Studie: Großteil der Fernwärme-Kund*innen zahlt zu viel
08.11.2024 Lesedauer: min Autorin: Mirka Jedamzik
Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass ein erheblicher Anteil der Fernwärme-Anschlüsse in Deutschland zu groß kalkuliert ist. Dadurch müssen Haushalte unnötig hohe Kosten zahlen. Erfahren Sie, welche Möglichkeit es für niedrigere Kosten bei Fernwärme gibt.
Fernwärme gehört aktuell zu den teuersten Heizsystemen. Laut Heizspiegel 2024 werden die Kosten für Fernwärme dieses Jahr um 21 Prozent steigen. Das sorgt bei Verbraucher*innen für Unsicherheit. Doch warum ist Fernwärme so teuer? Eine neue Untersuchung der senercon GmbH liefert nun einen der Gründe.
Das kürzlich veröffentlichte Fernwärme-Gutachten zeigt, dass fast zwei Drittel der Fernwärme-Anschlüsse (62 %) in Deutschland überdimensioniert sind – im Schnitt um 34 Prozent. Das bedeutet: Verbraucher*innen müssen erhebliche Mehrkosten tragen – und zwar rund 608 Millionen Euro pro Jahr. Das Gutachten basiert auf Stichproben von 676 Fernwärme-Abnahmestellen und berücksichtigt den gesamten deutschen Fernwärmebestand.
Haushalte nutzen Möglichkeiten für weniger Kosten nicht
„Viele Fernwärme-Anschlussleistungen sind überdimensioniert, da sie oft auf ungenauen Bedarfsermittlungen und großzügigen Sicherheitsmargen basieren. Nach Sanierungen wird der tatsächliche Wärmebedarf zudem häufig nicht überprüft und angepasst.“, erklärt co2online-Experte Alexander Steinfeldt. Das Problem: Verbraucher*innen wissen oft gar nicht, dass ihr Anschluss überdimensioniert ist und sie dadurch unnötig hohe Kosten tragen müssen.
Entsprechend selten wird auch die Möglichkeit zum Anpassen der Fernwärme-Anschlussleistung genutzt: Haushalte können die Leistung einmal pro Jahr anpassen lassen. So lassen sich dauerhaft hohe Kosten durch überdimensionierte Anschlüsse vermeiden.
Zum HeizCheck: Heizkosten vergleichenÜberdimensionierung blockiert Fernwärme-Kapazitäten
Überdimensionierte Anschlüsse sorgen aber nicht nur für unnötige Ausgaben für die Verbraucher*innen. Daneben blockieren sie auch Kapazitäten im Fernwärmenetz, die dringend für neue Anschlüsse benötigt werden. Die Untersuchung zeigt, dass durch die bestehende Überdimensionierung rund 10,2 Gigawatt ungenutzte Kapazität im Fernwärmenetz vorhanden ist. Das würde ausreichen, um rund 2 Millionen Haushalte zusätzlich mit Fernwärme zu versorgen.
Verbraucher*innen sollten also ihren Fernwärme-Anschluss checken, wenn ihnen die Kosten für den Grundpreis zu hoch vorkommen. Bei Fragen können sie sich zum Beispiel an die Verbraucherzentrale wenden. Durch eine Energieberatung kann dann fachlich geprüft werden, welche Anschlussleistung optimal wäre und diese dann auch beim Versorger anmelden. Auch Mietende können ihren Vermieter auf mögliche Sparpotenziale ansprechen.
Mehr zum Thema Fernwärme finden Sie in unserem Themendossier:
Zum Dossier Fernwärme