Ölheizung: Technik, Kosten, Nutzung, Austauschpflicht
Wie lange darf ich meine Ölheizung noch behalten? Ist eine Ölheizung noch sinnvoll und kann man jetzt noch eine neue kaufen? Zum Thema Ölheizung kursieren momentan viele Fragen. Alle Antworten dazu finden Sie hier.
ModernisierungsCheck: Lohnt sich der Austausch meiner Ölheizung schon jetzt?
Erfahren Sie, ob Ihr Energieverbrauch fürs Heizen zu hoch ist – und wie viel Sie durch neue Heiztechnik oder andere Maßnahmen sparen können:
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Vorhandene Ölheizungen können auch 2024 noch in Betrieb bleiben
- Defekte Ölheizungen können repariert und weitergenutzt werden
- Austausch der Ölheizung lohnt sich trotzdem schon jetzt
- Vorhandene Ölheizungen können mit erneuerbaren Energien zu Hybridheizungen umgerüstet werden
- Heizen mit Heizöl wird durch steigenden CO2-Preis immer teurer
Was ist eine Ölheizung?
Eine Ölheizung ist eine Anlage, die zur Raumbeheizung und Warmwasserbereitung Heizöl verbrennt. Ölheizungen stehen in Verruf, klimaschädlich zu sein. Dennoch sind sie in Deutschland die zweithäufigste Heizung. Aktuell heizen hierzulande rund 23 Prozent aller Haushalte mit Öl.
Ölheizungen und ihre Auswirkung auf die Umwelt
Das Verbrennen von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas ist umweltschädlich. Das zeigen auch die aktuellen GEMIS-Zahlen. GEMIS – das Globale Emissions-Modell Integrierter Systeme – ist ein Computer-Modell, das zur Umwelt- und Kostenanalyse von Energie-, Transport- und Stoffsystemen eingesetzt wird. Laut GEMIS entstehen bei der Verbrennung von Heizöl rund 318 Gramm CO2-Äquivalent pro Kilowattstunde Endenergieverbrauch. Bei Fernwärme sind es 254, bei Erdgas 247 und bei Wärmepumpen mit Ökostrom 35 Gramm.
Wie funktioniert ein Ölheizung?
Die Funktionsweise einer Ölheizung ist (vergleichsweise) simpel:
- Das Heizöl wird vom Öltank zum Ölbrenner im Heizkessel gepumpt und dort vorgewärmt, denn Heizöl brennt erst bei 55 Grad Celsius.
- Eine Düse sprüht es in den Brennraum, wo es entzündet wird.
- Die entstehende Wärme erhitzt das Heizungswasser, das von einer Umwälzpumpe in die Heizkörper des Hauses beziehungsweise in den Pufferspeicher gepumpt wird.
Der Wirkungsgrad einer Ölheizung
Alte Standardkessel, die gar nicht mehr verkauft werden, nutzen bis zu 68 Prozent der Verbrennungswärme für Heizzwecke. Bei den Niedertemperaturkesseln beträgt der Wirkungsgrad bis zu 87 Prozent. Die aktuellen Brennwertkessel hingegen erreichen bis zu 98 Prozent, da sie auch die Kondensationswärme des freiwerdenden Wasserdampfes zum Heizen nutzen.
Zum Vergleich: Bei Wärmepumpen liegt der Wirkungsgrad meist bei 300 bis 500 Prozent. Denn aus einer Kilowattstunde Strom können sie 3 bis 5 Kilowattstunden Wärme erzeugen.
Wartung und Pflege einer Ölheizung
Damit eine Ölheizung zuverlässig und sicher arbeitet, ist eine jährliche Wartung empfehlenswert. Am besten vor der Heizperiode. Üblicherweise wird bei der Wartung der Ölkessel gereinigt, da sich hier durch die Verbrennung des Öls Ruß absetzt – das heißt: den Brenner, den Brennraum und auch die Düse saubermachen oder die Düse wechseln. Wichtig ist auch der richtige Wasserdruck. Der Wasserstand sollte deswegen regelmäßig kontrolliert werden. Im Zweifelsfall wird eine Fachkraft bei der Ölheizung Wasser nachfüllen.
Durchschnittlicher Verbrauch einer Ölheizung
Bei Brennwertkesseln wird für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einem Ölverbrauch von 15 Litern pro Quadratmeter und Jahr für Heizung und Warmwasser gerechnet. Der tatsächliche Verbrauch der Ölheizung hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem von
- der Größe des Hauses,
- der Anzahl der Bewohner*innen,
- der Gebäudehülle (Dämmung/Fenster) und
- dem Kesseltyp.
Welche Vor- und Nachteile haben Ölheizungen?
Zwar sind Ölheizungen der Status quo in vielen Haushalten, doch vieles spricht gegen sie. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Vorteile und Nachteile:
Im Überblick: die Vor- und Nachteile einer Ölheizung
Vorteile | Nachteile |
---|---|
kein Anschluss ans Gasnetz notwendig | Vorfinanzierung der Brennstoffkosten |
Lieferanten für Brennstoff frei wählbar (im Gegensatz zu Fernwärme) | stark schwankende Heizölkosten |
Bewährte Technik, seit Jahrzehnten eingesetzt | Platzbedarf für die Anlage im Keller (vor allem für Heizöl-Tanks) |
gut mit erneuerbaren Energien kombinierbar | vergleichsweise hohe CO2-Emissionen und Feinstaub-Emissionen |
umweltschädliche Folgen der Erdölförderung (unter anderem durch Fracking und Teersand) |
Austauschpflicht für Ölheizungen
Bereits seit Jahren wird über eine Austauschpflicht für Ölheizungen gesprochen. Mit dem Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes GEG wurden rechtliche Grundlagen dafür geschaffen. Seit 2024 müssen neue Heizungen in Neubaugebieten mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie nutzen. Bestehende Öl- und Gasheizungen müssen aber nicht sofort ausgetauscht werden, es sei denn, sie sind älter als 30 Jahre. Stattdessen sollen bis 2045 sämtliche Heizsysteme, die fossile Brennstoffe nutzen, Schritt für Schritt eingestellt werden. Wie die Schritte im Detail aussehen, lesen Sie in unserem dazugehörigen Beitrag:
Zum Artikel: Austauschpflicht für Ölheizungen
Vor allem in ländlichen Gebieten ist die Ölheizung sehr verbreitet. Wer den kompletten Umstieg auf Erneuerbare Energien nicht schaffen kann oder möchte, kann die bestehende Ölheizung meist schnell um umweltfreundliche Teilsysteme erweitern. Langfristig lohnt sich aber der Weggang vom reinen Ölkessel. Denn der CO2-Preis steigt von Jahr zu Jahr und treibt dadurch die laufenden Kosten unaufhaltsam in die Höhe.
Alternativen zur Ölheizung
Auch wenn die sofortige Austauschpflicht nur sehr wenige Menschen betrifft, lohnt sich der Umstieg schon jetzt. Im Folgenden stellen wir Ihnen eine Vielzahl an Heizsystemen vor, die Sie alternativ zur Ölheizung in Betracht ziehen können:
- Gasbrennwertkessel,
- Pelletheizung (eher nichts für große Mehrfamilienhäuser),
- Wärmepumpe,
- Fernwärme,
- Brennstoffzellen-Heizung oder
- Blockheizkraftwerk (vor allem für große Mehrfamilienhäuser).
Für den Austausch von Ölheizungen gegen eine neue, klimafreundlichere Heizanlage stellt die Bundesregierung Fördermittel bereit – unter anderem einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent beim Nachrüsten von Wärmepumpen.
Ölheizung auf Wärmepumpe umrüsten
Ob ein Wechsel von Ölheizung zu Wärmepumpe für Sie infrage kommt, hängt von den Gegebenheiten in Ihrem Gebäude ab. Da Wärmepumpen mit niedrigen Vorlauftemperaturen effizienter arbeiten, ist es empfehlenswert das gesamte Heizsystem auf Niedertemperatur auszulegen. Dazu gehören etwa eine solide Gebäudeisolierung und passende Wärmeüberträger, wie Heizkörper oder eine Fußbodenheizung. In unserem Spezialbeitrag erfahren Sie mehr über die notwendigen Voraussetzungen:
Umrüstung von einer Ölheizung auf eine Wärmepumpe
Was zumindest theoretisch für den Umstieg spricht, zeigt die nachfolgende Infografik:
Kombinationsmöglichkeiten für eine Ölheizung
Am sinnvollsten und gängigsten ist die Kombination einer Ölheizung mit einem Warmwasserspeicher. Denn die Ölheizung kann auch zur zentralen Warmwasserbereitung genutzt werden. Das ist in der Regel günstiger als eine dezentrale Warmwasserbereitung mit Durchlauferhitzern oder Boilern.
Ölheizungen lassen sich mit erneuerbaren Energieträgern wie Holzscheiten oder mit Solarthermie erweitern. Das gilt auch für andere Zentralheizungen. Eine sogenannte Hybridheizung beschreibt die Erweiterung einer bestehenden Öl-Brennwertheizung um einen Holzofen oder eine Solarthermieanlage. Das lohnt sich langfristig meist nicht nur finanziell, sondern reduziert in jedem Fall auch den CO2-Ausstoß. Allerdings gibt es für fossile Hybrid-Heizungen keine lukrative Förderung mehr.
Kosten einer Ölheizung
Die Kosten einer Ölheizung lassen sich wie üblich in Anschaffungs- und laufende Kosten unterteilen. Wobei letztere aufgrund des steigenden CO2-Preises langfristig definitiv teurer werden.
Wie viel kostet eine neue Ölheizung in der Anschaffung?
Für das Komplettpaket ist bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit mindestens 6.000 bis 9.000 Euro zu rechnen. Ölheizungen mit Brennwertkessel kosten mehr als Niedertemperaturkessel, machen sich aber durch den geringeren Verbrauch in der Regel schnell bezahlt – und sorgen für weniger CO2-Emissionen. Nicht ungewöhnlich sind jedoch auch Kosten für eine Ölheizung von etwa 13.000 bis 18.000 Euro. Denn für neue Ölheizungen gibt es vom Bund keine Fördermittel mehr.
Für den Preis einer Ölheizung ist vor allem die gewählte Technik entscheidend. Der zweite Posten, der für unterschiedliche Preise bei Ölheizungen sorgt, ist der Öltank.
Wie viel kostet eine Kilowattstunde Heizen mit Heizöl?
Der durchschnittliche Heizölpreis lag 2023 bei 10,2 Cent pro Kilowattstunde, rund 21 Prozent weniger als im Jahr 2022. Für 2024 ist laut Heizspiegel mit stabilen Ölpreisen zu rechnen. Zukünftig wird der Ölpreis durch den CO2-Preis aber weiter steigen.
Details zu den Kosten für unterschiedliche Energieträger erfahren Sie in unserem Überblick.
Was kostet eine Wartung der Ölheizung?
Die Kosten für die jährliche Wartung einer Ölheizung belaufen sich auf etwa 150 bis 200 Euro. Für denselben Preis kann auch ein Wartungsvertrag abgeschlossen werden, der dann oft auch einen kostenlosen Notdienst enthält.
Tipp: Bei einem Wartungsauftrag oder einem langfristigen Wartungsvertrag sollten Sie darauf achten, dass er möglichst viele Leistungen zur Wartung und Reinigung der Ölheizung enthält.
Gibt es Förderungen für eine Ölheizung?
Wer seine Ölheizung austauscht, kann von hohen staatlichen Förderungen profitieren, besonders bei einem Wechsel zu erneuerbaren Energien. Ein Austausch der Ölheizung lohnt sich nicht nur wegen steigender Ölpreise, sondern auch, um den eigenen CO2-Fußabdruck erheblich zu senken. Je nach Heizungsart unterscheiden sich die Kosten und Amortisierungszeiten sowie die CO2-Einsparungen. Der Kauf einer neuen Ölheizung wird nicht gefördert.
Welches System am besten zu Ihrem Zuhause passt, können Sie mit unserem kostenlosen Modernisierungs-Rechner herausfinden:
Ölheizung FAQ: Austausch, Nutzung, Neukauf – die häufigsten Fragen und Antworten
Obwohl die Ölheizung als Heizsystem der Vergangenheit angehört, werden sie nach wie vor gerne gekauft und eingebaut. Im Folgenden beantworten wir die am häufigsten gestellten Fragen zum Betrieb einer Ölheizung.
Wie lange darf ich meine Ölheizung noch haben?
Wer aktuell mit einer Ölheizung heizt, muss nichts machen. Bei einem Defekt dürfen Ölkessel auch weiterhin repariert und danach weitergenutzt werden. Für den Austausch gibt es mehrjährige Übergangsfristen. Pragmatische Übergangslösungen, wie Hybridsysteme, erleichtern den Umstieg auf erneuerbare Energien. Allerdings gibt es dafür keine großartige Förderung mehr.
Kann ich nach 2024 noch eine Ölheizung einbauen?
Wer außerhalb eines Neubaugebietes wohnt, darf auch 2024 eine neue Ölheizung einbauen. Das gilt ebenso für Gaskessel. Zukunftsfähiger sind aber schon jetzt Systeme, die auf erneuerbare Energien setzen – und dafür gibt es bis zu 70 Prozent Förderung.
Ist eine neue Ölheizung noch sinnvoll?
Eine Ölheizung kann in einigen Fällen ökonomisch sinnvoll sein, wenn keine realistischen Alternativen vorhanden sind. In diesen Fällen sollte immer auch geprüft werden, ob Hybridlösungen möglich sind, zum Beispiel Ergänzungen mit Solarenergie. Ökologisch betrachtet ist der Betrieb einer Ölheizung grundsätzlich bedenklich.