Heizungsoptimierung nach Wärmedämmung:
Geheimtipp Hydraulischer Abgleich

12.05.2022 Lesedauer: min Karin Adolph

Mann repariert Heizkörper im Raum

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 180.000 Wohnhäuser umfassend gedämmt. Das reduziert die Energieverluste und spart Heizkosten. Ohne es zu wissen, nutzen viele Hauseigentümer das Sparpotenzial solcher Maßnahmen nicht vollständig aus. Der Grund: Die Heizungsanlage wird nach der Dämmung nicht ausreichend an den niedrigeren Wärmebedarf des Hauses angepasst. Ein hydraulischer Abgleich ändert das.

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Sparpotenziale von Fenstern und Dämmung

70 Prozent der Bestandsgebäude in Deutschland sind unzureichend gedämmt. Untersuchungen von co2online zeigen, dass eine fachgerechte Dämmung von Fassade, Kellerdecke und Dach die Energieverluste des Gebäudes deutlich reduziert. Wie die Infografik zeigt, spart ein solches Maßnahmenpaket im Schnitt 30 bis 40 Prozent Heizenergie. Die höchsten Einsparungen versprechen das Dämmen des Daches (13%) und das Dämmen der Fassade (19%). Im Einzelfall kann das Sparpotenzial nach unten und oben abweichen, weil das Baujahr, der bauliche Zustand und das Nutzerverhalten entscheidend für die tatsächlichen Einsparungen sind. Um das Maximum an Einsparung aus solchen Maßnahmen herauszuholen, sollten Hauseigentümer in jedem Fall nach der Wärmedämmung nicht aufhören, sondern zwingend die Heizung in den Blick nehmen. „Nach einer Dämmung reduziert sich der Energiebedarf des Gebäudes. Die Heizung passt dann nicht mehr zum Haus“, sagt die Heizungsexpertin Dr. Kati Jagnow, die die Kampagne als wissenschaftliche Partnerin begleitet. „Wird die Heizungsanlage dann nicht an die neuen Bedingungen angepasst, verbraucht sie mehr Energie, als eigentlich nötig ist“, so Jagnow.

Erfolgreich sparen: Erst dämmen, dann Heizung anpassen

Ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage löst das Problem. Er passt das Heizungssystem an den geringeren Energiebedarf des Hauses an. Im Kern geht es dabei um die Frage, wie viel Heizenergie den jeweiligen Räumen nach der Dämmung noch zugeführt werden muss, um die gewünschten Raumtemperaturen zu erreichen. Um dies zu beantworten, erstellt der Heizungsinstallateur eine so genannte Heizlastberechnung. Darin spielen die Dämmung der Außenwände, des Daches und der Kellerdecke sowie die Qualität der Fenster eine entscheidende Rolle. Die Heizlast ist nach einer Wärmedämmung und dem Einbau neuer Fenster meist wesentlich geringer als vor der Modernisierung. Es wird also weniger Wärme benötigt, um behagliche Temperaturen zu erreichen. Die Leistung der Heizungspumpe und die Vorlauftemperatur des Heizwassers können somit deutlich gesenkt werden. Beides reduziert den Energieverbrauch merklich. Zusätzlich sorgt der hydraulische Abgleich dafür, dass sich die Wärme bedarfsgerecht in den einzelnen Räumen des Hauses verteilt. Denn eines ist klar: Von den Wärmedämmmaßnahmen profitieren nicht alle Räume gleichmäßig. In Räumen mit einem vergleichsweise hohen Außenwandanteil reduziert sich der Bedarf beispielsweise stärker. 

Geheimtipp für Sparer: hydraulischer Abgleich nach durchgeführter Dämmung

Durch Dämmmaßnahmen an Fassade, Dach oder Kellerdecke wird der Heizenenergieverbrauch erheblich reduziert. Das ist klar. Unklar ist dagegen, warum sich der hydraulische Abgleich noch nicht als Standard nach einer Wärmedämmung durchgesetzt hat. Dabei ist das Dämmen ohne anschließendes Anpassen der Heizungsanlage etwa so sinnvoll, als würde man beim Langstreckenlauf bereits das Ziel sehen, aber dann sofort stehen bleiben. Deswegen fordert die KfW-Bank auch einen hydraulischen Abgleich, wenn bei Einzelmaßnahmen mehr als 50 Prozent der wärmeübertragenden Umfassungsfläche saniert werden. Bei Effizienzhäusern ist sogar immer ein hydraulischer Abgleich durchzuführen. Die Kosten für einen hydraulischen Abgleich sind ebenfalls förderfähig und hängen im Einzelfall vom Zustand der Heizung sowie von der Größe und der Form des Gebäudes ab. Sie liegen im Einfamilienhaus meist zwischen 400 und 1.000 Euro, so dass sich die Maßnahme  im Schnitt nach dreieinhalb bis sechs Jahren rechnet.

Finden Sie gute Handwerker für den hydraulischen Abgleich

Bislang sind erst 15 Prozent der Heizungsanlagen in Deutschland hydraulisch optimiert. Mit der Handwerkerdatenbank finden Sie schnell und einfach einen Handwerker in Ihrer Region, der Ihre Heizungsanlage auf den geringeren Wärmebedarf des Hauses abstimmt. Wer aus Kostengründen schrittweise modernisiert und weiß, dass er in nächster Zeit weitere Baumaßnahmen umsetzen will, sollte mit dem hydraulischen Abgleich allerdings warten. „Sonst müsste man nach jeder Baumaßnahme einen neuen hydraulischen Abgleich machen, da sich der Wärmebedarf jedes Mal verändert“, sagt Dr. Kati Jagnow. Die Ingenieurin rät stattdessen: „Lassen Sie den hydraulischen Abgleich nach der letzten Modernisierung machen, wenn Sie wissen, dass in den nächsten Jahren nichts mehr kommt.“

Tipp für Profi-Sparer: Entscheiden Sie sich für eine Dämmmaßnahme und einen hydraulischen Abgleich, sollten Sie sich vorher ein Energiesparkonto anlegen. Das kostenlose Online-Haushaltsbuch macht die konkreten Einsparerfolge der Modernisierungen sichtbar.

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