Von der Gastherme zur Wärmepumpe
Für Familie Vellet Brückner kam nur eine Wärmepumpe infrage. Aber nicht irgendeine. Sie sollte möglichst mit natürlichen Kältemitteln betrieben werden. Nach langem Suchen und zahlreichen vorbereitenden Sanierungsmaßnahmen war es dann so weit: Die neue Luft-Wasser-Wärmepumpe steht und arbeitet. Nur der Anblick des Außenteils ist für den neuen Besitzer anfänglich noch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
WärmepumpenCheck
Wärmepumpe von Familie Vellet Brückner: Daten und Kennzahlen
Einfamilienhaus | Baujahr 1983 3 Personen Etwa 160 m2
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Wärmepumpe | Viessmann Luft-Wasser-Wärmepumpe Vitocal 250-A
Seit Oktober 2022 in Betrieb
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Heizsystem | Plattenheizkörper, vor der Installation der Wärmepumpe erfolgte ein Austausch |
Speicher | 275 Liter Warmwasserspeicher
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Trinkwassererwärmung | Erfolgt über separate Wärmepumpe (Viessmann Vitocal 160A) |
Photovoltaikanlage | Seit 2005 vorhanden, nach einer Erweiterung im Jahr 2020 insgesamt 15 Kilowatt Peak |
Elektromobilität | Elektroauto, Elektroroller und Ladestation sind vorhanden |
Monitoringswerkzeuge | Wärmemengenzähler und Wirkenergiezähler |
Monitoring | Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe fürs Heizen: 5,07 |
Büren 2022. Familie Vellet Brückner, das sind Irina, Georg, Katharina und Julia, lebt seit 2001 in dem 1983 erbauten und vom Vorbesitzer verklinkerten Fertighaus in Büren. Bezüglich der Themen Ökologie und Klimaschutz beschreibt sie sich selbst als idealistisch. Für sie (insbesondere Irina und Georg) war es deshalb eine ganz klare Entscheidung, auf eine nachhaltige und klimafreundliche Heizung zu setzen.
Mit dem Thema Heizungstausch setzte sich die Familie bereits seit einiger Zeit auseinander. Mit Blick auf die gewünschte Heiztechnologie kam für sie nur eine Wärmepumpe als Nachfolge für die knapp 40 Jahre alte Gastherme infrage. Damit diese noch nachhaltiger betrieben werden kann, entschieden sie sich für eine Wärmepumpe mit dem natürlichen Kältemittel Propan (R290).
Dem Aufruf der Deutschen Umwelthilfe gefolgt
Die Initialzündung für die aktive Planung der Wärmepumpe war dann der Aufruf der Deutschen Umwelthilfe, sich für ein Modellprojekt zu bewerben. Gesagt, getan – danach ging es gleich zum Heizungsbauer des Vertrauens. Dieser empfahl eine Viessmann Luft-Wasser-Wärmepumpen, welche mit dem natürlichen Kältemittel Propan (R290) betrieben wird.
Energetische Sanierung + Heizkörpertausch = effiziente Wärmepumpe
Das Haus der Familie hat ein massives Kellergeschoss sowie ein Erdgeschoss in Fertighaus-Bauweise. Um den Komfort sowie den energetischen Standard des Hauses zu verbessern, wurden nach und nach mehrere niedrigschwellige Sanierungen am Haus vorgenommen: So wurde zur Jahrtausendwende ein zusätzliches Fenster nach Süden eingebaut. 2009 wurden die Fenster mit Dreifachverglasung erneuert. Zum Jahreswechsel 2001/2002 wurde auch ein Kaminofen eingebaut. Dieser ist aber nur sehr selten in Betrieb.
Heizkörper mit dickeren Heizspiralen für mehr Effizienz
Der ausgebaute Keller ist ebenfalls mit Heizkörpern ausgestattet und wurde vor der Installation der Wärmepumpe mit Kalziumsilikatplatten zusätzlich von innen gedämmt. Um die Vorlauftemperatur abzusenken und damit einen effizienten Einsatz der Wärmepumpe zu ermöglichen, wurde neben den energetischen Sanierungsmaßnahmen die vorhandenen Heizkörper ausgetauscht. Die neuen sind von der Baugröße identisch zu den alten, jedoch deutlich effizienter, da mehrere und dickere Heizspiralen in die Körper gebaut wurden. Somit kam es auch zu keinem Platzproblem durch die neuen Heizkörper .
Das Zusammenwirken von Wärmepumpen und Klimaanlagen
Schon zur Errichtung des Hauses wurde für die Warmwasseraufbereitung eine kleine Wärmepumpe eingebaut, welche im Jahr 2012 ausgetauscht werden musste. Das Haus wird folglich mit zwei Wärmepumpen versorgt. Zusätzlich installiert sind im Wohn- und Schlafzimmer sowie in einem Kinderzimmer zwei Klimaanlagen. Diese mussten bisher aber noch nicht häufig zum Einsatz kommen.
Photovoltaik-Anlage versorgt die Wärmepumpe zusätzlich mit Strom
Auf der Dachfläche des Hauses - nach Süden gerichtet - ist bereits seit 2005 eine Photovoltaik-Anlage installiert, wofür die Familie noch eine Einspeisevergütung bis zum Jahr 2025 erhält. Im Jahr 2020 erfolgte dann ein Ausbau der Kapazität auf den Ost- und West-Dachflächen. In dem Zug der Erweiterung wurde zudem ein Batteriespeicher sowie eine Ladestation für das Elektroauto (VW up mit einer Reichweite von 260 Kilometer) installiert. Dadurch wird der seit 2021 viel genutzte Elektrowagen der Familie im Sommer fast ausschließlich mit dem eigen produzierten Strom betrieben. Zusätzlich wird im Sommer noch einen Elektroroller (mit einer maximalen Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde) für Fahrten zur Arbeit genutzt.
Alles musste schnell gehen
Nachdem Familie Vellet Brückner zusammen mit ihrem Heizungsunternehmen die Wärmepumpe geplant haben, folgten schnell die nächsten Schritte zur Umsetzung. So musste der Kostenvoranschlag innerhalb von wenigen Wochen bis Ende März 2022 unterschrieben sein. Das war auch nötig. Denn parallel dazu stiegen die Preise für Wärmepumpen im Wochentakt und die Lieferfristen verlängerten sich rapide.
Die Installation der Wärmepumpe ging reibungslos
Mit den Vorarbeiten (Verlegung der Rohre vom Vorgarten zur Wärmepumpe beispielsweise) waren zwei Handwerker etwa sechs Tage beschäftigt. Die Elektrik wurde innerhalb von zwei Tagen eingestellt. Der Anschluss der Wärmepumpen an sich dauerte nur drei bis vier Stunden.
Insgesamt ist Familie Vellet Brückner sehr zufrieden mit dem Verlauf ihres Wärmepumpen-Projekts. Mit Blick auf den Vorgarten, in dem nun die Wärmepumpe steht, fasst Georg Vellet Brückner die Arbeiten wie folgt zusammen: „Über den Anblick muss man sich ehrlicherweise noch gewöhnen, aber das wird bald das gängige Bild in unseren Straßen sein.“
Auswertung 2022/2023: Gute Planung und Installation ermöglicht hohe Effizienz
Nach 13 Monaten des Betriebs ist die Familie sehr zufrieden mit ihrer Wärmepumpe. Zur Beheizung des Hauses wurden in dieser Zeit insgesamt 3.103,4 Kilowattstunden elektrisch verbraucht, es resultierten 15.722,7 Kilowattstunden thermische Leistung. Damit hat die Wärmepumpe eine Jahresarbeitszahl von 5,07 – möglich gemacht durch eine fachgerechte Planung und Installation. Aufgeschlüsselt auf die 13 Monate ergaben sich folgende Verbräuche für die Wärmepumpe:
Jahr | Monat | Energieverbrauch Wärmepumpe in kWh | Thermische Leistung in kWh | Jahresarbeitszahl |
2022 | 10 | 90,6 | 649 | 7,16 |
2022 | 11 | 325 | 1.800 | 5,54 |
2022 | 12 | 709 | 2.920 | 4,12 |
2023 | 1 | 560 | 2.560 | 4,57 |
2023 | 2 | 443 | 2.200 | 4,97 |
2023 | 3 | 435 | 2.220 | 5,1 |
2023 | 4 | 313 | 1.750 | 5,59 |
2023 | 5 | 89,3 | 661 | 7,4 |
2023 | 6 | 9,5 | 79,7 | 8,39 |
2023 | 7 | 0 | 0 | - |
2023 | 8 | 0 | 0 | - |
2023 | 9 | 0 | 0 | - |
2023 | 10 | 129 | 883 | 6,84 |
Gesamt (13 Monate) | 3.103,4 | 15.722,7 | 5,07 |
In den Monaten Juli bis September wurde die Wärmepumpe ausgeschaltet, da die Warmwasseraufbereitung über die zweite Wärmepumpe erfolgt. Die Familie verfolgt dabei den Energieverbrauch der Wärmepumpe der einzelnen Monate regelmäßig via App.
Hohe Wärmepumpe-Effizienz und Kapazität der Photovoltaikanlage sorgen für niedrigere Energiekosten
Vergleicht Familie Vellet Brückner ihre Energiekosten vor und nach der Installation der Wärmepumpe, sind sie sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung, neben der Warmwasseraufbereitung nun auch eine Wärmepumpe zur Beheizung des Gebäudes installiert zu haben. Während sie vor dem Heizungstausch monatliche Energiekosten von 286 Euro hatten, sind es nun 224 Euro. Durch die hohe Kapazität der Photovoltaikanlage und der Einspeisevergütung verringerten sich die monatlichen Gesamtkosten vor dem Heizungstausch auf 252 Euro pro Monat bzw. auf 183 Euro danach. Dies bedeutet, dass die Familie monatlich 69 Euro spart1 .
Berechnete monatliche Energiekosten des Haushalts, wenn weiterhin Gasheizung genutzt würde (inkl. E-Auto) auf Basis des vergangenen durchschnittlichen Verbrauchs | Aktuelle monatliche Energiekosten des Haushalts (Wärmepumpe, E-Auto, Haushaltsstrom) nach prognostiziertem Verbrauch | |
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Gas: 161 Euro _______________________ 286 Euro | Gas: 0 Euro Strom: 224 Euro _______________________ 224 Euro | |
Einspeisevergütung für PV-Anlage | - 34 Euro | - 41 Euro |
Gesamtkosten abzüglich Einspeisevergütung | 252 Euro | 183 Euro |
Überblick über Investitionskosten
Familie Vellet Brückner hatte Gesamtinvestitionskosten von 36.570 Euro ohne Fenster- und Türentausch, der bereits im Jahr 2009 stattgefunden hatte. Die Förderung für Wärmepumpe und Heizkörpertausch betrug 14.000 Euro. Abzüglich der Förderung waren folglich noch 22.570 Euro selbst zu zahlen. Die Kosten können inkl. Mehrwertsteuer wie folgt aufgeschlüsselt werden:
- Fenster- und Türentausch im Jahr 2009 (nicht in die Gesamtkosten mit eingerechnet): 15.000 Euro
- Calciumsilikatdämmung Kellergeschoß Eigenleistung: 1.750 Euro (nur Material, nicht in der Förderung berücksichtigt)
- Heizkörpertausch inkl. MwSt.: 7300 Euro
- Wärmepumpe inkl. MwSt.: 22.300 Euro
- Elektroinstallation zur Wärmepumpe: 5000 Euro
- Förderantrag durch Energieberaterin: 220 Euro
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1Annahmen zu Energiekosten:
Gaspreis: 10 ct/kWh brutto (aktueller mittlerer Preis für Neukund*innen in diesem Ort) mit jährlichem durchschnittlichen Verbrauch von 18.000 kWh vor der Installation der Wärmepumpe + 135 Euro jährlicher Grundpreis brutto
Stromkosten: Wärmepumpenstrom: 33,90 Cent/kWh Arbeitspreis brutto + 13,90 Euro monatlicher Grundpreis brutto Hausstrom: 40,90 Cent/kWh Arbeitspreis brutto + 13,90 Euro monatlicher Grundpreis brutto. Durchschnittlicher Stromverbrauch des Haushalts im Jahr inklusive Brauchwasser-Wärmepumpe und E-Auto, aber exklusive Wärmepumpe (Heizen) (Netzbezug, d.h. ohne Eigenverbrauch PV-Anlage): 3.260 kWh Aktueller Jahresverbrauch Strom für Wärmepumpe (Heizen): 3.012 kWh