Wärmepumpe im unsanierten Altbau: Interesse, YouTube & Wartezeit führen zum Erfolg

04.03.2025 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen

Klaus M. steht vor seiner neuen Wärmepumpe

Klaus ist Ingenieur für Elektrotechnik und möchte einen Beitrag zur Energiewende leisten. Dass der Umstieg von einer Gasheizung auf eine Wärmepumpe so zeitintensiv war, störte ihn nicht sonderlich. Er nutzte die Zeit, um in die neue Technik einzutauchen, den bisherigen Energieverbrauch zu analysieren, den zu erwartenden zu simulieren und war bei den ersten Gesprächen mit Heizungsfachbetrieben bestens vorbereitet. Was er dabei gelernt hat, welche Tipps er mitgeben möchte und wie viel Geld er bis jetzt eingespart hat, verrät Klaus im folgenden Bericht.

Klaus findet

“Wir müssen aus den fossilen Energien raus ...”

Meine Frau und ich sind zutiefst davon überzeugt, dass die Menschheit aus den fossilen Energien aussteigen muss, um die Klimaveränderung zu begrenzen und unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Wir wollen mit unseren Investitionen dazu beitragen, dass die CO₂-Emissionen sinken.
– Klaus M.

 

Warum hast du dich für den Einbau einer Wärmepumpe entschieden?

Wir bewohnen seit fast 30 Jahren unseren Neubau eines frei stehenden Einfamilienhauses aus dem Jahr 1995. Die Gasheizung im März 2024 durch eine Wärmepumpe zu ersetzen war der dritte und letzte Schritt der technischen Modernisierung. Begonnen haben wir 2020/22 mit der Installation einer PV-Anlage mit insgesamt 15,4 kWp und einer Wallbox nebst dem Kauf eines Elektroautos. 

Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass die Menschheit aus den fossilen Energien aussteigen muss, um die Klimaveränderung zu begrenzen und unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Wir wollen mit unseren Investitionen dazu beitragen, dass die CO2-Emissionen sinken.

Die wichtigsten Fakten

  • Haus Baujahr 1995, unsaniert
  • Wärmepumpe beerbt Gasheizung
  • Zuvor schon PV-Anlage + Wallbox + E-Auto vorhanden
  • AZ nach 10 Monaten = 4,3

Was hat gut funktioniert – und was nicht?

Ich konnte sehr viele Informationen zur Wärmepumpentechnik im Internet finden. Ganz besonders hilfreich waren YouTube-Videos von ambitionierten Anwendern, die regelmäßig über ihre Wärmepumpen, den Stromverbrauch, die Effizienzwerte und über Strategien für die Einstellung der Wärmepumpe etc. berichteten. Dazu habe ich seit einigen Jahren den Gasverbrauch monatlich protokolliert. Ich kann so das Jahr über meinen Energieverbrauch für die Heizung und Warmwasser ganz genau erfassen und einen Durchschnitt bilden. Des Weiteren habe ich in der Heizperiode die Vorlauftemperatur der Gasheizung schrittweise abgesenkt. So konnte ich die minimale Vorlauftemperatur ermitteln, bei der unser Haus gerade noch warm wurde. Ich konnte auch die Zimmer herausfinden, die mit zu schwachen Heizkörpern ausgestattet waren. Das alles hat mir Sicherheit gegeben, dass in unserem unsanierten Altbau eine Wärmepumpe mit der richtigen Größe sicher funktionieren wird. 

Mit dem Wissen war ich sehr gut gerüstet, um die Gespräche mit Heizungs- und Sanitärunternehmen zu führen. Ich habe vier Unternehmen um die Abgabe eines Angebots gebeten und habe auch vier qualifizierte Angebote bekommen. 

Was ich nicht so toll fand, war, dass die Betriebe, die ich kontaktiert habe, nicht von sich aus die notwendigen Berechnungen gemacht haben, um die passende Wärmepumpe zu finden. Es war die Tendenz zu erkennen, dass noch immer die Neigung bestand, den Wärmeerzeuger zu groß zu dimensionieren. Das kann man bei Gas- und Ölheizungen problemlos machen, aber eine zu große Wärmepumpe arbeitet über lange Strecken unwirtschaftlich, weil sie takten muss, also ständig an und ausgeht. Ich denke, man wollte sichergehen, dass die maximale Leistung auch sicher für die kältesten Temperaturen ausreicht. So habe ich unwissend im Februar 2023 den Bau einer zu großen Wärmepumpe beauftragt.

Was war sonst noch gut – oder schlecht?

Im Jahr 2023 wollten viele Menschen eine Wärmepumpe einbauen und die Industrie konnte den Bedarf nicht decken ... zum Glück! In der Wartezeit habe ich mich weiter intensiv mit der Funktion der Wärmepumpe beschäftigt und weitere YouTube-Kanäle besucht. Mir wurde sehr schnell klar, dass eine zu große Wärmepumpe sehr ungünstig ist, weil sie die Leistung nicht so weit reduzieren kann, wie das für unser Haus an den wärmeren Tagen der Heizperiode sinnvoll wäre. Nun begann der ungemütliche Teil des Projektes. Ich musste die Firma davon überzeugen, dass die beauftragte Wärmepumpe zu groß für unser Haus ist. Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Firma eine Wärmebedarfsrechnung für das Haus und für jedes Zimmer erstellt. Das Ergebnis der Wärmebedarfsrechnung: Die kleine Wärmepumpe ist ausreichend für unser Haus. Die Firma hat den Auftrag an den Hersteller noch mal umgemodelt.

Was sehr gut gelaufen ist, war er Einbau der Wärmepumpe: Es wurden zwei ganze Wochen für die Realisierung angesetzt und auch genau eingehalten. Es waren ständig zwei bis vier fähige und nette Handwerker im gesamten Haus und außen beschäftigt. Alles hat super geklappt. Es wurde in jedem Zimmer gearbeitet, die Ventile an den Heizkörpern mussten getauscht werden für den hydraulischen Abgleich (ganz wichtig und Voraussetzung für die Förderung!). Ich habe die Chance genutzt und Wärmeisolationsfolien in den Heizkörpernischen angebracht, was die Wärmestrahlungsverluste nach außen optimieren soll.

Was hat dich verunsichert oder sogar frustriert?

Ich hatte die Idee, dass ich die Leistung der Wärmepumpe so steuere, dass die Nutzung meines eigenen PV-Stroms maximiert wird. Wenn ich PV-Strom im Überschuss habe, dann sollte die Wärmepumpe zusätzlich Wärme produzieren und im Pufferspeicher speichern. Die Steuerung funktioniert im Grundsatz auch so, die Steuerung der WP kommuniziert mit dem Energiemanagementsystem meiner PV-Anlage über das standardisierte Protokoll EEBUS. Aber ich bin mit dem Ergebnis unzufrieden. Die Wärmepumpe fährt ständig mit der Leistung rauf und geht dann wieder aus, was nicht optimal ist. Ich habe die PV-geführte Steuerung der WP wieder deaktiviert. Ich finde es besser, wenn die Wärmepumpe möglichst konstant außentemperaturgeführt durchläuft. Besser wäre ein Akku im Haus, der über die PV-Anlage bei Überschuss oder mit variablen Stromtarifen zu günstigen Zeiten geladen wird und die Wärmepumpe teilweise betreibt, wenn die PV-Anlage keinen Strom liefert. Mein nächstes Projekt wird die Beschaffung eines Akkus sein.

Hast du Expert*innen befragt?

Ich habe mich umfassend informiert, bevor ich mich mit den Heizungs- und Sanitärfirmen auseinandergesetzt habe. Sehr hilfreich waren letztendlich YouTuber, die über die praktischen Erfahrungen mit Wärmepumpen, aber auch mit PV-Anlagen und Wallboxen berichteten. Ich habe einen Kanal abonniert, in dem die gleiche Wärmepumpe und die gleiche PV-Technik wie ich sie habe, thematisiert werden. Da habe ich viel gelernt. Hier habe ich den entscheidenden Impuls bekommen, dass ich eine zu große Wärmepumpe beauftragt habe.

Hast du dich mit anderen Hausbesitzer*innen ausgetauscht?

Ja, das habe ich in meiner Nachbarschaft, aber vorwiegend über PV-Anlagen. Aktuell unterstütze ich eine Nachbarin in der Angebotsphase einer Wärmepumpe. Ansonsten bin ich in der Hauseigentümer-Community VierWende aktiv. Hier beantworte ich gerne technische Fragen, die im Forum gestellt werden. Des Weiteren habe ich im Internet schon Vorträge über meine Erfahrungen mit der Energiewende gehalten.

Glückliches Paar vor ihrem Haus.

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Wie zufrieden bist du mit deiner Entscheidung?

Ich bin sehr zufrieden mit der neuen Heizung. Ich bin hinsichtlich der über das Jahr erzielten Effizienz sehr positiv überrascht. Ich war in meiner Modellierung und Kalkulation der Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpe deutlich pessimistischer und sehe jetzt die besseren Verbrauchswerte und die Wirtschaftlichkeit in Betrieb. Ganz konkret habe ich in den Monaten April 2024 – Januar 2025 12.261 kWh Wärme für Heizung und Warmwasser erzeugt und dabei 2.880 kWh Strom verbraucht. Die 10-Monats-Arbeitszahl liegt damit bei 4,3. Ich habe somit im Durchschnitt mit 1 kWh Strom 4,3 kWh Wärme produziert. Der PV-Anteil am Betriebsstrom war über die 10 Monate 930 kWh. Das entspricht einem PV-Anteil von 32 Prozent.

Ich habe für die 10 Monate Wärmeproduktionmit der Wärmepumpe für Strom gezahlt: 
2.880 kWh x (0,68 x 0,30 + 0,32 x 0,0824) €/kWh = 664 €

Hätte ich dieselbe Wärmemenge mit einer modernen Gastherme erzeugt (bei ca. 5 % Prozent Wärmeverlust über die Abgase und Brenner), dann hätte ich beim aktuellen Preisniveau in Höhe von 11,07 Cent/kWh und 11,49 €/Monat Grundpreis gezahlt:
12.261 kWh x 1,05 x 0,1107 €/kWh + 10 x 11,49 € = 1.540 € 

Da ich jetzt keinen Gasanschluss mehr habe, entfällt auch der Grundpreis in Höhe von 11,49€/Monat. Die Einsparungen in den ersten 10 Monaten durch die Wärmepumpe mit PV-Unterstützung betragen somit 876 €. Die jährlichen Einsparungen werden aufgrund der steigenden CO2-Abgabe in den nächsten Jahren voraussichtlich größer.

Was empfiehlst du anderen Hausbesitzer*innen?

Auf keinen Fall von den vielen negativen Nachrichten beeinflussen lassen, dass Wärmepumpen nicht funktionieren und zu teuer sind! Es gibt viele gut dokumentierte Beispiele im Internet, die beweisen, dass Wärmepumpen auch in einem unsanierten Altbau mittleren Alters funktionieren und wirtschaftlich sind. Sie müssen nur gut dimensioniert und eingestellt sein.

Lassen Sie sich mehrere Angebote machen!

Bestehen Sie auf die Erstellung einer Wärmebedarfsrechnung als Grundlage für die Dimensionierung der Wärmepumpe und darauf aufbauend auf eine zimmerweise Heizlastberechnung als Grundlage für die Auslegung der Heizkörper. Ohne eine solche Berechnung ist die richtige Dimensionierung einer Wärmepumpe und der passenden Heizkörper nicht möglich. Die installierten Heizkörper in einem Altbau sind oft zu klein für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe bei möglichst niedriger Vorlauftemperatur.

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Minh Duc Nguyen

Über den Autor

Minh Duc Nguyen

Minh Duc Nguyen ist seit 2020 Teil der co2online-Redaktion. Er ist besonders vertraut mit dem Thema Heizung im Allgemeinen, sowie Brennwertkessel und Wärmepumpe im Besonderen. Darüber hinaus gehört der Bereich staatliche Fördermittel für Wohngebäude zu seiner Expertise.

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