lösungen – die Methoden, um den hydraulischen Abgleich zu berechnen, sind nicht nur unterschiedlich in ihrer Funktionsweise. Abhängig von Aufwand und Genauigkeit variiert auch, wie teuer die Maßnahme wird und ob Sie mit einer Förderung rechnen können, zum Beispiel aus dem Förderprogramm „Heizungsoptimierung“. Das umfasst nicht nur den hydraulischen Abgleich selbst, sondern auch nötiges Zubehör wie voreinstellbare Thermostatventile oder eine neue Heizungspumpe.

Hydraulischer Abgleich per Datenschieber oder App

Ein Datenschieber ist eine Rechenhilfe für die Heizlastberechnung und besteht – ähnlich wie eine Parkscheibe – aus einer Karte mit mehreren zueinander verschiebbaren Elementen. Inzwischen gibt es auch Apps, die nach diesem Prinzip arbeiten. Auf Basis des Gebäudealters beziehungsweise des wärmetechnischen Zustands und der Raumgröße werden die Einstellwerte ermittelt. Die Ergebnisse werden in Form von Diagrammen oder Tabellen abgebildet.

Je nach Hersteller werden unterschiedlich viele Daten, oft auch nur Schätzwerte, in die Berechnung einbezogen. Das macht die Grundlage für den hydraulischen Abgleich ungenau. Dennoch ist ein hydraulischer Abgleich per Datenschieber oder App förderfähig.

Wurden die benötigten Werte berechnet, stellt die handwerkliche Fachkraft den richtigen Volumenstrom mittels eines Spezialschlüssels an jedem Heizkörper manuell ein. Diese müssen dafür mit voreinstellbaren Thermostatventilen ausgestattet sein – oder nachgerüstet werden.

Software: digitale Berechnungstools für den hydraulischen Abgleich

Eine Heizlastberechnung mit nur wenigen Mausklicks: Das leisten Software-Lösungen wie DanBasic von Danfoss oder Optimus duo von ETU Hottgenroth. Dabei können eine Vielzahl benötigter Gebäude- und Heizsystemdaten einbezogen und ausgewertet werden. Notwendige Raumdaten werden entweder tabellarisch oder grafisch erfasst. Im Anschluss ermittelt die Software die günstigsten Werte für die Vorlauftemperatur sowie die Pumpen- und Thermostatventileinstellungen des Heizsystems. Die handwerkliche Fachkraft muss daraufhin nur noch manuell den richtigen Volumenstrom einstellen. Voraussetzung dafür sind auch hier voreinstellbare Thermostatventile an den Heizkörpern.

Neben der unkomplizierten Berechnung bieten Softwareprogramme noch weitere Pluspunkte: Oft sind große Herstellerdatenbanken für Ventile oder Heizungspumpen integriert. Außerdem können damit häufig auch gleich Ausdrucke für KfW- und BAFA-Fördergeldanträge und eine vollständige Dokumentation erstellt werden.

Automatischer hydraulischer Abgleich mit Durchflussreglern

Mit herkömmlichen voreinstellbaren Thermostatventilen stellt der/die Handwerker*in den gewünschten Durchfluss fest ein. Anders ist es mit selbstregulierenden Ventilen wie beispielsweise der QV-Technik von Oventrop, dem druckunabhängigen, voreinstellbaren Thermostatventil RA-DV von Danfoss oder Ventileinsätzen wie dem AFC-System von Heimeier: Hier gibt die handwerkliche Fachkraft lediglich einen maximalen Durchflusswert am Thermostat ein – eine Membran im Inneren sorgt automatisch dafür, dass abhängig vom Druck in der Anlage immer die richtige Menge Wasser durch den Heizkörper fließt. Ein einmaliger Berechnungsaufwand für die Heizlast bleibt allerdings bestehen. Bei dieser Methode sind ebenfalls Fördermittel zu haben.

Computergesteuerter hydraulischer Abgleich

Handwerker nimmt Daten auf

Den hydraulischen Abgleich direkt am Heizkörper durchführen – das können computergesteuerte Lösungen wie „MyWarm“. Innerhalb eines Heizsystems wird jeder Heizkörper auf einen bestimmten Durchfluss des Heizwassers eingestellt. Jeder Heizkörper wird von einer handwerklichen Fachkraft mit einem Bauteil versehen, das den Anschluss von Messgeräten ermöglicht.

Mithilfe der angeschlossenen Messgeräte berechnet ein Softwareprogramm dann zunächst die Heizlast sowie die optimale Wassermenge und den passenden Volumenstrom für jeden Heizkörper. Im Anschluss werden die Daten aus dem Softwareprogramm an ein Handmessgerät übertragen; die richtige Wassermenge wird direkt am Ventil angepasst.

Ein Vorteil dieser Methode ist, dass jederzeit ohne größeren Aufwand nachjustiert werden kann. Die Lösung von MyWarm ist zudem förderfähig.

Hydraulischer Abgleich mit intelligenten Pumpen

Die Umwälzpumpe Alpha3 von Grundfos misst den Volumenstrom in der Anlage und schickt dem/der installierenden Handwerker*in die Daten aufs Smartphone. Werden alle anderen Heizkörperventile geschlossen, kann der Volumenstrom eines einzelnen Heizkörpers bestimmt werden. Der/die Handwerker*in stellt nun Heizkörper für Heizkörper optimal ein, während die App live den Volumenstrom im System überwacht. Auch für diese Art des hydraulischen Abgleichs können Sie Fördermittel beantragen.

Ersparnis und Kosten der Heizungsoptimierung

Hydraulischer Abgleich – eine Sache für die Fachkraft

Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Oft erreicht uns die Frage, ob ein hydraulischer Abgleich auch selbst durchgeführt werden kann. Davon möchten wir an dieser Stelle abraten. Wie zu Beginn erwähnt sind für einen größtmöglichen Erfolg umfangreiche Berechnungen und Kenntnisse erforderlich. Das kann nur eine Fachkraft leisten. Passende Handwerker*innen aus Ihrer Region finden Sie in unserer Expertensuche.

Produktvergleich zum hydraulischen Abgleich für Handwerker*innen

In unserer Übersicht für Handwerker*innen werden fünf gängige Produkte für den hydraulischen Abgleich vorgestellt und miteinander verglichen.

Download: Produktvergleich Hydraulischer Abgleich
Empfehlungen der Redaktion

Weitere Artikel zum Thema „Hydraulischer Abgleich“