Heizungswasser und Entgasung:
Die wichtigsten Fakten
20.12.2019 Lesedauer: min Jens Hakenes
Nur wenige Hauseigentümer*innen machen sich Gedanken über das Wasser in ihrer Heizung. Dabei drohen unnötig hohe Heizkosten und teure Schäden an der gesamten Heizanlage, wenn ungeeignetes Heizungswasser verwendet wird. Erfahren Sie, warum das Heizungswasser so wichtig ist, was Sie bei Modernisierung oder Neubau tun sollten und welche Fördermittel es für das Konditionieren und Entgasen gibt.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- ungeeignetes Heizungswasser Ursache von Schäden
- vor dem Befüllen Wasser unbedingt konditionieren lassen
- Qualität von verwendetem Leitungswasser regional stark unterschiedlich
- Druck prüfen, bei Bedarf Heizungswasser regelmäßig oder fortwährend entgasen
- staatlicher Zuschuss für Optimierung von Heizungswasser
Heizungswasser: Was ist das?
Schäden durch ungeeignetes Heizungswasser
Das Heizungswasser ist eine oft unterschätzte, wichtige Komponente der Heizungsanlage. Kommt ungeeignetes Wasser zum Einsatz, wird mittelfristig der Wärmetransport gestört, die Heizkosten steigen – und vor allem drohen Schäden an Komponenten der gesamten Heizungsanlage, die richtig teuer werden können:
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• höherer Widerstand in Leitungen und an Ventilen
• vorzeitiger Verschleiß einzelner Komponenten
• Wasseraustritt
• im Heizungswasser mitgeführte feste Korrosionsprodukte führen zu Verstopfungen und Funktionsstörungen (Schlammbildung)
• gelöste Korrosionsprodukte wirken gemeinsam mit freien Gasblasen ähnlich wie Schmirgelpapier und fördern Korrosion
• gelöstes und freies Gas behindert Wärmetransport
• Wasseraustritt
Grundsätzlich ist der/die Betreiber*in der Heizungsanlage, in der Regel der/die Eigentümer*in des Hauses, für das Befüllen mit dem jeweils geeigneten Heizungswasser verantwortlich. Treten durch ungeeignetes Wasser Schäden auf, lehnt der Hersteller die Gewährleistung ab. Auch ein etwaiger Versicherungsschutz, zum Beispiel durch die Hausratversicherung oder Gebäudeversicherung, greift dann womöglich nicht. Deswegen ist es für alle Hauseigentümer*innen wichtig, auf geeignetes Heizungswasser zu achten und diese Verantwortung auf Fachhandwerker*innen zu übertragen.
Kommt es bei einer Heizanlage häufiger zu Korrosionsschäden wie undichten Rohren, werden oft nur die defekten Teile ausgetauscht. Das reicht jedoch nicht aus. Da die wahrscheinliche Ursache das Heizungswasser ist, ist eine Kontrolle der chemischen Werte in einem Labor ratsam. Diese Untersuchung ist meist nur im Bedarfsfall sinnvoll und daher in der Regel kein Bestandteil der jährlichen Wartung. Sprechen Sie Ihre/n Fachhandwerker*in darauf an.
Welche Qualität muss Heizungswasser haben?
Vor dem erstmaligen Befüllen einer neuen Heizanlage oder dem Nachfüllen von Heizungswasser ist es wichtig zu wissen, welche Qualität es haben muss und wie das Wasser entsprechend konditioniert wird. Das sollte der/die Fachhandwerker*in dokumentieren.
Entscheidend für die Qualität des Wassers sind vor allem der pH-Wert und die Wasserhärte. Die Qualität von Leitungswasser ist regional stark unterschiedlich. Die Richtlinie VDI 2035 Blatt 1 schreibt für Heizungswasser einen pH-Wert zwischen 8,2 bis 10 vor. Der vorgeschriebene Härtegrad richtet sich nach der Größe der Heizungsanlage:
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Alten Heizungsanlagen macht unbehandeltes Leitungswasser weniger aus. Die Qualität des Heizungswassers spielt dort eine eher untergeordnete Rolle. In modernen Anlagen ist dagegen ein Mix von unterschiedlichen Materialien verbaut, die oft unterschiedliche Anforderungen an das Wasser stellen. Auch die Hersteller der einzelnen Systemkomponenten der Heizung können sich in ihren Vorgaben unterscheiden – und sie können von den Vorgaben der VDI 2035 abweichen.
Gut zu wissen
Die Wasserhärte ergibt sich aus der Menge der darin enthaltenen Mineralien beziehungsweise deren gelösten Ionen, allen voran Calcium und Magnesium. Die Wasserhärte wird in der Maßeinheit Grad deutscher Härte (°dH) angegeben. Wasser gilt bis zu 8,4 °dH als weich, zwischen 8,4 bis 14 °dH als mittelweich und ab 14 °dH als hart.
Beim pH-Wert ergibt sich durch die unterschiedlichen Materialien zwangsläufig ein Spannungsfeld: Für eisenhaltige Systeme ist beispielsweise ein pH-Wert größer als 8,5 nötig. Wasser mit einem solchen pH-Wert greift dann allerdings ungeschütztes Aluminium an. Art und Größe der Heizungsanlage spielen hier ebenfalls eine Rolle. Daher gilt es, bei der Qualität des Heizungswassers stets die passenden Werte zu erreichen oder aber den besten Kompromiss zu finden, um die Heizung optimal zu betreiben und vor Schäden zu schützen.
Gut zu wissen
Der pH-Wert gibt die Konzentration der gelösten Wasserstoff-Ionen an. Anhand dessen ist die saure oder alkalische Reaktion eines Stoffes ersichtlich. 0 bezeichnet den stärksten Säuregrad, 14 den höchsten alkalischen Wert, 7 ist neutral.
Die geforderten Werte des Heizungswassers sind in der Montageanleitung des jeweiligen Wärmeerzeugers zu finden; bei älteren Heizanlagen in deren Dokumentation. Bei Unklarheiten sollten Sie unbedingt einen Fachbetrieb oder den Hersteller kontaktieren, denn: Auch wenn sich das örtliche Leitungswasser prinzipiell eignet – falls der Heizungshersteller andere Richtwerte angibt, kann bei auftretenden Schäden die Gewährleistung erlöschen. Daher ist es wichtig, das Heizungswasser entsprechend konditionieren zu lassen.
Wie wird Heizungswasser aufbereitet beziehungsweise konditioniert?
Heizungswasser zu konditionieren bedeutet, ihm mittels technischer oder chemischer Hilfsmittel bestimmte Werte und Eigenschaften zu geben. Es gibt mehrere Wege, die für die Heizungsanlage benötigen Wasserwerte zu erreichen:
- Enthärtungsanlagen enthärten das Heizungswasser. Sie sind als kompakte Geräte zwischen Wasserzulauf und Heizungsanlage montiert. Je nach Anforderungen kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Mittels Ionentauscher enthärtetes Wasser enthält nur noch wenige Calcium- und Magnesium-Ionen.
- Enthärtungsanlagen gibt es auch als mobile Heizungsbefüllstationen. Sie werden wie eine Art Bypass zwischen Wasserzulauf und Heizungsanlage geschaltet. Nach dem Befüllvorgang werden sie wieder abmontiert.
- Bei einer Entsalzung werden zusätzlich alle weiteren enthaltenen Salze vollständig entfernt. Die Gefahr von Korrosion steigt, wenn Heizungswasser zu viel Salz enthält und dadurch die Leitfähigkeit zu hoch ist. Als Technik kommt unter anderem Umkehrosmose zum Einsatz. Ist das Wasser vollentsalzt, sollte nie unaufbereitetes Wasser nachgefüllt werden.
- Bei der Härtestabilisierung verbleiben die steinbildenden Substanzen im Wasser. Spezielle Zusatzstoffe verhindern allerdings Kalkablagerungen.
- Bei der Härtefällung binden spezielle Zusatzstoffe die im Wasser gelösten Calcium- und Magnesium-Ionen. Dadurch anfallende Schlämme werden im zweiten Schritt der Heizungswasserenthärtung beispielsweise durch Schlammabscheider entfernt.
- Der pH-Wert des Heizungswassers kann mit Zugabe alkalischer Lösungen beeinflusst werden.
Was im Einzelfall für die Heizungswasseraufbereitung sinnvoll ist, hängt von der jeweiligen Heizungsanlage und den örtlichen Gegebenheiten ab. Ein Beispiel: Eine Enthärtungsanlage inklusive Nachfüllstation mit Systemtrenner kostet inklusive Montage und Erstbefüllung durchschnittlich 900 Euro. Nach deren Einbau ist Heizungswasser jederzeit einfach und sicher nachzufüllen. Die Kosten lassen sich durch einen staatlichen Zuschuss reduzieren. Je größer das Gebäude, desto eher lohnt sich eine solche stationäre Enthärtungsanlage. Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern kommen dagegen meist mobile Lösungen zum Einsatz.
Heizungswasser nachfüllen
Was muss beim Nachfüllen von Heizungswasser beachtet werden?
Ob Mieter*in oder Hauseigentümer*in: Füllen Sie ohne vorherige Einweisung eines Fachhandbetriebs Heizungswasser nach, gefährden Sie bei auftretenden Schäden die Gewährleistungsansprüche gegenüber dem Hersteller. Auch ein eventueller Versicherungsschutz (Hausratversicherung oder Gebäudeversicherung) geht mitunter verloren. Sämtliche Schritte zur Instandhaltung, wie auch das Nachfüllen von Wasser, sind genau zu dokumentieren. Im Schadensfall wird diese lückenlose Dokumentation benötigt. Befüllt dagegen ein Fachbetrieb die Heizungsanlage, so wird die richtige Konditionierung des Wassers für Ihre Heizung sichergestellt. Mieter*innen sollten daher keinesfalls selbst Heizungswasser nachfüllen. Für Eigentümer*innen empfiehlt sich ebenfalls eine Fachkraft.
Vor dem Nachfüllen von Heizungswasser sind nämlich folgende Vorschriften und Kriterien unbedingt zu erfüllen:
- Prüfen, welche Anforderungen die Heizungsanlage bezüglich pH-Wert und Wasserhärte vorschreibt. Die Angaben stehen im Betriebshandbuch.
- Prüfen, welchen pH-Wert und welche Wasserhärte das Leitungswasser hat. Diese Werte sind beim örtlichen Wasserversorger zu erfragen.
- Prüfen, ob der Heizungsanlage Enthärtungsanlagen vorgeschaltet und diese einsatzbereit sind.
- Prüfen, ob darüber hinaus spezielle Zusatzstoffe für das Konditionieren nötig sind. Wenn ja, kein unbehandeltes Leitungswasser hinzufügen.
- Prüfen, ob speziell konditioniertes Heizungswasser in der Anlage ist. Wenn ja, kein unbehandeltes Leitungswasser hinzufügen.
- Prüfen, wie hoch der optimale Wasserdruck sein soll. Dieser ist im Betriebshandbuch der Heizungsanlage angegeben.
- Nach Europanorm DIN EN 1717 muss ein Systemtrenner zum Einsatz kommen. Er verhindert, dass verunreinigtes Heizungswasser ins Trinkwassernetz gelangt. Ständig offene Verbindungen mit dem Trinkwassernetz sind laut dieser Vorschrift verboten.
- Der Befüllvorgang ist zu dokumentieren. Er zählt als Maßnahme zur Instandhaltung.
Anleitung: Wie fülle ich Heizungswasser nach?
Nachdem eine Fachkraft den/die Eigentümer*in der Heizungsanlage eingewiesen hat, kann diese/r auch selbstständig Heizungswasser nachfüllen – wenn die Anlage dafür geeignet ist.
Manche Anlagen sind bereits mittels Nachfüllstation direkt an das Trinkwassernetz angeschlossen. Dann müssen die entsprechenden Hähne und Ventile nur noch geöffnet werden – falls Systemkomponenten der Heizungsanlage das Wasser automatisch konditionieren. Solche Nachfüllstationen sind in der Regel nachrüstbar. Ansonsten kommen mobile Befüllstationen zum Einsatz.
Fußbodenheizungen sollten keinesfalls mit unbehandeltem Leitungswasser befüllt werden. Wegen der im Vergleich zu anderen Heizanlagen geringeren Querschnitte der Rohre sind Kalkablagerung und Schlammbildung besonders fatal.
So geht Heizungswasser nachfüllen
So füllen Sie manuell Heizungswasser nach, wenn keine feste Verbindung mit dem Trinkwassernetz besteht (Anleitung – vorher oben genannte Vorschriften und Kriterien prüfen).
Wichtig: Steht nur eine Wasserleitung zur Verfügung, muss laut DIN EN 1717 ein Systemtrenner eingesetzt werden. Er verhindert, dass verunreinigtes Heizungswasser ins Trinkwassernetz gelangt.
- Heizung/Umwälzpumpe abschalten und alle Thermostatventile der angeschlossenen Heizkörper voll aufdrehen.
- Wasserschlauch eventuell ausspülen, um Schmutz zu entfernen. Ihn danach an den Wasserhahn und an den Kesselfüll- und -entleerungshahn (KFE-Hahn) anschließen. Die Verbindung am KFE-Hahn allerdings noch nicht ganz fest zudrehen, damit Luft aus dem Schlauch entweichen kann.
- Vorsichtig den Wasserhahn aufdrehen. Wasser laufen lassen, bis der Schlauch keine Luft mehr enthält. Das am KFE-Hahn austretende Wasser mit einem Eimer auffangen.
- Den Schlauch am KFE-Hahn fest anschließen. Den Wasserhahn weiter öffnen, damit der Schlauch unter Druck steht. KFE-Hahn öffnen und beim Auffüllen die Druckanzeige am Manometer beobachten. In der Regel ist dort der maximal zulässige Druck abzulesen. Diesen auf keinen Fall überschreiten!
- KFE-Hahn und Wasserhahn schließen, Heizung/Umwälzpumpe in Betrieb nehmen. Alle Thermostatventile der angeschlossenen Heizkörper offen halten. Wasser einige Minuten zirkulieren lassen.
- Verfügt die Heizung nicht über Schnellentlüfter oder automatische Entgasungsanlage, müssen die Heizkörper manuell entlüftet werden. Danach Druck am Manometer erneut kontrollieren. Ist der Druck zu gering, ist erneut Heizungswasser nachzufüllen.
- Stimmt der Druck, nun den Schlauch abmontieren. Am besten zuerst am KFE-Hahn, um das überschüssige Wasser im Eimer aufzufangen.
Wie oft soll ich Heizungswasser nachfüllen?
Etwa einmal im Jahr ist meist Heizungswasser nachzufüllen. Wann genau das gemacht werden muss, hängt vom jeweils benötigten Betriebsdruck der Heizung beziehungsweise dem Mindestdruck ab. Ist der Druck zu niedrig, wird es Zeit zum Nachfüllen von Heizungswasser. Das Manometer zeigt den derzeitigen und oft auch den maximal zulässigen Druck an. Generell sollte der Betriebsdruck einer Heizung nie unter 1 bar sinken. Wird der Mindestdruck unterschritten, schalten sich moderne Heizanlagen zum Schutz vor Schäden aus.
Der Heizungskreislauf ist ein geschlossenes System. Wasser entweicht aber beispielsweise durch Entlüften, Austausch von Teilen und unpassende oder defekte Dichtungen. Jeder Nachfüllvorgang ist als Teil der Heizungswartung zu dokumentieren. Es sollte also entsprechende Aufzeichnungen geben. Fehlt mehr als ein Mal im Jahr Heizungswasser, sollte eine Fachkraft nach der Ursache für den Wasserverlust suchen und diese beheben.
Zum HeizCheckEntgasung der Heizung - Wie kommt das Gas ins Heizungswasser?
Wasser enthält Gase, welche sich je nach Druck und Wassertemperatur lösen oder als „Luftblasen“ ausgasen. Ist die Heizungsanlage für eine längere Zeit außer Betrieb, sinkt die Gaslöslichkeit. Das heißt: Es können mehr Luftblasen entstehen. Beim Austausch von einzelnen Teilen kann Restluft eingeschlossen werden. Durch defekte Dichtungen kann ebenfalls Luft in die Anlage gelangen. Ein defektes Ausdehnungsgefäß kann ein weiterer Grund für Gas im Heizungswasser sein. Zusätzlich können durch Fäulnisprozesse und Bakterien Methan und durch bestimmte korrosive Prozesse Wasserstoff entstehen. Das Eindringen und Bilden von Gasen ist also unvermeidbar.
Warum muss ich meine Heizung entgasen?
Für das Entgasen der Heizung gibt es viele Gründe: Da Gas das Heizungswasser verdrängt, werden von der Heizungsanlage entfernte Heizkörper, besonders die höchsten, nicht mehr richtig warm. Generell leitet gasreiches Wasser Wärme schlechter. Die Anlage erreicht zudem oft nicht mehr den optimalen Betriebsdruck für eine Heizung. Ergebnis: Die Heizkosten steigen.
Durch permanente Entgasung kann die Effizienz eines Heizsystems in einem Einfamilienhaus (15 kW-Radiatorheizung) um 6,5 Prozent gesteigert werden. Bei einem Zweifamilienhaus (mit moderner, verbrauchsgünstiger Niedertemperatur-Fußbodenheizung) beträgt die maximale Effizienzsteigerung sogar 10,6 Prozent. Das hat eine Computersimulation im Auftrag der Reflex Winkelmann GmbH ergeben. Welche Einsparungen damit in der Praxis erreicht werden können, ist jedoch von vielen Faktoren – wie dem allgemeinen technischen Zustand der Heizung – abhängig.
Neben unnötig hohen Heizkosten drohen auch Schäden, wenn die Heizung nicht entgast wird; falls zusätzlich das Heizungswasser nicht ordnungsgemäß konditioniert wurde oder die Anlage anderweitig nicht intakt ist. Sauerstoff zum Beispiel fördert dann die Korrosion von Metall, das in vielen Bauteilen einer Heizung verwendet wird. Stickstoff kann sich in Heizungsanlagen anreichern und die Zirkulation stören. Gasblasen können den Verschleiß an Pumpen und Ventilen beschleunigen. Außerdem sind die typischen „Gluckergeräusche“ der Gasblasen störend.
Heizung manuell entgasen/Heizung manuell entlüften
Mit einem einfachen Heizungsschlüssel kann am Lüftungsventil des einzelnen Heizkörpers freies Gas abgelassen werden. Vorsicht: Das Heizungswasser ist eventuell heiß und sollte mit einer kleinen Schüssel aufgefangen werden:
- Wenn die Heizungspumpe aus ist, das Thermostatventil voll aufdrehen (sonst zu),
- vorsichtig das Lüftungsventil öffnen,
- Gas entweicht zischend;
- sobald Wasser nachkommt, Lüftungsventil schließen.
Dieser Vorgang ist an allen Heizkörpern zu wiederholen. Danach sollten Sie den Wasserdruck der Heizungsanlage prüfen. Eventuell ist nach dem Entlüften Heizungswasser nachzufüllen, um für den nötigen Wasserdruck zu sorgen.
Wer seine Heizung wie beschrieben manuell entgast, erwischt jedoch nur einen Teil der im Heizungswasser enthaltenen Gase. Das im Wasser gelöste Gas lässt sich so gar nicht entfernen. Für große Ein-/Zweifamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser mit entsprechend vielen Heizkörpern ist das dezentrale Entgasen zudem sehr aufwendig. Empfehlenswert ist deswegen das automatische Entgasen der Heizungsanlage.
Heizung automatisch entgasen
Um eine Heizungsanlage automatisch und während des normalen Betriebs zu entgasen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
- selbsttätige Entlüftungsventile/Schnellentlüfter: Diese Ventile öffnen sich automatisch, wenn freie Gase einen im Entlüfter eingebauten Schwimmer nach unten sinken lassen. Das Gas kann dann entweichen. Dringt nur noch Wasser nach, steigt der Schwimmer und schließt somit das Ventil wieder. Allerdings können so nur freie Gase („Luftblasen“) entweichen. Im Wasser enthaltene Mikroblasen mit einem Durchmesser bis zu 0,2 Millimeter fließen im Strömungswasser vorbei. Ebenso verbleiben im Wasser gelöste Gase im Heizungskreislauf. Zudem sind Schnellentlüfter anfällig für Verschleiß und im Heizungskreislauf nur örtlich wirksam.
- Vakuum-Entgasung: Bei dieser Methode zum automatischen Entgasen wird das Wasser in einer Art Bypass aus dem Kreislauf in einen separaten Behälter gepumpt. Durch das dortige Vakuum gast das Wasser aus. Ein Entlüfter lässt das freigewordene Gas ab. Das entgaste Wasser gelangt wieder in den Heizungskreislauf. Der Vorgang beginnt erneut. Heizungswasser wird so kontinuierlich entgast.
- Vakuum-Sprührohrentgasung: Das wie bei der Vakuum-Entgasung abgezweigte Heizungswasser wird im Vakuum-Behälter zusätzlich fein versprüht. Durch die größere Wasseroberfläche lassen sich noch mehr gelöste Gase entfernen. Ein Wirkungsgrad von etwa 90 Prozent ist laut Herstellern erreichbar. Das zurückgeführte Wasser ist dann nahezu gasfrei. Im Rahmen einer Heizungsoptimierung sind Steuergeräte zum automatischen Entgasen (Vakuum-Entgasung und Vakuum-Sprührohrentgasung) durch staatliche Zuschüsse förderbar.
Optimieren von Heizungswasser bei Altbau und Neubau
Neubau-Heizung: Tipps fürs Heizungswasser
Bei einem Neubau oder einem Austausch einer Heizungsanlage kann nach dem aktuellen Stand der Technik geplant und eingebaut werden. Damit die Heizung auch langfristig effizient arbeitet, sollten Sie folgende Punkte berücksichtigen und beim Fachbetrieb ansprechen:
- Enthärtungsanlagen sollten zumindest bei Mehrfamilienhäusern oder anderen großen Gebäuden eingebaut werden. Sie sorgen für die optimale Wasserhärte und pH-Werte. Heizungsanlagen sind so langlebiger und arbeiten dauerhaft effizienter.
- Der Einbau einer Nachfüllstation ist ebenfalls bei größeren Anlagen sinnvoll. Heizungswasser kann so mit wenigen Handgriffen vom Betreiber selbst nachgefüllt und automatisch konditioniert werden. Wird das Nachfüllen automatisiert, sollten Sie kontrollieren, wie oft und wie viel Wasser nachgefüllt wird. Ansonsten bleiben Defekte und undichte Komponenten zu lange unbemerkt.
- Um das Heizungswasser fortwährend zu entgasen, ist eine automatische Vakuum-Entgasung oder Vakuum-Sprührohrentgasung empfehlenswert, vor allem bei größeren Anlagen.
- Nicht zu vergessen ist generell ein hydraulischer Abgleich.
Altbau-Heizung: Tipps zum Heizungswasser
Bei einem Altbau liegt die Installation einer Heizungsanlage oft schon viele Jahre zurück und auch beim Hauskauf wird die bestehende Heizungsanlage meist weiter verwendet. Allerdings entsprachen im Jahr 2016 satte 63 Prozent der bundesweit 20,7 Millionen Heizungsanlagen nicht dem aktuellen Stand der Technik und sind demzufolge ineffizient. Dies belegen Zahlen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks und des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie. Es gibt also viel Potenzial für Verbesserungen.
Was ist bei einer alten Heizung in Sachen Heizungswasser zu empfehlen?
- Dokumentation prüfen: Da alle Wartungen wie auch Befüllvorgänge mit Heizungswasser dokumentiert werden müssen, ist ersichtlich, welche Maßnahmen in der Vergangenheit getroffen wurden.
- Wasserwerte des Heizungswassers bestimmen: Mit Wassertest-Sets aus Drogerien, Apotheken oder Online-Shops sind pH-Wert und Wasserhärte ungefähr bestimmbar. Genauere Messungen kann bei Bedarf ein Fachbetrieb vornehmen.
- Läuft die Heizungsanlage seit langem mit der vorgefundenen Wasserqualität schadensfrei, ist es nicht immer sinnvoll, dieses gegen anderweitig konditioniertes Heizungswasser zu wechseln; besonders, wenn die Gewährleistung des Herstellers bald abläuft.
- Ist der Heizkessel älter als zehn Jahre, lohnt es sich meist nicht, in die Aufbereitung von Heizungswasser zu investieren. Prüfen Sie besser, ob die Heizungsanlage effizient arbeitet und dem Stand der Technik entspricht. Falls nicht, ist ein Austausch besser als eine einzelne Optimierungsmaßnahme.
- Ist die Heizungsanlage technisch in einem guten Zustand, kann das Nachrüsten von Komponenten für das permanente Entgasen von Heizungswasser, wie die Vakuum-Entgasung und die Vakuum-Sprührohrentgasung, sinnvoll sein.
- Ein hydraulischer Abgleich ist auch bei einer bestehenden Heizungsanlage empfehlenswert.
Förderung für geeignetes Heizungswasser – per Heizungsoptimierung
Als Einzelmaßnahme werden Maßnahmen für geeignetes Heizungswasser nicht gefördert. Das heißt: Wer nur das Wasser optimiert, bekommt dafür kein Geld vom Staat. Voraussetzung für Fördermittel ist eine weitere Maßnahme zur Heizungsoptimierung: der hydraulische Abgleich der Heizanlage. Das rechnet sich in vielen Fällen innerhalb weniger Jahre, lohnt sich also für fast alle Hauseigentümer*innen.
Für eine solche Heizungsoptimierung sind 30 Prozent vom Staat möglich – in Kombination auch für Anlagen, die per Sprührohrentgasung für geeignetes Wasser sorgen. Eine Liste förderfähiger Hersteller oder Anlagen gibt es laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nicht. Wichtig ist jedoch eine Einzelrechnung für förderfähige Maßnahmen, in diesem Fall mit der Bezeichnung „Sprührohrentgasung“. Wie Sie die Förderung für Heizungswasser beantragen können, erfahren Sie in unserem Dossier über Fördermittel zur Heizungsoptimierung.
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