Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Umstieg von Gas auf Fernwärme grundsätzlich möglich
- Voraussetzung für den Anschluss meist sehr hoch
- Kosten liegen bei 5.000 bis 10.000 € pro Wohneinheit
- Staatliche Förderung von mindestens 30 % verfügbar
30.04.2024 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen
Fernwärme ist spätestens seit dem Gebäudeenergiegesetz in aller Munde. Sie soll uns allen dabei helfen, die Wärmewende zu schaffen. Aber lohnt sich der Umstieg überhaupt? Welche Kosten sind realistisch? Gibt es Fördermittel? Ein Überblick für alle, die von Gas auf Fernwärme umsteigen wollen – mit aktuellem Preisatlas für Fernwärme!
Ob mit Gasheizung oder Fernwärme: Finden Sie schnell heraus, wie hoch Ihr Sparpotenzial ist.
Der wesentliche Unterschied zwischen Fernwärme und einer Gasheizung liegt in der Energiequelle und dem Übertragungsweg der Wärme.
Fernwärme funktioniert durch die zentrale Erzeugung von Wärme, die dann über ein Netzwerk isolierter Rohre an Gebäude zur Raumheizung und Warmwasserbereitung verteilt wird. Wärmequellen können vielfältig sein, einschließlich Abwärme aus industriellen Prozessen oder erneuerbarer Energiequellen. Die Wärme wird in den Gebäuden über Fernwärmestationen an den internen Heizkreislauf übertragen. Fernwärme ermöglicht eine effiziente und umweltschonende Wärmeversorgung, unabhängig von individuellen Heizanlagen und fossilen Brennstoffen.
Der Umstieg von einer Gasheizung auf Fernwärme kann je nach Standort und individuellen Gegebenheiten zwischen 5.000 und 10.000 Euro pro Wohneinheit kosten. Diese Kosten beinhalten
Für ein typisches Einfamilienhaus liegen die Kosten für den Umstieg von einer Gasheizung auf Fernwärme zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Die genaue Höhe hängt von den spezifischen Gegebenheiten und Anforderungen ab und kann hiervon abweichen.
Für ein Mehrfamilienhaus fallen die Kosten für den Umstieg höher als bei einem Einfamilienhaus aus, da größere Übergabestationen und/oder mehrere Anschlüsse nötig sind. Während spezifische Zahlen variieren, können sich die Kosten weiterhin auf 5.000 bis 10.000 Euro pro Wohneinheit belaufen. Die genauen Kosten hängen von der Größe des Gebäudes, dem Zustand des bestehenden Heizsystems und den notwendigen Umbaumaßnahmen ab. Bei einem Mehrfamilienhaus mit beispielsweise sechs Wohneinheiten können Kosten von 30.000 bis 60.000 Euro entstehen.
Die Investitionskosten für den Anschluss an das Fernwärmenetz sind oft niedriger, verglichen mit anderen Heizsystemen.
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*Quelle: Heizspiegel 2023
Für die Umrüstung von Gasheizung auf Fernwärme gibt es eine staatliche Förderung von mindestens 30 Prozent. Wer den Umstieg vor 2029 schafft, kann den sogenannten Klima-Geschwindigkeitsbonus in Höhe von 20 Prozent zusätzlich in Anspruch nehmen. Zuständig hierfür ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW. Neben der bundeseigenen Förderbank KfW unterstützen auch Bund, Länder, Kommunen, Stadtwerke und privatwirtschaftliche Energieversorger mit eigenen Maßnahmen den Umstieg auf Fernwärme – entweder durch einen direkten Zuschuss oder per zinsgünstigem Förderkredit.
Passende Förderprogramme finden Sie mit dem FördermittelCheck. Für einen ersten Überblick über Förderung für Fernwärmeheizungen gibt es zudem Listen:
Zum FördermittelCheckWer von einer Gas- oder Ölheizung auf Fernwärme umsteigen möchte, sollte unbedingt im Vorfeld eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Denn die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb müssen individuell ermittelt werden. Die passende Fachkraft in Ihrer Nähe finden Sie auf: www.energie-effizienz-experten.de
Fernwärme bietet mehrere Vorteile gegenüber Gas: Sie ist oft effizienter und umweltfreundlicher, da sie Abwärme nutzen kann und auf erneuerbare Energien zurückgreift. Sie erfordert keine eigene Heizanlage im Gebäude, was Wartungskosten spart. Fernwärme ist in vielen Fällen unabhängig von den Schwankungen der Gaspreise. Das wiederum ermöglicht eine stabilere und planbarere Kostenanalyse.
Im Vergleich Fernwärme gegen Gasheizung gibt es noch mehr Punkte, die für die Fernwärme sprechen – und dagegen. Welche das sind, haben wir für Sie in diesem Abschnitt zusammengetragen: Vor- und Nachteile von Fernwärme und Vergleich mit Alternativen.
Einen direkten Kostenvergleich zwischen Fernwärme und einer Gasheizung zu ziehen ist schwer. Denn während Fernwärme vor allem in Ballungsgebieten mit viel Mehrfamilienhäusern häufig zum Einsatz kommt, finden sich Gasheizungen in vielen Ein- und Zweifamilienhäusern wieder. Ein genauer Blick auf die Kosten zeigt:
Auch wenn es nicht so häufig vorkommt: Die Anschaffungskosten für Fernwärme bei einem Ein- bis Zweifamilienhaus liegen bei 5.000 und 10.000 € Euro. Der Komplettpreis für eine durchschnittliche Gaszentralheizung hingegen schlägt mit 6.000 bis 9.000 Euro zu Buche.
Jahrelang war das Heizen mit Gas sehr günstig. Durch die Energiekrise hat sich das Blatt aber gewendet. Die durchschnittlichen jährlichen Fernwärme-Kosten pro Quadratmeter auf Basis des bundesweiten Heizspiegels lagen für das Abrechnungsjahr 2022 bei 14,50 Cent, die Kosten für Erdgas bei 21,10 Cent. Mittlerweile (Stand April 2024) ist der durchschnittliche Gaspreis wieder drastisch gesunken.
Ein fairer Vergleich Fernwärme vs. Gasheizung ist daher kaum möglich. Für eine bessere Einschätzung fragen wir einen Energieberater und Fernwärmeexperten von der Firma SenerCon:
Ob sich Fernwärme lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie:
Fernwärme kann besonders in dicht bebauten Gebieten mit hoher Wärmenachfrage und Zugang zu effizienten, oft erneuerbaren Wärmequellen vorteilhaft sein. Es lohnt sich, sowohl ökonomische als auch ökologische Aspekte zu betrachten und Fördermöglichkeiten zu prüfen.
Peter Hennig: Neben der aktuellen Wirtschaftlichkeit sind die Zukunftsperspektiven der örtlichen Fernwärme und weitere Rahmenbedingungen zu berücksichtigen:
Der Umstieg von einer Gasheizung auf Fernwärme funktioniert nicht überall – und ist vor allem nicht immer wirtschaftlich. Was andere Nutzer*innen noch interessiert, haben wir für Sie als FAQ zusammengetragen.
Fernwärme gilt als zukunftssicher, da sie eine effiziente und umweltfreundliche Heizlösung darstellt, die gut in nachhaltige Energiekonzepte integriert werden kann. Durch die Nutzung von Abwärme und die Möglichkeit, erneuerbare Energien einzubeziehen, bietet sie eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels. Die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Wärmequellen und die Fähigkeit, sich an technologische Entwicklungen anzupassen, machen Fernwärme zu einer langfristig tragfähigen Option.
Eine Umstellung von einer Gasetagenheizung auf Fernwärme ist grundsätzlich möglich. Dies erfordert jedoch eine technische Anpassung des Gebäudes an das Fernwärmenetz und den Einbau einer Übergabestation. Die Machbarkeit und die Kosten hängen von verschiedenen Faktoren wie der Nähe zum Fernwärmenetz und den baulichen Gegebenheiten ab. Anders ausgedrückt: eine einzelne Wohnung an ein Fernwärmenetz anzuschließen ist für den Energieversorger nicht wirtschaftlich. Soll hingegen ein ganzes Wohnhaus angeschossen werden, wird das Vorhaben zumindest auf Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit überprüft.
Ob Ihr Haus an die Fernwärme angeschlossen werden kann, hängt von der Verfügbarkeit des Fernwärmenetzes in Ihrer Region ab. Es ist wichtig, bei dem lokalen Fernwärmeanbieter nachzufragen, ob eine Anbindung möglich ist. Die Anbieter prüfen die technischen Voraussetzungen und die Nähe Ihres Hauses zum bestehenden Netz.
Bei Fernwärme können Heizkörper verwendet werden. Fernwärme versorgt Gebäude mit Wärme, die dann über die bestehenden Heizsysteme, wie Heizkörper oder Fußbodenheizung, an die Räume abgegeben wird.
Manchmal führen Gemeinden, basierend auf Gemeinde- oder Kommunalordnungen der Länder, einen Anschluss- und Benutzungszwang für Fernwärme ein, um deren Nutzung zu fördern. Dieser Zwang, der durch Satzung festgelegt wird, muss öffentlichen Interessen wie Gemeinwohl, Volksgesundheit, Luftreinhaltung oder Klimaschutz dienen. Der Gesetzgeber muss vor der Satzungserlassung sorgfältig die Vor- und Nachteile abwägen. Der § 16 EEWärmeG hebt hervor, dass Klimaschutz ein gültiger Grund für solche Maßnahmen sein kann. Mehr Informationen dazu liefert das Wärmeplanungsgesetz (WPG).
Ob Fernwärme teurer oder günstiger als andere Heizoptionen ist, hängt maßgeblich vom örtlichen Anbieter ab. Zuletzt wurde vermehrt über enorme Preisunterschiede zwischen dem günstigsten und teuersten Fernwärmeanbieter berichtet. Die Arbeitspreise liegen zwischen sehr niedrigen 4,3 Cent netto bei den Stadtwerken Eisenhüttenstadt in Brandenburg und 25,2 Cent netto pro kWh bei den Stadtwerken Straubing in Bayern. Einen guten Überblick bieten Vergleichsportale wie die Preistransparenz-Plattform Fernwärme oder der nachfolgende Preisatlas Fernwärme von Werner Siepe.
In dem nachfolgenden, von Werner Siepe zur Verfügung gestellten Preisatlas Fernwärme für das 2. Quartal 2024 werden diese Faktoren aufgeführt:
Als Berechnungsbasis dient ein Muster-Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern, Wärmeleistung von 10 Kilowatt und einem Jahreswärmeverbrauch von 18.000 Kilowattstunden.
Unter den 180 Fernwärmeversorgern sind 130 Unternehmen mit einer Wärmeleistung von insgesamt rund 43.000 Megawatt enthalten, die auch in den detaillierten Preisübersichten des AGFW für 2021, 2022 und 2023 aufgeführt sind. Dazu zählen alle großen Unternehmen wie beispielsweise Vattenfall bzw. BEW in Berlin, Stadtwerke München, MVV Mannheim, Hamburger Energiewerke, Mainova Frankfurt, STEAG Essen, Rheinenergie Köln, DREWAG Dresden und Stadtwerke Leipzig.
Unter den übrigen 50 Unternehmen befinden sich meist Stadt- bzw. Gemeindewerke mit kleineren Versorgungsgebieten. Je nach Länge des Fernwärmenetzes ist dann auch von Nahwärme die Rede, was aber für die Preisbildung ohne Bedeutung ist.
Rund 50 der insgesamt 180 Fernwärmeversorger befinden sich in den östlichen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Dort ist die Fernwärme im Vergleich zum Westen deutlich stärker verbreitet.
Im Preisatlas sind zusätzlich Durchschnittspreise für die drei zum E.ON-Konzern gehörenden Fernwärmeversorger HanseWerk Natur, Avacon Natur und Bayernwerk Natur mit insgesamt 162 Versorgungsgebieten enthalten. Der Spitzenverband AGFW führt diese drei Unternehmen in den detaillierten Preisübersichten für 2021 bis 2023 nicht auf.
Die E.ON-Tochter Energy Solutions in Essen sowie die Süwag mit Mehrheitsbeteiligung von E.ON können im 2. Quartal 2024 keine Fernwärmepreise für 25 Wärmeversorgungsgebiete bekanntgeben, da sie diese nur jährlich nachlaufend ermitteln. Die Preise für 2024 stehen somit erst zu Beginn des Jahres 2025 fest. Und für 2023 sind sie bis zum 25.05.2024 noch nicht einmal auf der Internetseite von E.ON veröffentlicht worden. Preisblätter von E.ON existieren weder für 2023 noch für 2024.