Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Solaranlagen lohnen sich auch für kleine Gebäude
- Solaranlagen erzeugen viel mehr Energie als für ihre Herstellung nötig ist
- Solaranlagen sind keine übermäßige Brandgefahr
- Auch Mieter*innen können profitieren
08.07.2024 Lesedauer: min Anne Weißbach und Mariana Friedrich
Sonnenenergie ist ein wesentlicher Faktor auf dem Weg zu einer unabhängigen Energieversorgung. Doch immer wieder machen Mythen die Runde, warum Photovoltaikanlagen für Ein- und Mehrfamilienhäuser ungeeignet sein sollen. Die zehn häufigsten Mythen hat unsere Autorin Mariana Friedrich geprüft.
Ist Ihr Dach für eine Photovoltaikanlage geeignet? Mit welchem Ertrag können Sie rechnen? Welche Förderungen gibt es? Hier geht’s zu den Antworten.
Ein Großteil der Eigenheimdächer in Deutschland ist laut Bundesverband Solarwirtschaft e. V. für Solaranlagen geeignet – für Wärme- wie für Stromerzeugung. Die Umrüstung auf erneuerbare Energieträger wurde in den vergangenen Jahren mit bis zu 45 Prozent Kostenübernahme gefördert. Trotzdem sind bisher nur etwa 2,5 Millionen Solaranlagen installiert.
Wieso?
Zur Skepsis gegenüber Solaranlagen tragen auch die Vorurteile und Irrtümer bei, die nach wie vor kursieren. Wir haben uns die gängigsten angesehen und entkräftet.
Stimmt ganz und gar nicht. Laut des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW könnte Deutschland einen wesentlichen Teil seines Energiebedarfs aus Solarenergie decken. Voraussetzung: Die Ausbauziele müssen dahingehend gestaltet und der Ausbau der erneuerbaren Energien auch umgesetzt werden.
Wie man sich auch im Winter einen Sonnenbrand holen kann, so lässt sich auch die Sonnenenergie das ganze Jahr über nutzen. Die neusten Generationen an Solarmodulen kommen auch mit niedrigen Temperaturen und diffusem Licht gut klar.
Es ist kein Geheimnis, dass Solarmodule in unseren Breiten den meisten Ertrag generieren, wenn sie nach Süden ausgerichtet und um 30 bis 35 ° geneigt sind. Aber die Ausbeute fällt nicht auf Null, wenn sich der Winkel ändert. Je nach Art und Standort des Gebäudes kann sich eine Ost-West-Ausrichtung bei Photovoltaikanlagen sogar eher rechnen. Lassen Sie das optimale Layout von einem Fachunternehmen kalkulieren.
Nein. Natürlich kann jedes Gerät kaputtgehen und damit Brände auslösen. Elektroinstallationen sind nach Angaben des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) die häufigsten Brandquellen in Deutschland. Dass eine fachgerecht installierte Solaranlage einen Brand verursacht, ist aber unwahrscheinlich. Das Fraunhofer ISE ist der Frage in einer umfassenden Untersuchung nachgegangen. Demnach gab es zwischen 2011 und 2015 1,5 Millionen Solaranlagen, die in Deutschland in Betrieb waren. In lediglich 210 Fällen wurden Brände von der Anlage verursacht.
Besonders häufig findet sich im Netz das Gerücht, die Feuerwehr würde Häuser mit Solardächern nicht löschen. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Brände in Verbindung mit Strom erfordern aber besondere Vorsichtsmaßnahmen beim Löschen.
Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Doch er stammt aus einer Zeit, als die verfügbaren Batteriespeicher noch nicht so weit entwickelt waren. Trotzdem lohnt sich ein Batteriespeicher für Privathaushalte laut Verbraucherzentrale aus rein finanzieller Sicht nicht. Die Unabhängigkeit von Energielieferanten fügt der Waagschale allerdings einen gewichtigen Punkt hinzu. Auf bis zu 70 Prozent könne ein Einfamilienhaus seine Unabhängigkeit mit einer Solaranlage mit Batteriespeicher erhöhen, sagen die Expert*innen. Wichtig dabei ist die richtige Kalkulation der Speichergröße und ein passendes Speichersystem – hier kommen übrigens auch Elektroautos infrage.
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In den vergangenen Jahren hat es sich gelohnt, Strom direkt ins Netz einzuspeisen. Aktuell lohnt es sich für Verbraucher*innen eher den Solarstrom auch selbst zu verbrauchen. Denn Strom aus dem Netz ist momentan doppelt bis dreifach so teuer. Mit dem neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz ist die Einspeisevergütung jedoch wieder steigen. Das bedeutet, dass es sich wieder mehr rentiert, den selbst erzeugten Strom komplett ins Netz einzuspeisen. Am wirtschaftlichsten ist immer noch, den Solarstrom direkt zu nutzen.
Ganz gleich wofür Sie sich entscheiden: Selbst erzeugte Solarenergie macht in jedem Fall unabhängiger von steigenden Energiepreisen und lohnt sich damit bei richtiger Planung und Einstellung. Dabei hilft Ihnen der PhotovoltaikCheck.
Zum kostenlosen PV-RechnerWie lange eine Solaranlage zuverlässig und auf dem Maximum ihres Wirkungsgrades arbeiten kann, hängt davon ab, wie gut sie gewartet wird und ob sie fachgerecht installiert wurde. Hersteller garantieren in den meisten Fällen noch nach 20 Jahren einen Wirkungsgrad von etwa 80 Prozent. Studien des Fraunhofer ISE zeigen aber, dass lediglich ein Wirkungsgradverlust von 0,15 Prozent pro Jahr realistisch ist, Sie also mehr als garantiert erwarten dürfen.
Bei Modulen mit flacherem Einfallswinkel können zudem Reinigungen nötig werden, weil Regen, Staub und Schmutz weniger gut wegspült werden.
Hersteller*innen geben häufig eine Garantie von 20 bis 25 Jahren für eine Solaranlage. Das bedeutet aber nicht, dass die Anlage danach schrottreif ist. Auch ältere Anlagen erzeugen noch Strom, wenn die Solarmodule richtig gepflegt und gewartet wurden.
Das Montagesystem für die Photovoltaikanlage muss zur Dachschräge und Dachstruktur passen. Als Kund*in sollten Sie nur auf zugelassene und geprüfte Systeme setzen. Leidet das Dach unter der Photovoltaikanlage, dann wurde sie nicht richtig installiert. Ausrichtung und Neigung des Dachs sollten vor der Installation optimal berechnet werden, zum Beispiel mit dem PhotovoltaikCheck.
Gut, über Geschmack lässt sich streiten. Aber es gibt inzwischen viele Solarsysteme, die auch ästhetisch einiges hermachen. Sie lassen sich auf nahezu allen Dachformen installieren und können als Fassadenanlagen in die Gebäudehülle integriert werden. Dachfenster, Spezialmaße und Farbwünsche stellen längst keine Hürden mehr da. Es gibt sogar Solarziegel, die sich optisch kaum von herkömmlichen Ziegeln unterscheiden.
Interessant: Wissenschaftler*innen des Fraunhofer ISE haben sich Schmetterlingsflügel zum Vorbild für neue Solarmodule genommen. Statt Farbpigmente nutzen sie die Oberflächenstruktur, um einen Farbeffekt zu erzeugen.
Unumstritten muss für die Produktion von Solaranlagen auch Material und Energie aufgewendet werden. Eine aktuelle Bewertung im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigt allerdings, dass Solaranlagen mit der durch sie erzeugten Energie bereits nach 0,9 bis 2,1 Jahren die für ihre Produktion aufgewendete Energie übertreffen.
Im Gegensatz zu fossilen Energien und Atomkraftwerken wandeln Solar- und Windkraftanlagen Energie aus Quellen um, die nicht erst erzeugt oder erneuert werden müssen. Wind und Sonne sind da. Sie verbrauchen sich nicht.
Für einen fundierten Vergleich der gängigen Energieträger mit Blick auf die Nachhaltigkeit sei diese Zusammenfassung der deutschen Physikerin Sabine Hossenfelder empfohlen.
Das mag auf den ersten Blick logisch erscheinen, stimmt aber nicht. Denn auch für Vermieter*innen ist es attraktiv, Strom aus erneuerbaren Quellen zu nutzen und direkt an Mieter*innen und sogar ein ganzes Quartier weiterzuverkaufen.
Vermieter*innen können sogar Mieterstrommodelle mit lokalen Stromanbietern vereinbaren und so den Strom indirekt an Mieter*innen abgeben. Für Vermieter*innen ist das nicht nur ein Beitrag zur Energiewende, Mieterstrommodelle bringen ihnen auch Mieterstromzuschläge nach Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein.
Und nicht zu vergessen: Balkonkraftwerke sind für Mieter*innen eine reale Möglichkeit, Strom selbst zu erzeugen. Sie müssen für den Betrieb einer solchen Anlage lediglich das Einverständnis des/der Vermieter*in einholen.
Das wird gern von Gegner*innen erneuerbarer Energien behauptet, ist aber nicht belegt. Im Gegenteil. Laut Fraunhofer ISE gibt es in Deutschland ausreichend nutzbare Flächen, «und zwar ohne nennenswerte Konflikte mit der Landwirtschaft».
Doppelte Flächennutzungen wie beispielsweise durch Agri-PV-Installationen, schwimmende PV-Anlagen und PV-Module auf Verkehrsflächen böten sogar mehr Vor- als Nachteile. So könnten Landwirt*innen beispielsweise durch Agri-PV die für die Landwirtschaft nötige Energie selbst erzeugen und die Solarmodule als Sonnen- und Unwetterschutz für ihre Pflanzen und Tiere nutzen.
Solaranlagen führen sogar dazu, ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen zu renaturieren, belegt eine 2019 veröffentlichte Studie für den Bundesverband Neue Energiewirtschaft. Biodiversitätsprojekte und Photovoltaik werden von vielen Anbieter*innen inzwischen gemeinsam gedacht und umgesetzt.