Was es für Klimaschutz wirklich braucht: Berliner Energietage 2023 mit co2online
02.06.2023 Lesedauer: min Autorin: Mirka Jedamzik
Die Berliner Energietage warten jährlich mit spannenden Veranstaltungen rund um die Energiewende auf. Über 100 Events luden dieses Jahr zu interessanten Diskussionen und anregenden Impulsen ein. Neben der Auftaktveranstaltung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz organisierte co2online auch eine eigene Fachveranstaltung. Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Klimaschutz braucht breite Akzeptanz in der Bevölkerung
Bis zur geplanten Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 liegt vor Deutschland noch ein langer Weg, der von der breiten Masse der Gesellschaft mitgetragen werden muss. Wieso dafür die Akzeptanz in der Bevölkerung essenziell ist, wie diese weiter ausgebaut werden kann und welche Akteure und Formate dafür entscheidend sind, wurde auf der Veranstaltung „Gemeinsam zur Klimaneutralität – Wie schaffen wir eine breite Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen“ am 22. Mai 2023 im Ludwig Erhard Haus diskutiert.
Die Veranstaltung, ausgerichtet vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und organisiert von co2online, beleuchtete die Fragen mit einem Podium, das differenzierte Blickwinkel einbringen konnte:
- Impulsgeber und Verhaltensökonom Prof. Dr. Armin Falk (briq-Institut) betonte, dass mehrheitliche Bereitschaft und Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen bereits gegeben sind, diese allerdings noch deutlicher kommuniziert werden müssen, um Menschen ins Handeln zu bringen.
- Tanja Loitz (co2online) hob hervor, dass die Menschen insbesondere über persönliche Handlungsempfehlungen, reduzierte Komplexität und das Teilen persönlicher Erfahrungen untereinander besser für das Thema zu erreichen sind.
- Für Bernd Riedel (Ellery Studio) liegt die Lösung insbesondere in niedrigschwelligen Formaten mit einem hohem Visualisierungsanteil, die das Potenzial haben, komplexe Sachverhalte in einem anderen Rahmen aufzuarbeiten.
- Mit Formaten der Beteiligung beschäftigt sich auch die vierte Expertin, insbesondere in ihrer Rolle als Vertrauensperson des Berliner Klimabürger:innenrates. Dr. Cornelia Auer teilte ihre Erfahrungen zu dem Thema und betonte, dass man Ängsten mit Empathie und Einbindung begegnen müsse.
Klimaschutzkommunikation braucht klare Strukturen
Aktueller denn je sind die Fragen nach der Umsetzung überzeugender Klimaschutzkommunikation, um die es bereits am 4. Mai in der digitalen Fachveranstaltung von co2online ging. Zur Frage „Aus anderen Krisen lernen – Welche Erkenntnisse aus der Corona-Kommunikation lassen sich auf eine erfolgreiche Klimaschutzkommunikation übertragen?“ diskutierten Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der ZEIT, Dr. Mirjam Jenny von der Universität Erfurt, Tanja Loitz von der co2online gGmbH sowie Martina Richwien von der ifok GmbH.
Bernd Ulrich warnte davor, die Parallelen von Corona und Klimakrise zu überzeichnen, weil das Klima unsere ganze Zukunft betreffe und keine vorübergehende Krise sei. Weiterhin müsse allen klar sein, dass wir uns im Zusammenhang mit der Klimakrise mit Verzichten arrangieren müssen – die Annahme von Verzichtsfreiheit in der Klimadebatte sei dagegen merkwürdig. Allerdings sei jeder Verzicht zu ertragen, wenn die Klimawende unser aller Leben besser mache.
Für Dr. Mirjam Jenny war eine zentrale Lehre aus der Corona-Pandemie: „Trotz vorhandenem Wissen zu Kommunikation und Verhaltensmanagement wurde vieles schlicht nicht umgesetzt, häufig aufgrund fehlender Strukturen.“ Es sei daher in der Klimaschutzkommunikation umso wichtiger, das vorhandene Wissen zu nutzen, damit es wirken könne.
Tanja Loitz sprach im Zusammenhang mit den Unsicherheiten der Verbraucher*innen rund um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes von drei Maßnahmen, die in der Kommunikation sofort umgesetzt werden können:
- schnell Klarheit schaffen
- Komplexität reduzieren und Orientierung geben
- mit Menschen und realen Erfahrungen überzeugen
„Es braucht die Chance zu verstehen und gute Informationsangebote“, erklärte Martina Richwien schließlich. „Es fehlen in der Klimakommunikation durchgehende Strukturen.“ Daher sei es wichtig, solche Strukturen zu schaffen, in denen Verhaltensänderungen wesentlich berücksichtigt werden.