Naturland
• strenge, ökologische Kriterien
• Verzicht von Kahlschlägen, Pestiziden und Düngemitteln, Bodenbearbeitung, Bodenentwässerung
17.11.2022 Lesedauer: min Clemens Boekholt
Wenn Holz verbrennt, wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie das Holz während des Wachstums zuvor aus der Atmosphäre aufgenommen hat. Darum gilt Heizen mit Holz als klimaneutral. Doch in der Praxis sieht die CO2-Bilanz von Holz meist ganz anders aus.
Heizen mit Holz hat – theoretisch – eine ausgeglichene Klimabilanz. Beim Verbrennen von Holz wird so viel CO2 freigesetzt, wie der Baum vorher aufgenommen hat. Lange Transportwege, steigende Nachfrage und Holz aus nicht zertifizierten Quellen verschlechtern die Umweltbilanz des Brennstoffs.
Nutzen Sie einen Kaminofen als Zusatzheizung? Finden Sie den Verbrauch Ihrer Hauptheizung zu hoch? Vergleichen Sie ihn mit dem ähnlicher Haushalte. Nötig ist dazu Ihre Heizkostenabrechnung.
Weil Heizen mit Holz CO2-neutral ist, hat es ein gutes Image: Es gilt als nachhaltig, klimaneutral und die entstehende Wärme wird oft als angenehm und besonders gemütlich beschrieben. Doch tatsächlich ist die Holzenergie nicht uneingeschränkt gut für unser Klima und die Umwelt– ganz im Gegenteil: Heizen mit Holz kann umweltschädlich sein. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Beim Heizen mit einem Kamin oder Kaminofen werden etwa 40 Prozent der eingesetzten Endenergie verschwendet, wie eine Studie von co2online und der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung ergab. Gebäude mit einem Kaminofen haben demzufolge einen 16 Prozent höheren Gesamt-Energieverbrauch als Gebäude ohne Kaminofen.
Ein großer Teil des deutschen Waldes dient als Produktionsstätte für den nachwachsenden Rohstoff Holz. Jahr für Jahr werden rund 70 Millionen Kubikmeter Holz geschlagen und zum Teil auch als Brennholz verwendet. Heizen mit Holz wird immer beliebter – so beliebt, dass unsere heimischen Wälder nicht mehr ausreichen, um die Nachfrage zu decken. Denn während der Bedarf steigt, bleiben die Waldflächen konstant.
Um den Bedarf in Deutschland zu decken, wird viel Brennholz aus anderen waldreichen Ländern importiert. Hierzu zählen vor allem Länder aus Osteuropa wie die Ukraine, Belarus, Russland, dem Kosovo, Polen, Bulgarien oder Slowenien. Bedenklich ist dabei, dass dort oft andere Umweltstandards bei der Waldbewirtschaftung gelten. Wegen der stark gestiegenen Nachfrage floriert in einigen Ländern zudem der illegale Forstabbau. Das importierte Holz ist oft so günstig, dass sich eine ordentliche Forstbewirtschaftung für deutsche Kleinwaldbesitzer*innen finanziell nicht lohnt.
Importiertes Holz, dessen genaue Herkunft sich oft nicht mehr nachvollziehen lässt, ist zudem oft zu nass. Dadurch rechnet sich auch der vermeintlich günstigere Preis nicht: Bei nassem Holz ist deutlich mehr nötig als bei getrocknetem Holz, um die gewünschte Wärme zu erzielen. Hinzu kommt, dass sich die CO2-Bilanz des importierten Brennstoffs wegen der oft mehreren tausend Kilometer Transportwege verschlechtert.
Umweltbewusste Verbraucher*innen sollten deshalb beim Holzkauf auf das richtige Gütesiegel achten.
• strenge, ökologische Kriterien
• Verzicht von Kahlschlägen, Pestiziden und Düngemitteln, Bodenbearbeitung, Bodenentwässerung
• definiert Minimalstandards, deren Einhaltung jährlich geprüft werden
• neben Umweltschutz auch soziale Belange und wirtschaftliche Interessen
• gilt als strengstes internationales Siegel für nachhaltige Waldwirtschaft
• garantiert, dass Holz überwiegend aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt
• Umweltschützer*innen kritisieren fehlende regelmäßige, unabhängige Kontrollen
Beim Heizen mit Holz erfreuen sich Pelletofen zunehmender Beliebtheit. Kombikessel heizen mit Pellets und Holz. Die Technik gilt als umweltfreundlich, flexibel und komfortabel. Doch auch hier ist es wichtig zu wissen, woher das Holz kommt. So gilt der Einsatz von Pellets aus Reststoffen generell als ressourcenschonender. Doch mitunter wird auch aus Frischholz Holzpellets gepresst. Das verbraucht so viel Energie, dass die CO2-Bilanz negativ negativ wird. Darum ist es auch bei Holzpellets wichtig, auf deren Herkunft zu achten.
Ein weiteres Problem für unser Klima ist der Feinstaub, der bei der Verbrennung von Holz entsteht. Feinstaub ist vor allem wegen der gesundheitlichen Schäden bekannt, die er bei Menschen verursachen kann. Doch die winzigen Partikel, die zum Beispiel von Ruß aus Öfen stammen, sind nicht nur ein lokales Problem. Sie können auch Einfluss auf das globale Klima haben, wenn diese Rußpartikel bis in die Arktis gelangen. Dort lagern sie sich auf der Schnee- und Eisdecke ab. Die weißen Oberflächen verdunkeln sich. Dadurch vermindert sich das Reflexionsvermögen des Eises, weshalb mehr Wärme zurückgehalten wird. Diese zusätzliche Wärme trägt dazu bei, dass das Eis der Arktis noch schneller schmilzt.
Die deutschen Wälder stehen aufgrund des Klimawandels unter Druck. Steigende Temperaturen und fehlende Niederschläge setzen vielen Bäumen zu und machen es Schädlingen einfacher. In einigen deutschen Wäldern, wie beispielsweise im Harz, wird das zusätzliche Totholz nicht als Brennholz genutzt, sondern im Wald belassen. Als Brennholz für den heimischen Markt fehlt dieses Holz.
Zudem wird Holz als Brennmaterial auch für Großanlagen immer interessanter. So setzen Kohlekraftwerke auf die Verstromung von Holzbiomasse. Denn im Rahmen des Europäischen Emissionshandels wird die Verwendung fossiler Quellen wie Gas oder Kohle immer teurer – und damit Holz als Alternative immer attraktiver. Setzen alle europäischen Energiekonzerne ihre Pläne zum Umstieg von Kohle auf Biomasse um, benötigen sie in etwa so viele Holzpellets, wie derzeit global produziert werden.
Ein Baum, der gerodet und für die Holzfeuerung verwendet wird, kann keine Emissionen mehr kompensieren. Somit fehlt jeder gefällte Baum im Kampf gegen den Klimawandel. Und selbst bei nachhaltiger Bewirtschaftung benötigt ein neu gepflanzter Baum meist viele Jahre, bis er so viel CO₂ kompensiert wie ein ausgewachsener, großer Baum. Die Bundesregierung vertritt eine ähnliche Position. Denn im Klimaschutzplan 2050 spielt der Wald eine wichtige Rolle – allerdings nicht als Brennstofflieferant, sondern als Treibhausgasspeicher.
Ist die Verwendung eines Kaminofen aus Sicht des Klimaschutzes gar nicht zu empfehlen? Fakt ist: Wälder sind wichtig als Ökosysteme und zur CO2-Kompensation. Heizen mit Holz verursacht zudem Feinstaub, der das Klima belastet, auch wenn die Holzverbrennung an und für sich CO2-neutral ist.
Wer auf seinen Kaminofen dennoch nicht verzichten kann oder will, sollte beim Heizen mit Holz diese Empfehlungen beachten:
"Um eine Tonne CO2 aufnehmen zu können, muss die Buche etwa 80 Jahre wachsen. Das heißt: Pro Jahr bindet die Buche 12,5 Kilogramm CO2. Sie müssten also 80 Bäume pflanzen, um jährlich eine Tonne CO2 durch Bäume wieder zu kompensieren. Zu beachten ist, dass Bäume in den ersten Jahren nach Pflanzung eher geringe Biomassevorräte anlegen. Erst mit zunehmendem Alter wird vermehrt CO2 gebunden", sagt Dr. Daniel Klein vom Wald-Zentrum der Universität Münster.
Dieser Inhalt ist entstanden im Rahmen der Kampagne: „Heizen mit Holz – Feuer und Flamme für saubere Luft“.