Welche Verpackung ist umweltfreundlicher? Der große Vergleich

09.09.2019 Lesedauer: min Laura Wagener

verschiedenste Mehrwegflaschen

Gibt es sie, die wirklich umweltfreundliche Verpackung? Welches System schneidet im direkten Duell besser ab? PET-Mehrwegsystem oder Glas-Mehrwegsystem? Wie wichtig ist das Material, aus dem die Verpackung hergestellt wird? Die Antworten auf diese Fragen erhalten Sie in unserem großen Verpackungsvergleich.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Faktoren für Umwelt- und Klimabilanz: Rohstoff- und Energieeinsatz bei der Verpackungsherstellung, Recyclingfähigkeit, Energieverlust beim Transport, Wiederbefüllbarkeit
  • Am umweltfreundlichsten: Mehrweg aus der Region
  • Achtung bei Getränken: Verwechslungsgefahr von Pfand und Mehrweg
  • schlechteste Klimabilanz: Einweg-Glasflaschen und Getränkedosen
  • Bio-Plastik nicht ökologisch vorteilhaft

Die Mehrweg-PET-Flasche

Pro:

Die Mehrwegflasche aus PET wird bis zu 25-mal wieder befüllt. Damit kommt sie zwar noch nicht ganz an die Glas-Mehrwegflasche heran, die sogar bis zu 50-mal wiederbefüllt wird. Aber dennoch: Aus Umweltsicht ist das PET-Mehrwegsystem der gläsernen Konkurrenz vorzuziehen. Hauptgrund dafür ist das deutlich geringere Gewicht der PET-Flaschen. Deshalb ist der Energieverbrauch beim Transport wesentlich geringer. Außerdem konnte der Energieaufwand bei der Herstellung von PET-Flaschen in den letzten Jahren ebenfalls deutlich reduziert werden. 

Contra:

Problematisch: Die Rohstoffe, allem voran Erdöl, die für die PET-Herstellung benötigt werden, sind nur begrenzt vorhanden. Und auch trotz der erfolgreichen Senkung des Energieaufwands bei der Herstellung, ist der Energieverbrauch im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien weiterhin sehr hoch.

Mehrwegzeichen

Ist Pfandflasche gleich Mehrwegflasche?

Gibt es auf eine Flasche Pfand, dann handelt es sich dabei um Mehrweg – so der Glaube vieler Verbraucher*innen. Tatsächlich stimmt diese Annahme nicht: Pfand auf Glas- oder Kunststoffflaschen ist nicht gleichbedeutend mit Mehrweg! Ein Hinweis auf Mehrweg oder Einweg ist hingegen die Pfandhöhe: Bei Mehrweg beträgt sie in der Regel 8 oder 15 Cent, das Einwegpfand beträgt einheitlich 25 Cent. Mehrwegflaschen erkennen Sie an dem Hinweis „Mehrweg“, „Mehrwegflasche“ oder „Mehrweg-Pfandflasche“ und am Mehrweg-Zeichen auf dem Etikett.

Die Einweg-PET-Flasche

Pro:

Wie auch bei der Mehrweg-Variante, wirkt sich das geringe Gewicht positiv auf die Umweltbilanz aus. Der Energieaufwand beim Transport ist dadurch im Vergleich zu Glasflaschen deutlich niedriger.

Contra:

Die Einweg-PET-Flasche wird im Vergleich zu Mehrwegflaschen, die teilweise bis zu 50-mal wiederbefüllt werden, nur ein einziges Mal befüllt. Zwar werden die Flaschen anschließend fast zu 100 Prozent Recyclinganlagen zugeführt, doch das entstehende Kunststoff-Granulat kann wegen dem Qualitätsverlust nur zu einem Bruchteil für neue Flaschen eingesetzt werden. Neue PET-Flaschen bestehen lediglich zu rund 25 Prozent aus recyceltem Material - für den Rest muss neuer Kunststoff verwendet werden. Dafür ist nicht nur ein hoher Energieaufwand nötig, auch die Rohstoffe (in der Regel Erdöl), die für die Herstellung benötigt werden, sind nur begrenzt vorhanden. Das Fazit: Im Vergleich zum Mehrwegsystem ist die Ökobilanz des Einwegsystems sehr schlecht. Dennoch erhöht sich ihr Marktanteil laut Bundesumweltamt in Deutschland stetig. 

Darstellung der Entwicklung der Prozent-Anteile veschiedener Getränkeverpackungen von 2007 bis 2016

Einweg? Mehrweg? Pfand?

Laut einer Emnid-Studie kennt rund die Hälfte aller Deutschen den Unterschied in der Kennzeichnung zwischen Pfand- und Mehrwegflaschen nicht – und greift so unbeabsichtigt zur weniger umweltfreundlichen Einwegflasche. Um Einwegflaschen zu vermeiden, achten Sie auf das Siegel und die Bezeichnung auf dem Etikett: Ist dort nur „Pfandflasche“ oder „Pfand zurück“ zu lesen, handelt es sich um eine Einwegflasche. Im Supermarkt finden Sie diese Information zudem auf dem Produkt-Etikett.

Klimaschutz-Tipp: Wasser aus der Leitung – gesund & günstig

Bei den meisten Flaschen in Discounter-Supermärkten handelt es sich um Einwegflaschen mit Pfand. Laut einer Branchen-Analyse hat sich in den letzten Jahren vor allem der Absatz von Wasser in Einweg-PET-Flaschen stark erhöht, darunter auch vermehrt stilles Wasser. Setzen Sie statt stillem Wasser aus der Flasche einfach auf Leitungswasser. Das ist laut Verbraucherzentrale und Stiftung Warentest in Deutschland überall von sehr guter Qualität und hat sogar oft mehr Mineralien als das Wasser aus der Flasche. Außerdem sparen Sie Kosten, Muskelkraft und vermeiden pro Liter rund 211 Gramm CO2.
Und wenn Sie den Rohren in ihrem Haus nicht vertrauen: Blei-Analysen gibt es bundesweit an vielen Stellen für rund 15 Euro. Wenn Kleinkinder oder Schwangere im Haushalt leben oft sogar kostenlos.

Die Mehrweg-Glasflasche

Glasbierflaschen auf einem Tisch

Pro:

Seit über 300 Jahren begleitet uns die Glasflasche nun schon. Vor allem als Verpackung für das Lieblingsgetränk der Deutschen erfreut sich die Mehrwegversion großer Beliebtheit: Die Mehrwegquote bei Bier liegt bei stolzen 80 Prozent. Auch Fruchtsäfte werden gerne in Mehrweg-Glasflaschen angeboten. Und das sollte auch so bleiben. Denn durch die häufige Wiederbefüllung (bis zu 50-mal) und die in der Regel kurzen Transportstrecken von der Brauerei zum Handel schonen Mehrweg-Glasflaschen das Klima. Im Vergleich zu Einwegverpackungen aus Plastik verursachen sie gerade einmal die Hälfte des Klimakillers CO2.

Contra:

Im Vergleich zu Mehrweg-Plastikflaschen sind Glasflaschen deutlich schwerer und verursachen dadurch höhere CO2-Emissionen beim Transport. Je weiter die Flasche zwischen Verkaufs- und Abfüllort transportiert werden muss, desto schlechter ist daher auch ihre Ökobilanz. Wenige Abfüllstellen gibt es beispielsweise für Milch – aus ökologischen Gesichtspunkten ist hier die Verpackung im Getränkekarton nachhaltiger. Allgemein gilt: Je regionaler das Getränk, desto besser seine Ökobilanz in der Mehrweg-Glasflasche.

Die Einweg-Glasverpackung

Weinflaschen im Regal

Pro:

Glas kann beliebig oft eingeschmolzen werden und zu neuem Glas gemacht werden. Durchschnittlich können Glasverpackungen zu 60 Prozent wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden.

Contra:

Auch wenn die Recyclingfähigkeit von Glas gut ist: Durch die einmalige Nutzung geht viel Energie verloren. Außerdem sind Glasflaschen schwer und verursachen beim Transport so vergleichsweise hohe Treibhausgas-Emissionen. Daher schneiden Einwegglasflaschen im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien ökologisch schlecht ab. 

Papier und Kartonage

Brotstangen in Papier eingepackt

Pro:

Papierverpackungen sind immer eine gute Wahl. Papier besteht aus nachwachsenden Rohstoffen, die im optimalen Fall sogar nachhaltig bewirtschaftet werden. Die Recyclingquote ist im Vergleich zu Kunststoffverpackungen deutlich höher: Eine Verpackung besteht im Schnitt zu 68% aus Altpapier. Besonders bei der Herstellung von Kartonagen wird häufig komplett auf Altpapier zurückgegriffen. Ebenfalls positiv ist das geringe Gewicht von Papierverpackungen zu bewerten.

Contra:

Obwohl die Umweltbelastung bei der Papierherstellung im Vergleich zu anderen Verpackungsarten eher gering ist, werden dennoch pro Tonne Papier und Kartonage etwa 676 Kilogramm CO2 ausgestoßen.

Kreide-PET-Beutel

Pro:

Die Herstellung von Kreideverpackungen ist innovativ. Die Einweg-Verpackung besteht zu 40 Prozent aus natürlicher Kreide. Durch das geringe Verpackungsgewicht von nur etwa 16 Gramm entsteht wenig Müll. Gleichzeitig kann der Kunststoffanteil reduziert werden, wodurch die Produktion der Beutel sparsamer im Energie- und Wasserverbrauch ist.

Contra:

Da die Verpackung zu einem Teil aus Kreide und zum anderen Teil aus Kunststoff besteht, gibt es noch kein ausgebautes Recyclingsystem. Bisher ist das deutsche Recyclingsystem nicht für diese Verpackungsart ausgelegt, weshalb die Beutel in der Müllverbrennung landen.

Polyolefine

Pro:

Viele Kunststoffverpackungen sind sehr leicht und bestehen nur aus einem Material. Das ist vor allem bei längeren Transportwegen vorteilhaft. Durch das geringe Verpackungsgewicht sinkt die Müllmenge, und das Recyclingsystem für Kunststoffverpackungen ist mittlerweile sehr gut ausgebaut. Falls kein Recycling möglich ist, ist durch die thermische Entsorgung (Müllverbrennung) eine hohe Energierückgewinnung möglich.

Contra:

Die Herstellung der Kunststoffe ist mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Pro Tonne PE-Granulat werden fast zwei Tonnen CO2 freigesetzt. Die Rohstoffe, die für die PE-Herstellung benötigt werden, sind nur begrenzt vorhanden. Sobald die unterschiedlichen Kunststoffe gemischt werden, wird die Wiederverwertung deutlich erschwert.

Getränkekarton

Milchkartons,Tetrapacks

Pro:

Das Bundesumweltministerium stuft Getränkekartons als „ökologisch vorteilhafte Verpackungen“ ein – diese Einschätzung stützt auch eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) aus dem Jahr 2019. Sie sind sehr leicht, bestehen zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen (Papier) und können fachgerecht recycelt werden. Vorbildlich: Einige Getränkekartonproduzenten setzen bei der Herstellung Papier ein, dass aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Grundsätzlich sind daher Getränkekartons eine gute und ökologische Verpackungswahl.

Contra:

Leider hat sich durch Ausgießhilfen aus Plastik der Kunststoffanteil an der Verpackung in den vergangenen Jahren erhöht. Dadurch wird der Getränkekarton schwerer und der Anteil an nachwachsenden Rohstoffen verringert sich. Weite Transportstrecken zwischen Herstellung, Abfüllung und Recycling können die Ökobilanz zusätzlich belasten. 

Getränkedosen

Pro:

Getränkedosen bestehen zum Großteil aus Aluminium, welches vollständig recycelt werden kann. Von Vorteil ist, dass die Flaschen sehr dünnwandig und dadurch leicht sind. Das schont die Umwelt bei längeren Transportwegen.

Contra:

Zur Herstellung von Weißblech- und Aluminiumdosen wird sehr viel Energie benötigt. Zudem werden für den Tagebau-Abbau von Bauxit, dem Grundstoff für Aluminium, in Ländern wie Australien, Brasilien oder Jamaika Ur-und Regenwälder abgeholzt. Da die Dosen jeweils nur einmalig verwendet werden, fällt insgesamt für Herstellung und Recycling so viel CO2 an, dass die Getränkedose im ökologischen Verpackungsvergleich zusammen mit Einweg-Glasflaschen das Schlusslicht bildet. 

viele Getränkedosen und andere Verpackungen aus Aluminium ohne Etikett

Aluminium

Pro:

Durch das Recycling von Aluminium kann sehr viel Energie gespart werden. Die Aufbereitung von Aluminium erfordert nur fünf Prozent der Herstellungsenergie für neues Aluminium.

Contra:

Für Aluminiumfolie gilt das gleiche wie für Getränkedosen: Für die Herstellung von Aluminium werden große Mengen Rohstoffe und Energie benötigt. Deswegen ist Aluminium – trotz guter Recyclebarkeit – keine gute Wahl für Klima und Umwelt.

Verpackungsalternative Bio-Plastik?

Mit dem Begriff „Bio-Plastik“ werden Kunststoffe bezeichnet, die entweder auf Basis pflanzlicher Biomasse (bio-basiert) hegestellt werden oder biologisch abbaubar sind. Ein Beispiel für Bio-Plastik ist Bio-PET, bei dem ein Teil des verwendeten Kunststoffs aus Mais oder Zuckerrohr hergestellt wird.

Das klingt erst einmal nachhaltiger, als Plastik aus Erdöl, ist es aber auf den gesamten Lebenszyklus betrachtet nicht. Der Deutschen Umwelthilfe zufolge „zeigen Ökobilanzen, dass bio-basierte Kunststoffe keine generellen Umweltvorteile aufweisen“. Das liegt zum einen an den Bedingungen, unter denen Mais, Zuckerrohr und Co angebaut werden: Bodenumnutzung, Chemikalien, weite Transporte und Verarbeitungen verlangen viel Energie und setzen große Mengen Treibhausgase frei.

Bio-Plastik: gelbe Tonne, Restmüll oder Kompost?

Ein anderer Faktor ist die Entsorgung von Bio-Plastik. Während Bio-PET unproblematisch zusammen mit konventionellem Plastik in der gelben Tonne entsorgt werden kann, ist das bei biologisch abbaubarem Plastik nicht ratsam. Dieses Material kann auch nicht im Bio-Müll entsorgt werden, sondern gehört in den Restmüll. Bei der Verbrennung entstehende Energie könne zumindest für die Gewinnung von Strom oder Wärme genutzt werden, so die deutsche Umwelthilfe. Keinesfalls sollte Bio-Plastik auf dem eigenen Kompost landen.

Fazit: Egal ob Bio- oder herkömmliches Plastik – Umwelt und Klima zuliebe sollten Sie möglichst auf kurzlebige Kunststoffverpackungen verzichten, da keine der beiden Varianten eine gute Klimabilanz aufweist. Allgemein gilt für das Klima: die beste Verpackung ist gar keine Verpackung. Unser Artikel 20 Tipps zur Abfallvermeidung verrät Ihnen, wie und wo Sie Verpackungsmaterialien einfach vermeiden können. 

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