Interview mit Jan Rosenow
von Regulatory Assistance Project
01.06.2023 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen
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Das Regulatory Assistance Project (RAP) ist ein internationaler, auf die Dekarbonisierung des Energiesystems spezialisierter Think Tank. Dessen Geschäftsführer, Dr. Rosenow, berät unter anderem die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und die Internationale Energieagentur. Im Interview erklärt er, warum die Wärmepumpe auch für den Altbau eine gute Option darstellt und mit welchen Kosten Interessenten rechnen müssen.
Wärmepumpen und Altbau passen zusammen, denn …
Jan Rosenow: … auch alte Gebäude lassen sich prima mit Wärmepumpen beheizen.
Muss ich mein Haus vorab (nicht) sanieren?
Jan Rosenow: Falls das Haus nicht gedämmt ist und alte Fenster hat, macht eine Sanierung eigentlich fast immer Sinn, auch wenn das Haus weiter mit einer Gas- oder Ölheizung betrieben wird. Wärmepumpen funktionieren jedoch auch in schlecht gedämmten Häusern, wie Daten des Fraunhofer Instituts eindeutig zeigen. Die Heizkörper müssen groß genug für die Wärmepumpe sein, da diese mit geringeren Vorlauftemperaturen arbeitet, um effizient zu laufen. Manche Heizkörper müssen eventuell ausgetauscht werden. Eine Fußbodenheizung ist aber nicht notwendig.
Mit welchen Kosten sollte ich für die Wärmepumpe rechnen?
Jan Rosenow: Die Kosten einer durchschnittlichen Luftwärmepumpe lagen bis vor Kurzem in Deutschland noch bei ca. 20.000 bis 25.000 Euro. Eine Erdwärmepumpe schlägt mit höheren Kosten zu Buche und kostete in der Regel mehr als 30.000 Euro. Allerdings sind die Preise in den vergangenen Monaten aufgrund der hohen Nachfrage gestiegen. Laut Verbraucherzentrale rechnet sich eine Wärmepumpe jedoch trotz höherer Preise über ihre Lebensdauer, da Wärmepumpen die laufenden Kosten absenken und attraktive Zuschüsse vom Staat verfügbar sind.
Welcher Wärmepumpen-Irrtum hält sich Ihrer Meinung nach am hartnäckigsten?
Jan Rosenow: Der Irrtum, welchen ich am häufigsten höre, ist, dass Wärmepumpen nicht in Bestandsgebäuden funktionieren. Dabei gibt es unzählige Beispiele von Wärmepumpen im Bestand – wir haben seit 2019 in unserem 143 Jahre alten Haus in Oxford eine Wärmepumpe, die hervorragend läuft. Ein Umfangreiches Monitoring von Anlagen zeigt, dass diese auch im Bestand sehr gute Ergebnisse liefern.
Welche Erfahrungen gibt es im Ausland, wie etwa in Skandinavien?
Jan Rosenow: Skandinavien hat schon viel früher als Deutschland mit dem Einbau von Wärmepumpen begonnen. Nach der Energiekrise in den 1970er-Jahren wurde in Skandinavien viel in die Forschung von Wärmepumpen investiert, gefolgt von klaren steuerlichen Signalen und Informationskampagnen in den 1990er-Jahren. Das Resultat ist, dass in Finnland und Norwegen mittlerweile der Großteil der nicht an das Fernwärmenetz angebundenen Haushalte eine Wärmepumpe hat.
co2online: Vielen Dank für das Gespräch!