Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Keller als größte Schwachstelle
- Drainage nur bei älteren Häusern sinnvoll
- Basistarife der Gebäudeversicherung decken Hochwasserschäden nicht ab
- Hochwasserschutz beim Neubau einplanen
27.09.2022 Lesedauer: min Clemens Boekholdt
Spätestens seit der Flut-Katastrophe im Ahrtal im Juli 2021 ist vielen Hausbesitzer*innen bewusst geworden, dass sie sich mit dem Thema Hochwasserschutz auseinandersetzen müssen. Neben Vorsorge-Maßnahmen am Haus sind auch der richtige Versicherungsschutz und das korrekte Verhalten im Schadensfall wichtig.
Sie wollen ihr Eigenheim vor Hochwasser schützen? Finden Sie heraus, welche ergänzenden Modernisierungsmaßnahmen dazu passen.
Ihr Keller ist die größte Schwachstelle Ihres Hauses, wenn es um Hochwasser geht. Er ist in der Regel als erstes betroffen und wird schnell überflutet. Wenn es stark regnet, stellt das Grundwasser eine zusätzliche Gefahr dar. Das Wasser wird dann nach oben gedrückt und kann durch ungesicherte Rohre im Keller entweichen.
Wenn ein Keller überflutet wird, entstehen oft große Schäden, etwa, weil dort gelagerte Gegenstände beschädigt werden. Besonders gefährdet ist auch die Heizungsanlage. Befindet sich zum Beispiel eine alte Ölheizung im Keller, kann Öl auslaufen und Schäden an Haus und Umwelt verursachen.
Normale Fenster halten dem Druck des Hochwassers nicht lange stand. Hier bringen nur bauliche Maßnahmen mehr Sicherheit.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt für gefährdete Gebiete den Einbau wasserdichter oder -beständiger Fenster.
Bei starkem Regen kann das Abwassersystem schnell an seine Grenzen stoßen. Steigt das Wasser im Kanal bis zur sogenannten Rückstauebene, fließen Regen, Abwasser und Fäkalien zurück ins Haus. Eine Rückstauklappe ist ein wirksames Mittel, um das Eindringen von Abwasser zu verhindern.
Eine Rückstauklappe wird waagerecht eingebaut und verhindert, dass das Abwasser aus einem Bodenablauf oder dem Abfluss ins Haus zurückfließt und dort austritt. Wenn es nicht möglich ist, die Klappe waagerecht einzubauen, ist ein Rückstauventil eine Alternative, das auch senkrecht verlaufende Rohre schützt.
Wenn Sie in Regionen leben, die zu Überschwemmungen und starken Regenfällen neigen, ist der Einbau einer solchen Klappe sehr sinnvoll. Sie kann in der Regel auch problemlos nachgerüstet werden.
Rückstauklappen sind bereits für 25 Euro erhältlich, können je nach Technik und verbauter Elektronik aber auch weit über 1.000 Euro kosten – Installationskosten nicht mitgerechnet. Lassen Sie sich hier unbedingt von qualifizierten Sanitärfachleuten beraten.
Die Drainage (oder auch Dränage geschrieben) ist eine Entwässerungsmethode. Sie schützt vor Wasser im Bereich der Kellerwand und sorgt für ein zuverlässiges Versickern von Regen- oder Stauwasser. Dabei werden rund um das Haus Gräben mit Filtervlies, Drainagekies und Rohren angelegt, die das Wasser aus dem Boden sammeln, bündeln und ableiten.
Wenn das natürliche Gefälle der Abwasserrohre nicht ausreicht oder beispielsweise Waschmaschinen im Keller unterhalb der Rückstauebene aufgestellt werden, kann der Einbau einer Entwässerungspumpe notwendig sein. Sie verhindert einen Rückstau und damit das Überfluten des Kellers.
Eine Drainage kann sinnvoll sein, wenn zum Beispiel durch starke Regenfälle angestautes Sickerwasser nicht abfließen kann. Dies ist vor allem bei bindigen Böden der Fall, etwa bei Ton- oder Lehmböden. Denn wenn das Wasser nicht abfließen kann, erhöht sich der Druck auf die Außenwände Ihres Kellers und Feuchtigkeit dringt ein.
Eine Drainage ist häufig bei älteren Häusern sinnvoll, die bis in die späten 1960er-Jahre gebaut wurden. Diese wurden oft mit einer nicht durchgängigen Bodenplatte gebaut, die einen Angriffspunkt für aufsteigendes Sickerwasser bietet.
Eine Drainage ist teuer und zieht regelmäßige Wartungskosten nach sich. Lassen Sie daher von Fachleuten analysieren, ob die Maßnahme für Ihr Haus sinnvoll ist. Auch die Arbeiten sollten Sie nur von Fachleuten durchführen lassen. Denn Fehler bei Planung und Einbau können zu massiven Feuchtigkeitsschäden führen.
Kunststoff, der in den Boden eingelassen wird. Er sammelt das Wasser vom Dach und aus anderen Auffangflächen. Da Zisternen bei starken Regenfällen das Wasser schnell aufnehmen können, tragen sie zur Entlastung der Kanalisation bei. Es gibt sie in Größen von 500 Litern bis 100.000 Liter.
Hausbesitzer*innen nutzen Zisternen häufig, um Regenwasser für den Garten oder eventuell auch für den Haushalt (z. B. für Toiletten und/oder Waschmaschine) zu sammeln und zu nutzen – der Hochwasserschutz ist dann eher ein willkommener Nebeneffekt. Je nach Ausführung kosten Regenwasserzisternen 4.000 Euro und mehr, hinzu kommen Wartungs- und Stromkosten für den Betrieb der Zisternenpumpe.
Eine Zisterne ist ein Behälter aus Beton oder Ihr Garten kann eine große Hilfe beim Schutz vor Überschwemmungen sein, wenn Sie ihn entsprechend gestalten. In der freien Natur versickert der Regen direkt im Boden. Wenn die Flächen rund um Ihr Haus jedoch versiegelt sind – zum Beispiel durch Betoneinfahrten oder Kiesgärten – kann das Regenwasser nicht in den Boden gelangen. Dies führt bei starken Regenfällen zu Überschwemmungen. Auch die Kanalisation wird schneller überlastet, weil das Wasser dort abläuft, anstatt im Boden zu versickern. Ein natürlich angelegter Garten beugt dem vor.
Welche weiteren Vorteile es hat, versiegelte Fläche in Naturgärten umzugestalten, erfahren Sie in unserem Artikel zum Thema.
Insbesondere in Gegenden mit hohem Baumbestand sammeln sich immer wieder Moos und Laub in den Regenrinnen. Das Wasser kann nicht richtig durchfließen und sucht sich einen anderen Weg. Im schlimmsten Fall sickert das Wasser ins Dach und verursacht immense Schäden. Hier ist es ratsam, die betroffenen Regenrinnen einmal im Jahr ordentlich reinigen zu lassen.
Wenn Sie ein neues Haus bauen und den Hochwasserschutz von Anfang an mit einplanen, ersparen Sie sich das Nachrüsten und sind von Anfang an auf der sicheren Seite. Wenn Sie Ihr neues Haus in einem Risikogebiet bauen, sollten Sie die folgenden Punkte beachten:
Denken Sie auch über einen klassischen Gebäudesockel nach. Dadurch wird das Erdgeschoss zum Hochparterre.
Überflutete Keller, beschädigte Häuser, zerstörte Möbel und Fahrzeuge – Hochwasserschäden können für die Betroffenen sehr teuer werden. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind 90 Prozent der Hausbesitzer*innen überzeugt, dass sie durch den Abschluss einer Wohngebäudeversicherung ausreichend gegen Überschwemmungen abgesichert sind. Doch die Basistarife der Gebäudeversicherung decken Hochwasserschäden nicht ab.
Für die finanzielle Absicherung ist es daher wichtig, eine sogenannte Elementarschadenversicherung abzuschließen. Dabei handelt es sich um eine Zusatzversicherung, in der Regel eine Erweiterung der Wohngebäude- oder Hausratversicherung. Sie deckt die Kosten für
Die Elementarschadenversicherung greift jedoch nur, wenn das Wasser tatsächlich von oben eindringt, also durch Überschwemmungen und Starkregen. Sie greift in der Regel nicht, wenn Grundwasser von unten in das Mauerwerk eindringt.
Während die Wohngebäudeversicherung für Schäden am Gebäude aufkommt, deckt die Hausratversicherung Schäden an beweglichen Sachen ab. Damit sind technische Geräte oder Möbel gemeint.
Wenn Ihr Haus in einem überschwemmungsgefährdeten Gebiet liegt, sollten Sie unbedingt prüfen, welchen Schutz Ihre Versicherung bietet.
Die deutschen Versicherer haben ein System zur Einschätzung des Überschwemmungsrisikos entwickelt – das sogenannte „Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen“, kurz ZÜRS. Es dient der Einschätzung des Überschwemmungsrisikos für bestimmte Regionen und die Häuser dort.
Das ZÜRS teilt die Gebäude in vier Gefahrenklassen ein. Mit dieser Klassifizierung ermitteln die Versicherer den Versicherungsbeitrag der Elementarschadenversicherung.
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Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft 2021
Sollte es zu einem Schaden durch Hochwasser oder Starkregen kommen, müssen Sie die Schäden schnell und ausführlich dokumentieren. Auch ist es ratsam, der Versicherung den Schaden möglichst noch am selben Tag zu melden. Zudem besteht die sogenannte Schadensminderungspflicht. Diese besagt zum Beispiel, dass Sie Wertgegenstände wie Möbel in Sicherheit bringen oder Wasser abpumpen müssen.