Wärmemengenzähler:
Funktion, Einbau und Kosten
23.04.2024 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen
Wärmemengenzähler sind für die meisten Bewohner*innen unsichtbar und dennoch wichtig. Denn sie sorgen dafür, dass Energieverbräuche im Heizsystem korrekt erfasst und berechnet werden.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Wärmemengenzähler erfassen Heizenergieverbrauch nahezu exakt
- Gemessen wird entweder mechanisch oder per Ultraschall
- Einbau ist Voraussetzung für staatliche Fördermittel bei Heizungsarbeiten
- Für die meisten Vermietenden ist der Einbau Pflicht
Was ist ein Wärmemengenzähler?
Ein Wärmemengenzähler, auch Wärmezähler genannt, erfasst die Wärmemenge, die in einem bestimmten Zeitraum durch einen Heizkreislauf transportiert wird. Ist er innerhalb eines Heizkreislaufs installiert, misst er nicht nur das Volumen des zirkulierenden Heizungswassers, sondern gleichzeitig die Temperaturen beim Eintritt (Vorlauf) und Austritt (Rücklauf). Der tatsächliche Wärmeverbrauch wird durch die Kombination mehrerer Faktoren bestimmt:
- das durchströmte Volumen des Heizungswassers,
- die Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf sowie
- die Wärmekapazität des Trägermediums, in dem Fall des Wassers.
Der Zähler speichert die monatlichen Verbrauchswerte sowie Maximalwerte. Die ermittelte Wärmemenge wird in Kilowattstunde (kWh) oder Megawattstunde (MWh) angegeben. Der Wärmemengenzähler führt diese Berechnungen kontinuierlich durch. Das erlaubt eine genaue Bestimmung des Wärmeverbrauchs für die Abrechnung am Ende eines Zeitraums. Und noch was: Die Werte können über die optische Schnittstelle oder Bedienoberfläche ausgelesen und für die Energieberatung genutzt werden. Die Darstellung kann wie folgt aussehen.
Oder so wie hier:
Wie funktioniert ein Wärmezähler genau?
Ein Wärmemengenzähler funktioniert (ähnlich wie ein Wasserzähler) durch das präzise Erfassen und Berechnen der durch einen Heizkreislauf transportierten Wärmemenge. Dieser Prozess lässt sich in drei Schritten abbilden:
- Durchflussmessung: Ein Durchflussmesser erfasst kontinuierlich, wie viel Heizwasser durch den Heizkreislauf fließt. Die Messung erfolgt in Kubikmetern (m³) und gibt das Volumen des Trägermediums an. Gemessen wird entweder klassisch mechanisch mithilfe eines rotierenden Flügelrades oder per Ultraschall.
- Temperaturmessung: Zwei Temperatursensoren messen die Temperaturen des Trägermediums an zwei Punkten: beim Eintritt in den Kreislauf (Vorlauftemperatur) und beim Austritt (Rücklauftemperatur). Die Differenz zwischen diesen beiden Temperaturen gibt an, wie viel Wärme vom Heizmedium abgegeben oder aufgenommen wurde.
- Wärmemengenberechnung: Der Wärmezähler nutzt die Daten des Durchflussmessers und die Temperaturdifferenz, um die transportierte Wärmemenge zu berechnen.
Liegen beide Werte vor, lässt sich die Wärmemenge mit einer Formel berechnen:
Q (Wärmemenge) = V (Volumenstrom) x ΔT (Temperaturdifferenz Vorlauf und Rücklauf) x c (Wärmekapazität des Wassers).
Welche Arten von Wärmezählern gibt es?
Wärmezähler werden sowohl nach Bauart als auch nach dessen Erfassungstypus unterschieden, konkret zwischen Kompakt- und Verbund-Wärmezähler sowie dynamischer und statischer Erfassung.
Kompaktwärmezähler für kleine Gebäude
Sogenannte Kompaktwärmezähler integrieren alle Messkomponenten in einem Gerät. Sie sind einfach zu installieren und eignen sich besonders für Wohngebäude oder kleinere gewerbliche Anwendungen.
Verbundwärmezähler für größere Heizsysteme
Verbundwärmezähler hingegen bestehen aus getrennten Einheiten für die Durchflussmessung und die Temperatursensoren. Sie bieten Flexibilität für komplexe Installationen oder größere Heizsysteme.
Wärmezähler mit dynamischer Erfassung
Diese Zähler nutzen mechanische Komponenten wie Turbinenräder oder Flügelräder, um den Durchfluss des Heizmediums zu messen. Die Temperatur wird mittels Thermowiderständen erfasst, das heißt über den physikalischen Zusammenhang von Temperatur und elektrischem Widerstand. Mechanische Zähler sind weit verbreitet, arbeiten aber aufgrund des mechanischen Verschleißes nicht so exakt.
Wärmezähler mit statischer Erfassung
Ultraschall-Wärmezähler messen den Durchfluss des Heizmediums ohne bewegliche Teile, indem sie die Laufzeitdifferenz von Ultraschallsignalen in und gegen die Fließrichtung auswerten. Diese Technologie bietet eine hohe Messgenauigkeit und Langlebigkeit, da keine mechanischen Teile vorhanden sind, die sich abnutzen können.
Die Auswahl eines Wärmezählers hängt von spezifischen Anforderungen wie Messgenauigkeit, Installationsumgebung, Wartungsfreundlichkeit und Kosten ab. Jede Technologie hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten. Unterstützung erhalten Interessenten von Fachleuten wie Energieberater*innen oder Dienstleistern.
Wann ist ein Wärmemengenzähler sinnvoll?
Ein Wärmemengenzähler kann in zahlreichen Szenarien von großem Nutzen sein und ist teilweise sogar verpflichtend. Hier sind einige Schlüsselsituationen, in denen der Einsatz besonders vorteilhaft oder vorgeschrieben ist:
Mehrfamilienhäuser und Wohnanlagen
In Gebäuden mit mehreren Wohn- und Gewerbeeinheiten ermöglicht ein Wärmemengenzähler eine faire und genaue Abrechnung der Heizkosten, basierend auf dem tatsächlichen Verbrauch jeder Einheit.
Gebäude mit Fernwärmeversorgung
Ist ein Gebäude an ein Fernwärmenetz angeschlossen, ist der Einsatz von Wärmemengenzählern essenziell, um die gelieferte Wärmemenge zu messen. Dies ist nicht nur für eine gerechte Abrechnung wichtig, sondern auch, um den Überblick über den Energieverbrauch zu behalten und Optimierungspotenziale zu identifizieren.
Getrennte Aufschlüsselung für Heiz- und Brauchwasser
Nicht immer erfolgt die Warmwassererzeugung zentral. Ist das aber der Fall, ist der Einsatz eines Wärmemengenzählers sinnvoll. Denn damit lassen sich die Verbräuche für Heizung und Warmwasser leichter und genauer ermitteln und voneinander differenzieren.
Wärmemengenzähler und Heizkostenverteiler
Wärmemengenzähler erfassen die Wärmemenge, die in einem bestimmten Zeitraum durch einen Heizkreislauf transportiert wird. Heizkostenverteiler hingegen sind keine Messgeräte, sondern Erfassungsgeräte. Sie erfassen lediglich unspezifische Einheiten, die die verbrauchte Wärme widerspiegeln.
Wärmemengenzähler bei Fußbodenheizung und Solarthermie
Bei Gebäuden mit Fußbodenheizung ist die Verwendung eines Heizkostenverteilers nicht möglich. Hier kann ein Wärmemengenzähler sinnvollerweise zum Einsatz kommen. Das Gleiche gilt für Einheiten mit einer Solarthermie-Anlage.
Wärmemengenzähler und staatliche Förderung
Wer die aktuell gültige Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Anspruch nehmen möchte, muss bestimmte technische Mindestanforderungen erfüllen. Eine davon lautet: „Alle Energieverbräuche sowie alle erzeugten Wärmemengen eines förderfähigen Wärmerzeugers müssen messtechnisch erfasst werden.“ Der Einsatz eines Wärmezählers würde hier den Anforderungen genügen.
Für wen ist der Einbau eines Wärmemengenzählers verpflichtend?
Abgesehen von den vielen hier erwähnten Vorteilen ist der Einbau eines Wärmezählers für Vermietende seit 2014 Pflicht. Seit Dezember 2021 müssen die Erfassungsgeräte zudem fernablesbar sein. Mehr Informationen dazu finden Sie im nachfolgenden Video des Energiedienstleisters techem. Dieses Unternehmen ist einer von mehreren Anbietern für die Erstellung von Heizkostenabrechnungen und damit für das Ablesen von Wärmemengenzählern zuständig.
Was kostet ein Wärmemengenzähler?
Wärmemengenzähler kosten zwischen 100 und 200 Euro in der Anschaffung. Hinzu kommen noch Kosten für den Einbau in Höhe von etwa 50 bis 150 Euro. Sie sind im Vergleich zu herkömmlichen Heizkostenverteilern teurer. Dafür müssen sie nicht regelmäßig ausgetauscht werden. Die Kosten können je nach Typ, Größe und Hersteller variieren.
Es ist ratsam, Angebote von mehreren Anbietern einzuholen und dabei nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch die zu erwartenden Installations- und Betriebskosten zu berücksichtigen. Wärmemengenzähler steigern die Energieeffizienz einer Heizanlage und sind daher förderfähig.
Wie baut man einen Wärmemengenzähler ein?
Der Einbau eines Wärmemengenzählers in ein bestehendes Heizsystem erfordert Fachkenntnisse und sollte idealerweise von einer qualifizierten Fachkraft durchgeführt werden. Die Kosten lassen sich im Nachhinein über die Betriebskosten abrechnen oder alternativ steuerlich absetzen. Von einer Montage in Eigenregie wird ausdrücklich abgeraten.