Interview mit Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist eine politisch unabhängige Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzorganisation und beschäftigt sich unter anderem mit den Themen erneuerbare Wärme und Energieeffizienz. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, benennt Voraussetzungen für die Wärmewende, damit das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands erreicht werden kann.
Warum hat die Wärmepumpe eine Schlüsselrolle für die Wärmewende?
Barbara Metz: Wir brauchen mehr erneuerbare Energien im Gebäudebereich. Die Wärmepumpe ist hierbei die zentrale Technologie, um die Klimaziele auch im Gebäudebereich zu erreichen. Ohne einen massiven Einbau von Wärmepumpen im Neubau, aber auch im Bestand, werden wir die Klimaziele nicht schaffen.
Die Wärmepumpe ist deshalb eine Schlüsseltechnologie, weil sie den Großteil der benötigten Energie zum Heizen aus natürlichen Quellen bezieht – wie dem Erdreich, der Luft oder dem Grundwasser. Nur ein kleiner Teil der Energie in Form von Strom wird zum Heizen verwendet. Das macht sie sehr effizient. Wenn die Wärmepumpe mit erneuerbarem Strom betrieben wird, ist das Heizen sogar komplett unabhängig von fossilen Energiequellen.
Warum ist die Kältemittelwahl so entscheidend?
Barbara Metz: Wenn man eine Wärmepumpe vollkommen klima- und umweltfreundlich betreiben will, sollte man auf die Wahl des richtigen Kältemittels in der Wärmepumpe achten. Mithilfe des Kältemittels wird – verkürzt gesagt – die Umweltenergie in Heizenergie umgewandelt.
Die derzeit verwendeten fluorierten Kältemittel sind synthetisch und werden „F-Gase“ genannt. Das Problem: Sie tragen durch ihre Emissionen stark zur Klimakrise bei oder bilden umweltschädliche Abbauprodukte. Die Wahl sollte deshalb unbedingt auf ein natürliches Kältemittel wie Propan (R290) fallen.
Warum sollten auch energetische Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes mitgedacht werden, wenn wir über die Wärmewende sprechen?
Barbara Metz: Es geht nicht nur darum, erneuerbare Energien für das Heizen zu nutzen und dann ist alles prima. Wir müssen auch den Energieverbrauch in den Gebäuden deutlich reduzieren – und das geht am besten durch energetische Sanierungsmaßnahmen. Bislang sind noch zwei Drittel der Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland energetisch nicht auf dem neuesten Stand und verbrauchen zu viel Energie. Hier vorwärtszukommen, das ist eine Mammutaufgabe – derzeit sind wir viel zu langsam. Die aktuelle Sanierungsrate von etwa einem Prozent ist noch zu niedrig. Wir brauchen mindestens die dreifache Geschwindigkeit, um die Klimaziele zu erreichen.
Welche konkreten Tipps haben Sie für Eigentümer*innen, die sich überlegen, eine Wärmepumpe zu installieren?
Barbara Metz: Im ersten Schritt empfehlen wir, mit Energieberater*innen zu klären, ob das Gebäude für den Einsatz einer Wärmepumpe überhaupt vorbereitet ist. Denn Wärmepumpen sind am energieeffizientesten, wenn sie mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeiten. Absenken kann man die Vorlauftemperatur, indem man Flächenheizungen oder großdimensionierte Heizkörper einsetzt und für eine dichte Gebäudehülle sorgt.
Gerade bei älteren Gebäuden mit einem höheren Heizbedarf ist eine energetische Sanierung sehr sinnvoll. Dazu empfiehlt sich im Vorhinein die Erstellung eines Sanierungsfahrplans, den man mit den Energieberater*innen ausarbeitet. Das Gute: 80 Prozent der Kosten für die Erstellung werden staatlich gefördert und die Energieberater*innen kümmern sich selbst um die Beantragung des Zuschusses. Der Sanierungsfahrplan zeigt neben möglichen Sanierungsschritten auch die zu erwartenden Kosten- und Emissionseinsparungen sowie mögliche Förderbeträge für die jeweiligen Maßnahmen.