Einmal komplett, bitte: Solarthermie und Photovoltaik für Familie aus Pasewalk

06.07.2018 Lesedauer: min Marcus Weber

Praxistester Jan Rutz vor der neuen Solarthermieanlage.

„Super! Ich bin begeistert!“ Wenn Jan Rutz von seiner neuen Solarthermieanlage erzählt, beginnt er zu schwärmen. Auch wenn die Installation nicht reibungslos lief – mit dem Ergebnis ist er mehr als zufrieden. Kein Wunder, dass sich die Familie aus Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern spontan entschlossen hat, zusätzlich zur Solarthermie für Heizen und Warmwasser noch eine Photovoltaikanlage zu installieren. Jetzt kann sie rundum Sonnenergie nutzen.

Glückliche Eltern mit kleinen Kindern im Huckepack, die gemeinsam in einem Garten in der Nähe ihres Hauses herumlaufen und Spaß haben.

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Die wichtigsten Fakten
Einfamilienhaus Wohnfläche: 128 m²
Baujahr 1997
2 Erwachsene
­
Solarthermie / Kollektoren
4 Buderus Flachkollektoren Logasol SKT1.0-s
Fläche: 10 m2
Baujahr: 2016
Trinkwassererwärmung
ja
­
Heizungsunterstützung
ja
­
Speicher
in Heizkessel integrierter Schichtenladespeicher

 

Buderus Pufferspeicher PNR400
Größe: 150 Liter



Größe: 400 Liter
Heizkesseltausch
ja
­
Heizkessel
Logamax plus GBH192iT mit interner Buderus Hybridtechnologie
Leistung: 25 kW
Regelung
Buderus Logamatic RC300
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Monitoring
Itron Gas-Smart-Meter
3 Allmess Wärmemengenzähler für Raumwärme, Warmwasser, Solar

Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern), November 2016. Manchmal steht Jan Rutz vor seiner neuen Solarthermieanlage. Einfach so. Steht da, schaut und hört zu, wie der Brenner anspringt. „Die kleine Flamme auf dem Display leuchtet blau. Es gibt dieses ganz sanfte Rauschen. Mehr nicht.“ Dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht; die braunen Augen strahlen. „Wahnsinn, wie leise solche Anlagen heutzutage sind.“ Technik hat den 53-jährigen Elektromeister, der heute als Sachbearbeiter in der Energieversorgung arbeitet, schon immer fasziniert. Bei seiner Frau Annett (51) ist das anders.

Jan Rutz vor seinem Haus mit Solarthermie.

„Klar, wir haben schon gemeinsam vor der neuen Anlage gestanden“, erzählt Jan Rutz. Er hat seiner Frau erklärt, was sie wissen muss, wenn sie mal allein zu Hause ist. Und von den Vorzügen der neuen Anlage hat er geschwärmt. Vom Design, der Art und Weise wie die Technik aufgebaut ist, der einfachen Bedienbarkeit. Und seine Frau? „Na, sagen wir mal so: Wenn ich sie begeistern will, dann geh ich mit ihr in einen Schuhladen. Aber bei einer Heizung? Da ist nichts zu machen.“

Praxistest macht Kesseltausch mit Solarthermie möglich

Jan Rutz lacht. Tatsache ist ja, dass auch seine Frau Annett froh über die neue Anlage ist. Schließlich kam der Praxistest Solarthermie für das Ehepaar aus Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern genau zur richtigen Zeit. Die alte Heizung musste dringend repariert werden: Zündung, Umwälzpumpe; die Kosten hätten zwischen 500 und 1.000 Euro gelegen. „Unser Kessel war zwanzig Jahre alt. Das hätte sich nicht gelohnt. Deshalb hab ich mich nach einer neuen Anlage umgeschaut – und bin so auf co2online und den Praxistest gestoßen.“

Nach seiner erfolgreichen Bewerbung steigt Jan Rutz immer tiefer in das Thema Solarthermie ein. Er liest im Internet über verschiedene Hersteller und Techniken. Er lässt sich die neue Solarthermieanlage seiner Nichte vorführen. Und er fährt auf eine Baumesse nach Rostock, um sich die Anlage anzuschauen, die später bei ihm installiert werden soll. „Für mich ist das Visuelle wichtig, wenn es um Technik geht. Ich möchte davor stehen und die Dinge anfassen können.“

Handwerker mit Presslufthammer
Die Handwerker stemmen im Schlafzimmer ein Loch in den Fußboden.

Durchbruch für Solarthermie mit Presslufthammer und Flex

Der Einbau beginnt an einem Montagmorgen im November, als ein Lkw vor dem Haus der Familie hält. „Der Spediteur hat die Laderampe runtergefahren, und ich hab große Augen gemacht und gefragt, ob das wirklich alles für uns ist. Da meinte er nur: Ja!“ Gemeinsam mit dem Lieferanten verstaut Rutz die vielen Kartons auf der überdachten Terrasse. Wenig später kommen die Handwerker von Thermondo und beginnen mit der kostenlosen Installation der von Buderus zur Verfügung gestellten Anlage.

Eingebaut werden ein Gas-Brennwertkessel „Buderus Logamax plus“ mit Hybridtechnologie, einem integrierten Schichtenladespeicher und einem zusätzlichen 400 Liter großen Pufferspeicher. Dazu eine Buderus Steuerung „Logamatic RC300“ sowie vier Buderus Flachkollektoren mit einer Gesamtfläche von zehn Quadratmetern. Um die Solarleitung zu verlegen, müssen die Heizungsbauer von Thermondo mit Presslufthammer und Flex ein Loch in die Decke zwischen Hauswirtschaftsraum und Schlafzimmer stemmen. „Der Beton war dick und mit einer Menge Bewehrungsstahl durchzogen. Das gab etwas mehr Dreck als vermutet“, erinnert sich Jan Rutz. „Aber nach zwei Stunden war die Sache erledigt.“

Damit die Verbrauchsdaten mit dem Energiesparkonto ausgewertet werden können, installieren die Handwerker schließlich ein Gas-Smart-Meter von Itron und drei Wärmemengenzähler von Allmess für Raumwärme, Warmwasser und den Solarkreislauf. Am Freitagnachmittag, nach fünf Tagen Installation, läuft die neue Heizanlage. Die Solarthermie wird bei einem zusätzlichen Termin eine Woche später angeschlossen, weil noch einige Teile fehlen. „Ich hatte gehofft, dass zumindest die Heizung schneller wieder funktioniert“, sagt Jan Rutz. „Es war November und schon ziemlich kalt. Wir haben uns also Elektroheizgeräte hingestellt, damit wir im Warmen sitzen. Das lief nicht optimal. Aber mit dem Ergebnis bin ich trotzdem zufrieden.“

Das Haus der Familie aus Pasewalk.

Solarthermie kombiniert mit Photovoltaik

Jan Rutz ist sogar so begeistert von der neuen Technik, dass er sich zusätzlich zur Solarthermie auch eine Photovoltaikanlage installieren lässt. „Das war spontan: Ein Bekannter hat mir vorgeschlagen, die Techniken zu kombinieren. Und weil das Gerüst für den Aufbau der Solarthermie sowieso am Haus stand, haben wir die Gunst der Stunde genutzt.“ Denn Sonnenenergie zu nutzen, die allen frei zur Verfügung steht, finden Annett und Jan Rutz mehr als sinnvoll. „So sparen wir Ressourcen und belasten die Umwelt weniger. Und natürlich sinken unsere Energiekosten.“

Icon: Monitoring Messgeräte

Auswertung Praxistest 2017: Anlage liefert gute Erträge

Die Messergebnisse des Jahres 2017 zeigen: Mit der neuen Heizanlage mit Solarthermie hat Praxistest-Familie Rutz ihren jährlichen Gasverbrauch im Vergleich zu vorher um etwa ein Viertel gesenkt: von 11.300 auf 8.600 Kilowattstunden (kWh). Diese Einsparungen sind größtenteils auf die Solarthermieanlage zurückzuführen.

Insgesamt wird bei der Auswertung deutlich, dass die Anlage für den Zwei-Personen-Haushalt überdimensioniert ist. Würden mehr Personen im Haushalt leben, wäre der Warmwasserverbrauch der Familie entsprechend höher. Dadurch könnte vor allem im Sommer mehr der eingesammelten Sonnenenergie genutzt werden. Die solaren Erträge und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Anlage würden steigen.

Monitoring-Ergebnisse für 2017

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Monitoring-Ergebnisse für 2017
Solarer Ertrag
2.700 kWh
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Heizenergieverbrauch (Heizwert)
vorher: 11.300 kWh
nachher: 8.600 kWh
Einsparung
Heizenergie: ca. 24 %
Kosten: ca. 140 €
CO₂-Minderung
650 kg
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Einblick in das Energiesparkonto von Jan Rutz.
Blick ins Energiesparkonto von Praxistester Jan Rutz. Zu sehen ist der klimabereinigte Heizenergieverbrauch. Die blauen Balken zeigen den Verbrauch des Heizkessels, die grünen Balken die Erträge der Solarthermieanlage.

Die Kollektoren von Jan und Annett Rutz haben 2017 mit insgesamt 2.700 kWh einen etwas unterdurchschnittlichen solaren Ertrag erzielt. Pro Quadratmeter Kollektorfläche sind das etwa 270 kWh. Die gemessenen Speicherverluste lagen bei 966 kWh. Zwar fiel ein Viertel dieser Verluste in den Sommer und ist damit nicht relevant – dennoch könnte eine Dämmung der Speicheranschlüsse und der Armaturen zu mehr Effizienz führen. Ein weiterer Grund für die relativ hohen Verluste ist möglicherweise eine Fehlzirkulation vom Speicher zum Kollektor. Dies muss noch geprüft werden. Nach den Angaben des Herstellers hätten die Speicherverluste bei maximal 766 kWh liegen sollen; ein Normwert, der allerdings unter Laborbedingungen ermittelt wird.

Dennoch deckt die Solarthermieanlage insgesamt 24 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs der Familie. So entstehen jedes Jahr rund 650 Kilogramm klimaschädliches CO2 weniger als mit der alten Heizung ohne Solarthermie.

Rein wirtschaftlich betrachtet rechnet sich die neue Solarthermieanlage von Familie Rutz nicht. Das ist in diesem Fall kein Problem, weil der Hersteller die Anlage für den Praxistest kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Ursprünglich sollte die Anlage in einem anderen Haushalt installiert werden, der aber kurzfristig ausfiel. Für den Zwei-Personen-Haushalt in Pasewalk ist sie überdimensioniert. Hinzu kommt: Der alte Heizkessel von Jan Rutz war bereits ein Brennwertgerät. Deshalb sind die Einsparungen durch den Kesseltausch bei weitem nicht so hoch wie in anderen Praxistest-Fällen, etwa bei Familie Kniehase.

Wirtschaftlichkeit nach 25 Jahren*

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Anlage Familie Rutz
Szenario 1
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Szenario 2
Investitionskosten
­
ca. 15.000 €
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Förderung BAFA
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2.500 €
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jährliche Energieeinsparung
(Brennwert)
2.600 kWh
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Erdgaspreis
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4,9 ct/kWh
­
jährliche Energiepreissteigerung
0 %
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7 %
Einsparung in 25 Jahren
3.600 €
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9.000 €
Finanzierungsrahmen
(Einsparung plus Förderung)
6.100 €
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11.500 €
Gewinn/Verlust nach 25 Jahren
- 8.900 €
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- 3.500 €
Wirtschaftlichkeit nach 25 Jahren*

* Bei der ersten Auswertung im Juni 2017 wurde bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung eine Lebensdauer der Anlage von 20 Jahren angenommen. Diese Annahme wurde jetzt auf 25 Jahre erhöht.

Solarwärme-Check: Anlage kann optimiert werden

Im Juni 2017 hatte die Verbraucherzentrale Energieberatung einen Solarwärme-Check bei Familie Rutz durchgeführt. Der Check zeigte einige Möglichkeiten, die Solarthermieanlage zu optimieren. Diese Vorschläge hat die Verbraucherzentrale gemacht:

  • Armaturen und Speicheranschlüsse vollständig dämmen
  • für die Rohre eine dickere Dämmung verwenden und die Dämmung enger an den Rohren befestigen, damit es keine Energieverluste durch eine Luftzirkulation unter der Dämmung gibt
  • den Kollektor-Rohrkreis erden und den Temperaturfühler am Kollektor gegen Überspannung sichern
  • Temperaturfühler und Fühlerleitungen gegen Kleintierverbiss schützen
  • Abblaseleitung sicher befestigen
  • ein größeres Auffanggefäß einbauen lassen
  • Unterlagen zur Anlagendokumentation vervollständigen
  • Heizkessel im Sommer ausschalten 

Im August 2017 änderte der Kundendienst des Herstellers einige Einstellungen am Heizkessel und der Solarthermieanlage. Allein durch diese Optimierung der Solarthermieanlage ist der Solarertrag der Anlage um 15 Prozent gestiegen. Weitere Maßnahmen wurden noch nicht umgesetzt.

Solare Erträge, Speicherverluste, solare Deckungsraten – alle Detailergebnisse im Überblick

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Anlage Familie Rutz
Messung 2017
Erdgasverbrauch (Heizwert)
8.536 kWh
Solarertrag brutto/netto
2.677 kWh
Summe Input
11.212 kWh
Verbrauch Heizkreis und Warmwasser
8.623 kWh
Solarertrag netto (gemessen)
1.711 kWh
Speicherverluste Solarspeicher
966 kWh
solare Deckungsrate brutto
24 %
solare Deckungsrate netto
17 %
Solare Erträge, Speicherverluste, solare Deckungsraten – alle Detailergebnisse im Überblick
Icon: Checkliste für mein Dach

Planen, installieren, kontrollieren – Erfahrungen von Jan Rutz

Das sagt Praxistester Jan Rutz zu den Themen …

... Solarthermie planen
... Solarthermie installieren
... Monitoring und Alltagsfragen

„Für mich ist das Visuelle wichtig. Wenn es um Technik geht, will ich davorstehen und die Dinge anfassen. In einer Zeitschrift kann ich mich durch den Text informieren und hab auch mal ein Bild. Aber wenn ich direkt vor einer Anlage stehe und etwas von Fachleuten erklärt bekomme, ist es ein anderes Verständnis.“

„Bei uns musste die Solarthermieleitung vom Hauswirtschaftsraum nach oben durch das Schlafzimmer zum Dach geführt werden. Das heißt: In den Fußboden des Schlafzimmers wurde mit Presslufthammer und Flex ein Loch gestemmt. Dort ging zwar schon vorher das Abgasrohr lang, aber die Solarleitung brauchte mehr Platz. Während der Arbeiten stellte sich heraus, dass der Beton sehr dick war. Deshalb gab es auch etwas mehr Dreck als vermutet. Natürlich war meine Frau nicht begeistert davon, aber zumindest wussten wir vorher, was passiert. Und nach zwei Stunden war die Sache erledigt.“

„Ich hab eine App auf dem Tablet installiert. Damit logge ich mich in das sogenannte Buderus Control Center Connect ein. Das ist eine portalgestützte Anwendung, mit der ich das Heizsystem einfach und flexibel über das Internet steuern kann. Außerdem kann ich jederzeit die wichtigsten Kenndaten abfragen, wenn ich online bin. Zum Beispiel mit welcher Temperatur die Heizung gerade arbeitet.“

Person ruft die VierWende Startseite am Laptop auf.

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