Lüftungsanlagen: Das sind die Kosten

18.03.2014 Lesedauer: min Stefan Heimann

Mann und Frau sitzen in einer Wohnung gemeinsam vor einem Laptop.

Lüftungsanlagen kosten zunächst einmal Geld. Wie hoch die Kosten für kontrollierte Wohnraumlüftung sind, mit welchen Mehrkosten Sie für ein System mit Wärmerückgewinnung planen müssen, wie viel an Heizkosten Sie damit sparen können und welche Fördermittel es gibt, haben wir Herrn Carsten Dittmar, Vorstand des Bundesverbandes für Wohnungslüftung, gefragt.

Modernisierungskosten-Rechner: Lüftungsmaßnahme prüfen

Benötigen Sie zur Vermeidung von Feuchteproblemen eine Lüftungsanlage? Finden Sie heraus, welche Modernisierungsmaßnahmen für Ihr Gebäude sinnvoll sind:

Die wichtigsten Fakten zu Kosten von Lüftungsanlagen

Wir haben die wichtigsten Fakten aus dem Interview für Sie zusammengefasst. Weitergehende Informationen finden Sie im kompletten Experteninterview darunter.

1. Welche Faktoren beeinflussen die Kosten einer Lüftungsanlage?

Die Kosten einer Lüftungsanlage können stark variieren. Je nach Systemwahl, Größe der Nutzeinheit und Komfortansprüchen der Nutzer ist zu planen, welche Luftleistungen, welche Filter, welche Reglungen (CO2-Fühler, Feuchte-Fühler, Wochenzeitschaltuhr… etc.) sinnvoll sind. Eine umfassende Beratung sichert ein gutes Kosten-/Nutzungsverhältnis.

2. Wie hoch sind die Kosten für Lüftungsanlagen (ohne Wärmerückgewinnung)?

Reine Lüftungsanlagen, die über einen Ventilator ohne Wärmerückgewinnung die Luft kontrolliert nach außen fördern, kosten in einer Dreizimmerwohnung zwischen 1.200 und 1.500 Euro, im Einfamilienhaus je nach Zimmeranzahl bis zu 2.500 Euro.

3. Wie hoch sind die Kosten für Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung?

Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung kosten als zentrale oder dezentrale komplette Lösung im Einfamilienhaus oder einer Wohnung zwischen 5.000 Euro und 8.000 Euro.

4. Unterschiedliche Kosten für bestehende Gebäude und Neubau

Bei einer zentralen Lüftungslösung ist raumübergreifend das Kanalsystem in den Bestandsbau zu integrieren. Ein solches System liegt bei 6.000 Euro und kann je nach Anzahl der Zimmer und des Komfortbedarfs der Anlage bis zu 10.000 Euro kosten.

Bei dezentralen Lüftungsanlagen beschränkt sich der nachträgliche Einbau auf die Kernbohrung in die Außenwände um die Geräte zu integrieren, sowie der Realisierung der elektrischen Anschlüsse. Dezentrale Lüftungsgeräte eignen sich auch für eine abschnittsweise Sanierung (Renovierung einzelner Räume). Für die Sanierung eines einzelnen Raums mit einer dezentralen Lösung fallen ca. 1.500 Euro an.

Förderung und laufende Kosten

Weil Lüftungsanlagen für moderne Gebäude unverzichtbar sind, wird der Einbau solcher Anlagen staatlich gefördert. Hier die Antworten des Experten:  

5. Fördermittel für Lüftungsanlagen & -systeme

Im Rahmen der Einzelmaßnahmen der KfW sind folgende Anlagen förderfähig:

  • bedarfsgeregelte Abluftsysteme, die Feuchte-, CO2- oder Mischgasgeführt sind
  • zentrale, dezentrale oder raumweise Anlagen mit Wärmetauscher
  • Kompaktgeräte für energieeffiziente Gebäude

6. Kosten für Betrieb & Pflege der Lüftungsanlage

Zu den einmaligen Investitionskosten kommen laufende Kosten für Betriebsstrom und Wartung (Filterwechsel, Reinigung):

Die Filter sollten bei allen Anlagen in regelmäßigen Abständen, entsprechend der aktuellen Außenluftverschmutzung, ausgetauscht werden. Dies betrifft sämtliche im System verbauten Filter. Die Kosten für einen kompletten Filtersatz betragen ca. 40 bis 90 Euro im Jahr.

Die Reinigung von Kanälen ist nicht zwingend vorgeschrieben und nur nach vorhergehender Inspektion alle zehn Jahre erforderlich. Wenn eine Reinigung erfolgt, kann diese zwischen 400 bis 800 Euro kosten.

Das Experteninterview in voller Länge

Wie viel kostet eine einfache Lüftungsanlage?

Reine Lüftungsanlagen, die über einen Ventilator ohne Wärmerückgewinnung die Luft kontrolliert nach außen fördern, kosten in einer Dreizimmerwohnung zwischen 1.200 und 1.500 Euro, im Einfamilienhaus je nach Zimmeranzahl bis zu 2.500 Euro.

Bei Abluftsystemen werden in alle Räume, die z. B. durch Feuchtigkeit, Gerüche belastet sind (Bäder, Küchen, WCs, Hauswirtschaftsräume…), Abluftventile die an einen zentral angeordneten Ventilator ohne Wärmerückgewinnung angeschlossen sind die verbrauchte und belastete Luft kontrolliert nach außen fördern. Gleichzeitig werden in Aufenthaltsräumen wie Wohn-, Schlaf-, Arbeits-, Gäste- und Kinderzimmer sogenannte Außenluftdurchlässe (ALDs) gesetzt, über die dann die gleiche Menge, die an Abluft abgeführt wird, wieder passiv nachströmen kann.

Die komfortablere und energetisch effizientere Anlage ist die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. Hier ist zwischen einer dezentralen und einer zentralen Lüftungsanlage zu unterscheiden. Dezentral werden einzelne Geräte in die Außenwände der Raume eingebaut, die dann im paarweisen oder einzeln im alternierenden Betrieb Frischluft einbringen bzw. Abluft absaugen. Bei zentralen Lüftungsanlagen erfolgt wie bei der Abluftanlage wieder eine Unterscheidung nach Zu- und Ablufträumen. Die entsprechenden Räume werden mit Zu- oder Abluftventilen ausgestattet und anschließend über ein Rohr- oder Kanalsystem mit einem zentralen Lüftungsgerät verbunden. Bei beiden Ansätzen ist die Zuluftmenge gleich der Abluftmenge. Die Wärmerückgewinnung ist möglich. Diese Anlagen kosten als zentrale oder dezentrale komplette Lösung im Einfamilienhaus oder einer Wohnung zwischen 5.000 Euro und 8.000 Euro.

Je nach Systemwahl, Größe der Nutzeinheit und Komfortansprüchen der Nutzer ist zu planen, welche Luftleistungen, welche Filter, welche Reglungen (CO2-Fühler, Feuchte-Fühler, Wochenzeitschaltuhr… etc.) sinnvoll sind. Eine umfassende Beratung sichert ein gutes Kosten/Nutzungsverhältnis.

Und die Kosten für eine kontrollierte Wohnraumlüftung bei einem bereits bestehenden Gebäude? Wie unterscheiden diese sich vom Neubau?

Die Realisierung von Wandeinbauten und elektrischen Anschlüssen erfordern nach der Montage des Lüftungssystems einen höheren Sanierungsgrad. Es kommen Aufwendungen, wie Elektriker für den Stromanschluss, Malerarbeiten und Schönheitsreparaturen hinzu, die in den nachstehenden Kosten nicht enthalten sind.

Bei einer zentralen Lüftungslösung ist raumübergreifend das Kanalsystem in den Bestandsbau zu integrieren. Am Markt existieren Gerätelösungen die sich oberhalb von Küchenschränken (auch in Kombination mit Küchenablufthauben), in Abstellkammern, in Zwischendecken oder auch in Vorwandinstallationen von Bädern/WC-Räumen integrieren lassen. Bei einem zentralen Abluftsystem würden die Zuluftleitungen und die Wärmerückgewinnung entfallen. Ein solches System liegt bei 6.000 Euro und kann je nach Anzahl der Zimmer und des Komfortbedarfs der Anlage bis zu 10.000 Euro kosten.

Bei dezentralen Lüftungsanlage beschränkt sich der nachträgliche Einbau auf die Kernbohrung in die Außenwände um die Geräte zu integrieren und der Realisierung der elektrischen Anschlüsse. Dezentrale Lüftungsgeräte eignen sich auch für eine abschnittsweise Sanierung (Renovierung einzelner Räume). Für die Sanierung eines einzelnen Raums mit einer dezentralen Lösung fallen ca. 1.500 € an.

Wie sieht es mit der Förderung von Lüftungsanlagen aus: Für welche Systeme der kontrollierten Wohnraumlüftung kann ich Fördermittel beantragen und welcher Anteil wird in der Regel gefördert?

Im Rahmen der Einzelmaßnahmen der KfW sind folgende Anlagen förderfähig:

  • bedarfsgeregelte Abluftsysteme, die Feuchte-, CO2- oder Mischgasgeführt sind
  • zentrale, dezentrale oder raumweise Anlagen mit Wärmetauscher
  • Kompaktgeräte für energieeffiziente Gebäude

Die genauen technischen Anforderungen und weitere Details finden Sie im Anforderungskatalog der KfW. Die Einhaltung der Anforderungen an die Lüftungsanlagen ist durch eine Fachunternehmererklärung zusammen mit einer Herstellerbescheinigung für die Gerätekomponenten auf Grundlage der DIN V 4701-10/12, DIN V 18599-6 und DIN 1946-6 zu dokumentieren und beinhaltet eine protokollierte Einregulierung der Lüftungsanlage. Daneben ist die Einhaltung der Anforderungen an die Luftdichtheit des Gebäudes nach § 6 der EnEV mittels Luftdichtheitsmessung nachzuweisen. Dabei ist nachzuweisen, dass der gemessene Wert n50 = 3,0 h-1 nicht überschreitet. Bei Anlagen mit Wärmerückgewinnung ist über einen Blower-Door-Test die Gebäudedichtheit <1,5 h-1 nachzuweisen.

Meine Empfehlung: Nehmen Sie sich einen Energieberater, der sich mit dem Förderdschungel auskennt – manchmal geben örtliche Energieversorger nämlich noch etwas zu energetischen Maßnahmen hinzu.

Anmerkung der co2online Redaktion: Mit dem FördermittelCheck und unserem kostenlosen Online-Modernisierungsservice finden Sie den passenden Energieberater und Fördermittel für Ihre geplanten Maßnahmen.

Stefan Heimann

Über den Autor

Stefan Heimann (ehemaliger Mitarbeiter)

Stefan Heimann arbeitete von 2010 bis 2023 für co2online – erst als Freelancer, dann als festangestellter Redakteur. Er hat viele Beiträge rund ums Energiesparen geschrieben, beispielsweise zu Dämmung, Blockheizkraftwerken und Einsparmöglichkeiten in Unternehmen.

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