Praxistest aus NRW:
Wärmepumpe statt Ölheizung im modernisierten EFH

02.01.2024 Lesedauer: min Rebekka Gottl

Ehepaar Breit steht neben der Wärmepumpe im Heizungskeller

Familie Breit aus Issum in NRW kaufte im Jahr 2019 ein freistehendes Einfamilienhaus und begann sofort mit der Modernisierung: Sie erneuerten die Wände und Böden, installierten neue Elektronik und setzten auf Smart Home. Zwei Jahre später stellten sie fest: Die 27 Jahre alte Ölheizung war defekt und musste so schnell wie möglich ausgetauscht werden. Für die Familie kam als Alternative nur eine Heiztechnologie infrage: die Wärmepumpe.

Glückliche Eltern mit kleinen Kindern im Huckepack, die gemeinsam in einem Garten in der Nähe ihres Hauses herumlaufen und Spaß haben.

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Wärmepumpe von Familie Breit: Daten und Kennzahlen

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Daten und Kennzahlen zu Haus und Wärmepumpe von Familie Breit
Einfamilienhaus
• Baujahr 1994
• 2 Personen
• etwa 130 m2
Wärmepumpe
• Hautec Sole-Wärmepumpe
• CARNO Sole-Wasser HCS-PN-30 10,5 kW
• natürliches Kältemittel Propan
• seit Februar 2022 in Betrieb
Heizsystem
normale Heizkörper, vor der Installation der Wärmepumpe erfolgte kein Austausch
Speicher
• 400 Liter Warmwasserspeicher
• 800 Liter Pufferspeicher
• Batteriespeicher in Planung für 2023
Trinkwassererwärmung
erfolgt über Wärmepumpe
Photovoltaikanlage
in Planung für 2023
Monitoringswerkzeuge
Wärmemengenzähler und Wirkenergiezähler
Ergebnisse
• Auswertung der Monitoringdaten eines Jahres (Februar 2022 bis März 2023):
• Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe fürs Heizen: 6,67
• Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe für die Warmwasseraufbereitung: 4,76

Sevelen (Issum), 2019. Familie Breit musste sich nach dem entdeckten Defekt der Ölheizung zügig mit den Alternativen beschäftigen. Auf eine Gasheizung umsteigen konnte und wollte sie aufgrund des fehlenden Gasanschlusses und mit Blick auf den Klimaschutz nicht. Aus Platzmangel kam auch eine Pelletheizung für Stefan und Stefanie Breit nicht infrage. Nach mehreren Gesprächen mit Freund*innen und Bekannten und einer umfassenden Internetrecherche war klar: Eine Wärmepumpe soll das Haus künftig mit Heizwärme und Warmwasser versorgen.

Klare Entscheidung für eine klimafreundliche Wärmepumpe

Aufgabe war es nun, ein geeignetes Heizungsunternehmen sowie die passende Wärmepumpe für das Haus zu finden. Von Bekannten hatte die Familie bereits mehrere Kontakte für Heizungsunternehmen erhalten. Schnell fand das Ehepaar ein passendes Unternehmen und die Planung der Wärmepumpe konnte beginnen.

Um die Tauglichkeit der Wärmepumpe fürs Haus zu testen, senkte die Familie die Vorlauftemperatur von 60 Grad auf 40 Grad ab. Das funktionierte mit den bereits vorhandenen Heizkörpern ohne Probleme. Weitere Sanierungsmaßnahmen waren daher nicht nötig.

Die Heizanlage im Keller von Familie Breit

Sole-Wasser-Wärmepumpe mit hoher Energieeffizienz

Doch welche Art von Wärmepumpe sollte installiert werden? Da der Familie bei der Auswahl der Wärmepumpe eine hohe Effizienz und niedrigere Betriebskosten sehr wichtig war, entschied sie sich für eine Erdwärmepumpe – eine sogenannte Sole-Wasser-Wärmepumpe.

Sole-Wasser-Wärmepumpe: Niedrige Betriebskosten durch effiziente Arbeitsweise

Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe stellt in der Regel mehr Einheiten Wärme aus einer Einheit Strom her als eine Luftwärmepumpe. Denn im Vergleich zur Luft sind die Temperaturen des Erdreichs auch im Winter konstant mild, sodass eine Erdwärmepumpe in kalten Wintertagen effizienter arbeitet, da die Temperatur aus der Umgebung näher an der gewünschten Heiztemperatur ist. Daraus resultieren für gewöhnlich niedrigere Betriebskosten als bei einer Luftwärmepumpe. Da der Einsatz einer Erdwärmepumpe mit Baumaßnahmen wie einer Tiefenbohrung verbunden ist, fallen die Investitionskosten im Vergleich zur Luftwärmepumpe allerdings höher aus.

Zwei Erdsonden machen die Energie des Erdreichs nutzbar

Um die Energie des Erdreichs zu nutzen, wurden im Garten der Familie zwei Erdsonden bis zu einer Tiefe von 99 Metern eingelassen. Der Zeitpunkt der Erdsondenbohrungen war gut gewählt: Parallel dazu wurden alte Bahnschwellen vom Grundstück entfernt, wodurch die Bauarbeiten kombiniert und Kosten gespart werden konnten.

Aufstellung der Wärmepumpe in der Garage

Mit dem Wechsel von Ölheizung auf Wärmepumpe veränderte sich auch der Aufstellort der Heizung im Haus. Während die Ölheizung in einem kleinen Zwischenraum untergebracht war, wurde die Wärmepumpe in der Garage aufgestellt. Dadurch konnte der Zwischenraum anschließend als Arbeitszimmer genutzt werden.

Bevor die Wärmepumpe in der Garage platziert werden konnte, wurden zunächst das Garagentor sowie die Garagentür gedämmt. Dadurch konnten die Wärmeverluste der Heizungsanlage insgesamt verringert werden. Neben der Effizienzverbesserung hatte diese Maßnahme einen weiteren Vorteil: Sie wurde staatlich gefördert.

Förderungen machen die Investition attraktiv

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude unter anderem den Heizungstausch und energetische Sanierungsmaßnahmen. Da der Heizungstausch von Öl hin zur Wärmepumpe vom Staat besonders stark bezuschusst wurde, erhielt die Familie 45 Prozent ihrer Kosten für die Wärmepumpe, die Erdbohrungen und die Dämmmaßnahmen in der Garage zurück.

BAFA-Förderung mit Förderprogrammen des Landes kombinieren

Durch eine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen für die Erdbohrung wurde die Wirtschaftlichkeit der Investition weiter verbessert. Deshalb rät Familie Breit allen interessierten Eigentümer*innen dazu, sich auch nach Förderungen des eigenen Bundeslandes zu erkundigen (zum Beispiel über den FördermittelCheck). Diese können oft mit der BAFA-Förderung kombiniert werden.

Mit Blick auf die Wartezeit bei den Förderanträgen hat die Familie gemischte Erfahrungen gemacht: Während sie die Fördersumme von der NRW.BANK innerhalb einer Woche erhielten, warteten sie etwa zehn Wochen auf die Zusage des BAFA. Das verdeutlicht den großen Andrang auf die staatliche Förderung beim Heizungstausch.

Inbetriebnahme der Wärmepumpe

Bis die Familie die wasserrechtliche Genehmigung für die Bohrungen bekam, sollten jedoch drei Monate vergehen. Der Bohrtermin musste daher zweimal verschoben werden, bis die Wärmepumpe im Februar 2022 anlief. „Der Moment, in dem die Heizung in Betrieb genommen wurde und wir realisierten, dass alles funktioniert, war großartig“, so Stefanie Breit.

Ehepaar Breit im Garten vor ihrem Haus

Bisherige Heizerfahrungen und Fazit

Bisher konnte die Wärmepumpe überzeugen: Die Räume sind konstant warm und auch die Wärme ist sehr angenehm, erklärt Stefan Breit. „Nicht nur vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen war der Einbau einer Wärmepumpe die absolut richtige Entscheidung. Es fühlt sich einfach gut an, keine Abgase mehr in die Luft zu blasen, keinen Ölgeruch im Haus zu haben und dabei auch noch Geld zu sparen“, sagt Breit.

Auch mit der Bedienung der Wärmepumpe per Tablet kommt die Familie gut klar. Gleichzeitig weisen Stefanie und Stefan Breit darauf hin, dass es extrem wichtig ist, die Wärmepumpe richtig einzustellen. Durch Änderungen an der Absenktemperatur bei Nacht konnte die Familie so etwa ein Drittel des Stroms einsparen.

Auswertung 2022/2023: Erdwärmepumpe sorgt für eine hohe Effizienz

Familie Breit ist mit ihrer Entscheidung, auf die Wärmepumpe zu wechseln sehr zufrieden. Denn die Erdwärmepumpe arbeitet mit einer hohen Effizienz und sorgt dafür, dass die monatlichen Energiekosten niedriger sind als vor dem Heizungstausch.

Zur Warmwasseraufbereitung wurden 1.450 kWh elektrisch eingesetzt, damit wurden 6.897 kWh erzeugt. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) beträgt damit für die Erzeugung von warmem Wasser 4,76. Für die Heizwärme wurden 2.604 kWh elektrisch eingesetzt, erzeugt wurden damit 17.370 kWh – die JAZ fürs Heizen beträgt damit 6,67.

Im Fall der Familie Breit wurden knapp 65 Prozent des durch die Wärmepumpe bezogenen Stroms zur Erzeugung von Heizwärme benutzt, etwa 35 Prozent für die Warmwasseraufbereitung.

 

Hohe Effizienz sorgt für geringere Energiekosten trotz bislang fehlender PV-Anlage

Schaut sich die Familie ihre tatsächlichen Energiekosten nach 14 Monaten des Betriebs an, sind sie zufrieden mit dem Heizungstausch zur Wärmepumpe. Würden sie auf Basis des vergangenen durchschnittlichen Verbrauchs weiterhin mit Öl heizen, wären ihre monatlichen Kosten um 63 Euro höher im Vergleich zur Beheizung mit Wärmepumpe1.

Auswertung der Wärmepumpen-Effizienz 2022/2023

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Berechnete monatliche Energiekosten des Haushalts, wenn weiterhin Ölheizung genutzt würde auf Basis des vergangenen durchschnittlichen Verbrauchs
Aktuelle monatliche Energiekosten des Haushalts (Wärmepumpe, Haushaltsstrom) nach prognostiziertem Verbrauch
­
Öl: 182 Euro  
Strom: 71 Euro  
____________________
253 Euro
Öl: 0 Euro  
Strom: 190 Euro  
____________________
190 Euro
Einspeisevergütung für PV-Anlage
Fehlt bislang
Fehlt bislang
Gesamtkosten abzüglich Einspeisevergütung
Fehlt bislang
Fehlt bislang
Gegenüberstellung der Energiekosten von Familie Breit mit und ohne Wärmepumpe

Familie Breit ist zurzeit in der Planung für die Installation einer Photovoltaik-Anlage in Verbindung mit einem Stromspeicher. Sobald diese Technologien eingesetzt werden, ist davon auszugehen, dass die monatlichen Energiekosten weiter sinken werden.

Überblick über Investitionskosten

Familie Breit hatte Gesamtinvestitionskosten von 45.824 Euro vor der Förderung. Es konnten zwei Förderprogramme genutzt werden: die BAFA-Förderung für Wärmepumpe und Dämmung sowie die Förderung „Progres.NRW“ für die Erdwärmebohrung. Die Fördersumme betrug insgesamt 22.950 Euro (20.970 Euro BAFA und 1.980 Progres.NRW). Abzüglich der Förderung musste die Familie noch 22.874 Euro selbst zahlen. Die Kosten können inkl. Mehrwertsteuer wie folgt aufgeschlüsselt werden:

  • Gebühr wasserrechtliche Erlaubnis 200 Euro
  • Erdbohrung 14.660 Euro
  • Standrohr für Erdbohrung 54 Euro
  • Bohrversicherung 320 Euro
  • Ausbau und Entsorgung Öltanks 1.070 Euro
  • Dämmung des Garagentors und der Garagentüren 3.180 Euro
  • Ausbau alte Ölheizung und Einbau der Wärmepumpe inkl. Installationskosten 26.340 Euro
Illustration eines Stiftes

Über die Autorin

Rebekka Gottl (ehemalige Mitarbeiterin)

Rebekka Gottl war 2022 und 2023 Teil von co2online. Als Trainee lernte sie alle Bereiche von der Content-Entwicklung über die Newsletter-Redaktion bis zur Pressearbeit kennen. Anschließend arbeitete sie unter anderem zu den KfW40-Anforderungen sowie zur Stromsperre.

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