Praxistest: Wärmepumpe beerbt Ölheizung

04.03.2022 Lesedauer: min Christine Persitzky

Mann im Grünen.

Lars ist Bautechniker. Trotzdem hätte er beim Projekt Heizungstausch noch den ein oder anderen Tipp gut gebrauchen können. Deshalb engagiert er sich jetzt in der Online-Community VierWende und gibt sein Wissen an andere Sanierungsinteressierte weiter. 

„Wer gute Informationen hat, weiß, was er tun kann.“

Welche Heizung soll es denn nun sein? Wo finde ich qualifizierte Handwerker*innen? Wie sieht es mit den Lieferzeiten für Material und Geräte aus? Bekomme ich eine Förderung? Viele Hausbesitzer*innen sind durch das Hin und Her zum sogenannten Heizungsgesetz verunsichert, fühlen sich durch die befürchteten Kosten überfordert, mit der Informationsflut allein gelassen – und warten jetzt erstmal ab. Dabei zeigen schon viele positive Beispiele, dass die energetische Sanierung eines älteren Ein- oder Zweifamilienhauses durchaus machbar ist – mit guten Informationen und den richtigen Tipps.  

Energiewende in den eigenen vier Wänden

Lars ist einer von denen, die das Thema bereits angepackt haben. Der 56-Jährige wohnt mit seiner Frau und den Schwiegereltern in einem Zweifamilienhaus im Rhein-Sieg-Kreis, 280 m², Baujahr 1970. Die drei Kinder sind bereits ausgezogen. „Mich hat schon immer alles interessiert, was mit Gebäuden zu tun hat“, erzählt der staatlich geprüfte Bautechniker. Letztes Jahr stand bei ihm der Heizungstausch auf der Agenda: Ölheizung raus – Wärmepumpe rein.

Es war der vorläufige Abschluss eines längeren Prozesses. Bereits 2012, im Rahmen des Einzugs, hatte Lars Angebote für eine neue Heizung eingeholt. Holzpellets hätten ihm vorgeschwebt. Doch Schornsteinfeger, Energieberater und Heizungsbauer meinten: kein dringender Handlungsbedarf. Deshalb betrieb er den alten 1989er Ölheizkessel einfach weiter. Mit zunehmendem Bauchgrummeln: „Jedes Jahr hatte ich bei der Heizöl-Bestellung – immerhin jedes Mal gut 3.000 Liter – das mulmige Gefühl: Die macht das nicht mehr lange, und für die Umwelt ist es auch keine gute Lösung."

Glückliches Paar vor ihrem Haus.

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Wärmepumpe beerbt Ölheizung

Seitdem hat er das Dach und die Fassade gedämmt und eine Photovoltaik-Anlage installiert. Dann kam 2022 endlich die Heizungs-Entscheidung – für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Gegen die vorher präferierte Pellets-Heizung sprachen nach eingehender Recherche die damalige Förderpolitik, der hohe Wartungs- und Reinigungsaufwand und die potenzielle Abhängigkeit vom Pellets-Lieferanten.

Stattdessen packte Lars die Begeisterung für Wärmepumpen, fürs Heizen mit Strom unter Nutzung der vorhandenen Wärme aus der Umwelt. „Alle Zeichen stehen zurzeit auf Elektrifizierung, in allen Bereichen. Und auf dem Verschmelzen der E-Mobilität mit der Gebäudetechnik“, sagt Lars. „Ich habe die Hoffnung, dass mit dem Ausbau erneuerbarer Energien Strom dauerhaft, verlässlich und bezahlbar zur Verfügung stehen wird. Und ich kann ihn sogar selbst machen, hab das Ganze mehr in der eigenen Hand.“ Abgerundet wird die Aussicht auf die neuen dynamischen Stromtarifen: Sie bieten die Möglichkeit, Strom dann zu verbrauchen, wenn er gerade günstig ist.

Wärmepumpe mit 14 kW und ein 750-Liter-Pufferspeicher

Trotz der Begeisterung: Die Auswahl eines passenden Wärmepumpen-Anbieters war für Lars eine Herausforderung. Vor allem der Widerspruch zwischen Preisgarantie (drei Monate) und Lieferzeit (12 Monate) bei einem der renommierten Hersteller stieß ihm sauer auf: „Dass so das Risiko auf den/die Kund*innen oder den/die Installateur*innen abgewälzt wird, fand ich einfach nicht gut.“ Schließlich riet der Heizungsbauer zu einem Gerät, mit dem er selbst sehr zufrieden war. Bisher eine gute Entscheidung.

Die Bestellung und Lieferung, die Vorbereitungen für die Installation, die Entfernung des alten Öltanks – all das zog sich mehrere Monate hin. Manches, etwa das Setzen der Betonfertigfundamente für das Außenmodul, konnte Lars in Eigenleistung übernehmen und damit Kosten sparen. Die Wahl des Standortes erwies sich im Nachhinein als nicht ganz optimal. „Hier wäre ich froh gewesen, wenn mir jemand den Tipp gegeben hätte, dass sich im Winter nicht nur vor, sondern auch neben der Wärmepumpe Eis bilden kann. Da verläuft nämlich bei uns der Weg zum Haus“, erzählt er. Die Fenster von 2009 mussten nicht ausgetauscht werden, die waren noch okay. Und auch fast alle Heizkörper durften bleiben. 

Im Sommer 2023 schließlich ging die neue Heizungsanlage, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit 14 kW und einem 750-Liter-Pufferspeicher, in Betrieb. Um sie richtig zu dimensionieren, also um Größe und Leistung zu berechnen, hat der Handwerksbetrieb zwar vorab den Wärmebedarf ermittelt. „Vom Gefühl her hätte sie aber etwas kleiner ausfallen können“, sagt Lars. Im Herbst und Frühling startet sie bis zu 20-mal pro Tag – ein mögliches Anzeichen für eine zu große Dimensionierung. Das Monitoring des Energieverbrauchs wird erst noch zeigen, ob diese Einschätzung zutrifft.

Mann mit Wärmepumpe.

Kosten und Nutzen: Lohnt sich der Heizungstausch?

Wenn man Lars fragt, ob sich seine Wärmepumpe denn rechnet, hat er natürlich Zahlen parat: Die Gesamtkosten betrugen rund 48.000 Euro. Die beantragten Fördermittel werden voraussichtlich 50 % abdecken – addiert aus den damals geltenden 35 % Wärmepumpenförderung, 10 % Ölwechselbonus und zusätzlichen 5 %, weil er einem individuellen Sanierungsfahrplan folgte. Nach den aktuellen Förderrichtlinien würde er auch heute mindestens die 30 % Grundförderung und 20 % Klimageschwindigkeits-Bonus bekommen.

Umfassende Verbrauchszahlen liegen ihm zwar nach der kurzen Zeit noch nicht vor, aber seine realistische Prognose lässt ihn von einer jährlichen Kostenersparnis von rund 1.000 Euro ausgehen. Selbst wenn er sehr konservativ rechnet, geht er von einer Amortisation innerhalb von 24 Jahren aus. Berücksichtigt man den steigenden CO2-Preis und die Kosten einer ohnehin bald notwendigen Erneuerung des alten Ölkessels, amortisiert sich die Investition bereits in zehn Jahren.

„Wer kurzfristig sanieren kann, sollte das auch tun."

Darüber hinaus sagt Lars aber auch ganz klar: „Rendite ist nicht meine größte Motivation gewesen. Renditeberechnungen können sich schnell mal dynamisch ändern, das haben wir in den letzten ein, zwei Jahren gesehen.“ Vielmehr sieht er bei denjenigen, die die finanziellen Mittel haben, eine gewisse gesellschaftliche Verpflichtung: „Wer kurzfristig sanieren kann, sollte das auch tun – weil er damit denjenigen, die die finanziellen Mittel noch nicht haben, mehr Zeit verschafft, damit sie es dann auch irgendwann tun können.

Verinnerlicht hat er auch das Motto „Eigentum verpflichtet“, dass man sich eben um den (Wert-)Erhalt des Gebäudes kümmern müsse. Das zunehmende Auseinanderdriften der Immobilienpreise für energetisch ertüchtigte Häuser einerseits und Häuser mit Sanierungsstau andererseits könne man dafür gut als Beispiel sehen, sagt Lars: „Wer kauft schon gerne eine Sanierungswundertüte?“

Gemeinsam sind wir schlau: Das Schwarmwissen hilft bei Entscheidungen

Für die energetische Sanierung des alten Hauses hatte Lars durch seinen beruflichen, technischen Hintergrund gute Vorkenntnisse. Trotzdem hätte ihm der Austausch mit anderen Hausbesitzer*innen geholfen. Und weil es vielen anderen ebenso geht, ist es Lars wichtig, sein Wissen weiterzugeben. Auf der Plattform „VierWende“ berichtet er von seinem Projekt, beantwortet Fragen, verrät Tipps und Tricks, vernetzt sich mit anderen Sanierungsinteressierten. „Man findet hier Leute, die einem aus ihren eigenen Erfahrungen heraus ehrliche Antworten geben“, sagt er. „Und wer gute Informationen hat, weiß, was er selber tun kann.“ In den vielen noch unsanierten Bestandsgebäuden sieht er vor allem das riesige schlummernde Energiespar-Potenzial. Und das gelte es jetzt zu wecken: „Ich möchte die Energiewende in den eigenen vier Wänden voranbringen, und zwar ohne auf die Vorgaben der Politik warten zu müssen oder durch Vorschriften von diesen getrieben zu werden.“

Christine Persitzky

Über die Autorin

Christine Persitzky

Christine Persitzky verstärkt die co2online-Redaktion seit Juni 2023 und arbeitet vor allem zu den Themen Photovoltaik, Energiesparen und Nachhaltigkeit. Außerdem beschäftigt sie sich damit, was Wohnungseigentümergemeinschaften in Sachen energetischer Sanierung und Klimaschutz tun können.

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