Kamin, Kaminofen, Ofen:
Gesundheitliche Folgen von Feinstaub

17.11.2022 Lesedauer: min Clemens Boekholt

Rauch über einem Dorf

Kamine, Kaminöfen und Öfen verbreiten eine angenehme Wärme und sorgen für ein gemütliches Ambiente. Doch dass bei der Verbrennung von Holz gesundheitsgefährdender Feinstaub entsteht, wissen viele Besitzer*innen solcher Kleinfeueranlagen nicht.

Was ist Feinstaub?

Feinstaub ist ein Teil des Schwebstaubs. Er ist so klein, dass er mit bloßem Auge nicht sichtbar ist. Als Schwebstaub (Englisch: „Particulate Matter“, kurz PM) versteht man jene Teilchen in der Luft, die nicht wie größere Partikel sofort zu Boden sinken. Stattdessen verbleibt Feinstaub für einige Zeit in der Atmosphäre.

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Verbrennung von Holz verursacht 2.500 Mal mehr Feinstaub als Gasheizung
  • Kaminöfen stoßen sehr viel Feinstaub aus
  • Feinstaub ist für Vielzahl von Krankheiten verantwortlich
  • Faustregel: Je kleiner die Partikel, desto gesundheitsgefährdender

Feinstaub-Zusammensetzung: Wie groß ist Feinstaub?

Abhängig von der Korngröße der Staubpartikel wird in verschiedene Fraktionen unterteilt:

  • PM10: Alle Partikel, deren aerodynamischer Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer ist, werden als Feinstaub bezeichnet.
  • PM2,5: Eine Teilmenge der Feinstaub PM10-Fraktion sind die Partikel, deren aerodynamischer Durchmesser weniger als 2,5 Mikrometer beträgt. Diese gehören zur Feinfraktion.
  • PM0,1: Die in ihrer Zusammensetzung kleinsten Feinstaubpartikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als 0,1 Mikrometer nennt man auch ultrafeine Partikel.

Generell gilt: Je kleiner die Teilchen, umso länger verweilen sie in der Luft.

Infografik zeigt die unterschiedlich großen Staubpartikel.
Feinstaubpartikel in Relation gesetzt: vom Felsen (Großstaub) bis zum Stecknadelkopf (Ultrafeinstaub)

Wie entsteht Feinstaub?

Feinstaubpartikel entstehen zu einem großen Teil durch Verbrennungsvorgänge. Die Hauptverursacher sind einerseits der Industrie- und der Verkehrssektor, aber auch Holzheizungen wie Kamine oder Kaminöfen (auch Holzöfen genannt) und Kachelöfen. Die winzigen Partikel stammen zum Beispiel von Ruß aus Öfen und Motoren. Im Straßenverkehr entsteht der Feinstaub auch aus dem Abrieb von Reifen, Kupplungen und Bremsen.

Weitere Verursacher für Feinstaub sind unter anderem:

  • die Wärmeerzeugung in Kraft- und Fernheizwerken und Abfallverbrennungsanlagen
  • der Schüttgutumschlag
  • bestimmte Industrieprozesse
  • die Landwirtschaft

Neben den von Menschen verursachten gibt es auch natürliche Feinstaub-Quellen. Hier entstehen Emissionen

  • aus Vulkanen und Meeren
  • durch Gesteins- und Bodenerosion
  • aus Wald- und Buschfeuern
  • durch bestimmte biogene Aerosole (Viren, Sporen von Bakterien und Pilzen)

Gibt es einen Unterschied zwischen Feinstaub und Stickoxid?

Stickoxide sind die Vorläufersubstanzen von Feinstaub und Ozon. Im Unterschied zum Feinstaub kommen Stickoxide in der Natur so gut wie gar nicht vor. Sie werden vom Menschen beim Verbrennen fossiler Energieträger erzeugt. Als Hauptquellen von Stickstoffoxiden gelten Verbrennungsmotoren und Feuerungsanlagen für Kohle, Öl, Gas, Holz und Abfälle. Zusammen mit Kohlenwasserstoffen führen Stickoxide zur Bildung von Ozon.

Was sind Stickoxide?

Stickstoffoxid (kurz: Stickoxid) ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene gasförmige Verbindungen. Sie bestehen aus den Atomen Stickstoff (N) und Sauerstoff (O). Als wichtigste Verbindungen gelten Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2), zusammengefasst werden sie als Stickoxid (NOₓ) bezeichnet. Sie entstehen als Produkte unerwünschter Nebenreaktionen bei Verbrennungsprozessen. Stickoxide sind für den Menschen gesundheitsschädlich. Sie schädigen die Schleimhäute, reizen die Augen und gehen auf die Bronchien. In dauerhafter und hoher Konzentration können Stickoxide sogar zu chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Welche gesundheitlichen Folgen verursacht Feinstaub?

Dass es einen Zusammenhang zwischen unserer Gesundheit und Feinstaub gibt, ist unbestritten. Denn über die Atemluft dringt der Feinstaub in die Lunge. Dort kann er Entzündungen, Asthma-Anfälle oder auch Krebs verursachen. Zudem kann Feinstaub Schadstoffe wie giftige Schwermetalle bis in die Verästelungen der Lunge tragen. Die feinen Partikel wirken sich auch negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus und senken die Lebenserwartung.

Feinstaub-Partikel: Auf die Größe kommt es an

Dabei gilt: Je kleiner die Partikel, umso schädlicher (siehe Abbildung „Relationen der Feinstaubartikel“). Denn besonders die ultrafeinen Partikel dringen weit in die Atemwege vor. Sie erreichen sogar den Blutkreislauf und verbreiten sich bis in alle Organe. Weitere, gesundheitliche Auswirkungen, die nachweislich mit Feinstaubbelastungen zusammenhängen, sind Schleimhautreizungen und verstärkte Plaquebildung in den Blutgefäßen oder Schlaganfälle. Zudem gibt es Berichte, wonach Feinstaub Allergien verstärken kann. Doch die Folgen sind noch drastischer, da es auch Feinstaub-Tote zu beklagen gibt: Die Europäische Umweltagentur (EEA) geht davon aus, dass im Jahr 2016 rund 400.000 Menschen in Europa vorzeitig starben, weil sie Feinstaub und anderen Luftschadstoffen ausgesetzt waren. Auch der Gesetzgeber hat die Risiken erkannt und reagiert.

Wie hoch ist der aktuelle Feinstaub-Grenzwert?

In der Europäischen Union und damit auch in Deutschland gelten Grenzwerte für die PM10-Konzentration in unserer Atmosphäre. Die Grenzwerte legen fest, wie hoch die Feinstaub-Konzentration in Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) höchstens sein darf.

  • Dabei beträgt die Obergrenze für das Jahresmittel 40 µg/m³. Im Jahresdurchschnitt darf die Konzentration diesen Mittelwert nicht überschreiten.
  • Zudem gibt es einen Tagesgrenzwert von 50 µg/m³. Dieser Grenzwert darf nur 35-mal pro Jahr überschritten werden.

Problematisch ist dies an Orten mit einem hohen Verkehrsaufkommen, vor allem in städtischen Ballungsräumen und am Rande von Industriegebieten. Dort sind die Feinstaubemissionen mitunter sehr hoch, die Grenzwerte werden hier oft überschritten.

Grenzwerte für Feinstaub in Innenräumen

Wer Grenzwerte für den Feinstaub im Innenraum sucht, wird leider nicht fündig: Alle Werte beziehen sich ausschließlich auf die Außenluft.

Grenzwerte für den Schadstoff Feinstaub (PM10)

Für mehr Informationen bitte scrollen bzw. ziehen

Bezeichnung
Mitteilungszeitraum
Grenzwert
Zeitpunkt, ab dem der Grenzwert einzuhalten ist
Grenzwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit
24 Stunden
50 µg/m³ PM10 dürfen nicht öfter als 35-mal im Jahr überschritten werden
seit 1.1.2005
Grenzwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit
Kalenderjahr
40 µg/m³ PM10
seit 1.1.2005
Feuerstättenarten nach europäischer DIN-Norm

Grenzwerte für den Schadstoff Feinstaub (PM2,5)

Für mehr Informationen bitte scrollen bzw. ziehen

Bezeichnung
Mitteilungszeitraum
Grenzwert
Zeitpunkt, ab dem der Grenzwert einzuhalten ist
Grenzwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit
Kalenderjahr
25 µg/m³ PM2,5
seit 1.1.2015
Feuerstättenarten nach europäischer DIN-Norm

Quelle: Umweltbundesamt

Rauchender Schornstein vor einem Wald.

App „Luftqualität“ zeigt Feinstaub-Belastung an

Über ganz Deutschland verteilt gibt es mehr als 450 Stationen, die rund um die Uhr die Belastung durch Feinstaub messen. Die Messergebnisse können Sie mit der kostenlosen App „Luftverschmutzung“ vom Umweltbundesamt abrufen. Die App stellt stündlich aktualisierte Daten für die gesundheitsgefährdenden Schadstoffe Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid und Ozon zur Verfügung. So können Sie die Feinstaubbelastung in Ihrer Umgebung ermitteln.

Wie schädlich ist Feinstaub vom Kaminofen?

Der Feinstaub, der bei der Nutzung von Kaminöfen entsteht, ist genauso schädlich wie jener, der durch den Straßenverkehr oder die Industrie erzeugt wird. Dabei sind Kamine, Kaminöfen und Öfen wahre Feinstaubschleudern. Laut Berechnungen des Umweltbundesamts entsteht bei der Verbrennung von Holz durchschnittlich 2.500-mal mehr Feinstaub als bei einer Gasheizung. Zusatzheizungen und zentrale Heizkessel für Festbrennstoffe in Privathaushalten und Kleingewerbe emittieren mehr Feinstaub als die Motoren im Straßenverkehr.

Kaminöfen fehlen oft die Feinstaub-Filter

Der Hauptgrund für die massive Luftverschmutzung: Während Dieselfahrzeuge beispielsweise mit Partikelfiltern ausgestattet werden, ist das bei Kaminöfen bisher eher eine Seltenheit. Zukünftig werden sich Besitzer*innen mit einer möglichen Stilllegung ihres Kaminofens beschäftigen müssen. Denn für Einzelraumfeuerungsanlagen gelten je nach Alter und Typ verschiedene Übergangsfristen, die Ende 2024 auslaufen. Bis dahin kann es erforderlich sein, den eigenen Kaminofen nachzurüsten oder stillzulegen. Neben dem Heizen mit Stückholz verursacht auch eine Pelletheizung Feinstaub.

Gemütliches Wohnzimmer mit Kaminofen.
Kaminofen: Gemütlich, angesagt und ohne die richtigen Staubabscheider auch gefährlich.

Verursacht ein Kaminofen Feinstaub in der Wohnung?

Tatsächlich kann sich durch einen Kaminofen Feinstaub im Haus oder der Wohnung verbreiten. So emittiert ein Kaminofen Feinstaub im Innenraum, wenn die Ofenklappe geöffnet wird oder der Kaminofen in nicht technisch einwandfreiem Zustand ist. Aussagen zur Höhe der Feinstaubbelastung in Innenräumen zu treffen ist allerdings schwierig, da es bisher nur wenige Untersuchungen dazu gibt. Feinstaub gelangt auch durch weitere Quellen in die Raumluft:

  • offene und undichte Fenster
  • Anhaftungen an Schuhen und Kleidung
  • Rauchen
  • Kerzen
  • Staubsaugen
Clemens Boekholt

Über den Autor

Clemens Boekholt

Clemens Boekholt ist seit 2017 freiberuflich für co2online im Einsatz. Er hat während dieser Zeit Themen wie den Europäischen Emissionshandel oder die Klimafolgen-Anpassung bearbeitet. Inzwischen arbeitet er konzeptionell und als Texter für die Social Media-Kanäle von co2online.

Zum Autor*innenprofil
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Dieser Inhalt ist entstanden im Rahmen der Kampagne: „Heizen mit Holz – Feuer und Flamme für saubere Luft“.

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