Die 7 größten Mythen über Wärmepumpen im Faktencheck

10.02.2025 Lesedauer: min Mirka Jedamzik

Rotes Einfamilienhaus mit Garten und Wärmepumpe an der seitlichen Hauswand

Ob Kosten, Effizienz, oder Lautstärke – noch immer gibt es viele Fragen und überholte Aussagen zu Wärmepumpen. Wir haben die sieben verbreitetsten Thesen geprüft.

Passt eine Wärmepumpe zu Ihrem Haus?

Mit dem WärmepumpenCheck finden Sie schnell heraus, ob sich eine Wärmepumpe bei Ihnen lohnt.

1. Wärmepumpen lohnen sich nicht im Altbau

Die Annahme ist immer noch sehr verbreitet: In unsanierten Gebäuden lohnen sich Wärmepumpen angeblich nicht. Damit sie effizient laufen, brauche es mindestens eine ausreichende Dämmung sowie Fußbodenheizung. Stimmt das? Sagen wir mal so: In einem gut isolierten Haus mit großflächigen Heizkörpern kann eine Wärmepumpe ihre Stärke natürlich besonders gut ausspielen und sehr hohe Jahresarbeitszahlen (JAZ) erreichen.

Altbau und Wärmepumpe passen zusammen

Wie sieht es aber aus, wenn das Haus noch nicht saniert wurde? Tatsächlich kommen immer mehr Studien und Tests zu dem Ergebnis, dass sich Wärmepumpen auch in unsanierten Gebäuden lohnen. So fand der Messdienstleister techem 2022 heraus, dass rund die Hälfte der Bestandsgebäude bereits für eine Wärmepumpe geeignet wäre. Bei weiteren 40 Prozent sind nur neue Heizkörper notwendig, damit sich die Wärmepumpe lohnt. 

Denn der entscheidende Faktor ist die Vorlauftemperatur. Diese liegt bei Wärmepumpen bei rund 55 Grad, während sie bei Gas- und Ölheizungen deutlich höher ist. Aber auch mit der niedrigeren Betriebstemperatur können Räume ausreichend warm werden. Viele Heizkörper schaffen das schon jetzt. Wird es bei dieser Vorlauftemperatur nicht warm genug in den Räumen, reicht es aus, größere Heizkörper einzubauen, damit die Wärme besser übertragen wird. 

2. Wärmepumpen sind doch viel zu teuer

Zugegeben: Wärmepumpen sind teuer. In der Regel kosten sie deutlich mehr als eine vergleichbare Gasheizung. Tatsache ist aber auch: Die meisten Menschen überschätzen die Kosten für eine Wärmepumpe. Das ergab eine repräsentative Umfrage von Octopus Energy im Mai 2024. Demnach glaubte ein Drittel der Befragten, dass Wärmepumpen 30.000 Euro und mehr kosten.  

Wärmepumpen-Kosten werden überschätzt

Klar: Je nach Art und Dimensionierung der Wärmepumpe kann der Preis auch solche Summen erreichen. So sind etwa Erd- oder Grundwasser-Wärmepumpen teurer in der Anschaffung, weil hier noch umfangreiche Erd-Arbeiten nötig sind. Bei Luft-Wasser-Wärmepumpen sieht es allerdings anders aus: Sie kosten im Schnitt um die 17.000 Euro.  

Zusätzlich gibt es aktuell eine Förderung, die in der Regel 50 Prozent beträgt: 30 % Grundförderung plus 20 % Geschwindigkeitsbonus. Mit dem Einkommensbonus sind es sogar 70 % Förderung. Demnach fangen die Investitionskosten teilweise unter 10.000 Euro an. 

Was aber viel schwerer wiegt: Auch die Betriebskosten von Wärmepumpen werden überschätzt. Knapp die Hälfte der Befragten der Umfrage war überzeugt, dass eine Wärmepumpe in Betrieb teurer ist als eine Gasheizung. Aber damit liegen sie ordentlich daneben. Denn Wärmepumpen arbeiten viel effizienter als Gas- oder Ölheizungen – selbst in unsanierten Gebäuden. Tatsächlich sind Wärmepumpen in den meisten Fällen die günstigste Art zu heizen (siehe Mythos 3). Nur scheint sich das noch nicht wirklich herumgesprochen zu haben.

3. Wärmepumpen sind Stromfresser

Wie viel Strom eine Wärmepumpe braucht, hängt von drei Faktoren ab: der Art der Wärmepumpe, dem Wärmebedarf des Gebäudes und der Jahresarbeitszahl (JAZ). Die JAZ gibt an, wie viel kWh Wärme die Wärmepumpe aus 1 kWh Strom generiert. Im Mittel liegt sie bei 4 – also 4 kWh Wärme aus 1 kWh Strom. Bei Grundwasser- und Erdwärmepumpe ist sie in der Regel etwas höher, bei der Luftwärmepumpe etwas niedriger.

Aber was bedeutet das jetzt in der Praxis? Schauen wir uns mal ein Beispiel an: Angenommen, ein unsaniertes Haus hat einen jährlichen Wärmebedarf von 16.000 kWh. Wie hoch sind dann die Betriebskosten für eine Gasheizung bzw. Wärmepumpe?

Vergleich Betriebskosten Gasheizung vs. Wärmepumpe

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Gasheizung
Wärmepumpe JAZ 3
Wärmepumpe JAZ 3,5
Wärmepumpe JAZ 4
1.760 €/Jahr1 
1.866 €/Jahr2 
1.600 €/Jahr2 
1.400 €/Jahr2 
­
mit WP-Tarif: 1.333 €/Jahr3 
mit WP-Tarif: 1.142 €/Jahr3 
mit WP-Tarif: 1.000 €/Jahr3 
Vergleich Betriebskosten Gasheizung vs. Wärmepumpe

1 Gaspreis: 11 Cent/kWh (ohne Grundkosten)
2Strompreis: 35 Cent/kWh (ohne Grundkosten)
3WP-Stromtarif: 25 Cent/kWh (ohne Grundkosten)

Schon bei einer JAZ von 3,5 liegen die Kosten für den reinen Betrieb der Wärmepumpe unter denen einer Gasheizung. Allerdings spiegeln die Zahlen eher den Worst Case wider. Denn zum einen gibt es für Wärmepumpen spezielle Stromtarife (aktuell kostet die kWh Wärmepumpenstrom um die 25 Cent – siehe Tabelle).

Und zum anderen ist hier noch nicht der CO2-Preis enthalten. Der wird den Gaspreis in den nächsten Jahren weiter steigen lassen. Und schließlich kann der Strombezug für die Wärmepumpe auch noch niedriger ausfallen, wenn ein Teil davon von einer PV-Anlage kommt.

Wir sehen also: In den allermeisten Szenarien sind die Stromkosten für die Wärmepumpe deutlich niedriger als die Gaskosten – das ist auch der Grund dafür, warum Wärmepumpen trotz höherer Anschaffungskosten langfristig meist wirtschaftlicher sind.

4. Wärmepumpen funktionieren nicht bei großer Kälte

Ein Mythos, der sich hartnäckig hält: Wärmepumpen funktionieren nicht bei eisigen Temperaturen – oder verbrauchen schlicht zu viel Energie. Stimmt das? Nehmen wir die Sache mal auseinander: Ja, Wärmepumpen laufen umso effizienter, je niedriger der Temperaturunterschied zwischen Umgebungswärme und der gewünschten Raumtemperatur ist.

Bei Grundwasser- und Erdwärmepumpen ist das meist wenig problematisch, da die Temperaturen in Erdreich und Grundwasser relativ konstant sind. Etwas anders sieht es bei Luft-Wärmepumpen aus. Die können in frostigen Wintern schon mal an ihre Grenzen kommen. Das heißt aber nicht, dass sie mit Kälte nicht klarkommen. In solchen Fällen schaltet sich nämlich ein Heizstab hinzu, der das Gerät vorm Erfrieren schützt und die Wärme fürs Haus bereitstellt.

Haus im Schnee.

Skandinavien als Wärmepumpen-Vorreiter

Muss der Heizstab einspringen, steigt natürlich auch der Stromverbrauch. Aber warum sind dann Wärmepumpen so verbreitet in den skandinavischen Ländern? 44 Prozent der Haushalte in Schweden heizen mit einer Wärmepumpe, in Finnland sind es mehr als die Hälfte und in Norwegen sogar mehr als 60 Prozent – der Großteil davon Altbauten (Quelle: Der Standard). 

Eine britische Studie aus dem Jahr 2023 hat belegt, dass Luft-Wärmepumpen auch bei Extremtemperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius immer noch effizienter sind als Öl- und Gasheizungen. Das bestätigen auch zahlreiche Praxisbeispiele. Und seien wir mal ehrlich: So richtig kalte Winter gibt es hierzulande ja auch nicht mehr.

5. Wärmepumpen sind zu laut

Wärmepumpen funktionieren vereinfacht gesagt wie ein umgekehrter Kühlschrank. Daher haben die Geräte auch bei der Geräuschentwicklung viel gemeinsam: Meist rauschen und brummen sie vor sich hin. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe erzeugt dabei zwischen 35 und 60 Dezibel, wobei neuere Modelle meist leiser sind als ältere. Ein Kühlschrank kommt im Schnitt auf etwa 40 Dezibel.

Für die Beschallung im Außenbereich gibt es selbstverständlich eine gesetzliche Regelung: So liegt die Lautstärke-Grenze laut Bundes-Immissionsschutzgesetz in einem reinen Wohngebiet tagsüber bei maximal 50 Dezibel, in der Nacht bei 35 Dezibel. In urbanen und Mischgebieten liegen die Grenzwerte etwas höher bei 60 (tags) bzw. 45 Dezibel (nachts).  

Nun könnte man meinen, die besagten Luft-Wärmepumpen seien teilweise zu laut. Allerdings ist der Geräuschpegel nur so hoch, wenn man direkt neben dem Gerät steht. Einige Meter weiter kommt schon deutlich weniger an. Mit den geltenden Abstandsregeln für das Aufstellen von Wärmepumpen erfüllt man so in der Regel auch die Schallschutzgrenzen.

Natürlich ist die subjektive Wahrnehmung unterschiedlich und auch eine Luft-Wärmepumpe kann einem den Schlaf rauben, wenn sie zu nah aufgestellt ist. Daher sollte der Aufstellort immer gut gewählt sein. Für noch mehr Ruhe gibt es passende Schallschutzhauben.

Zum Vergleich: Etwa die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ist tagsüber einem Lärmpegel von durchschnittlich 55 Dezibel (nachts: 45 Dezibel) ausgesetzt – allein durch den Straßenverkehr (Quelle: Bundesumweltamt).

6. Es gibt einen Wärmepumpen-Zwang

Die kurze Antwort: Nein. Das könnte man jetzt so stehen lassen, aber natürlich gehören auch hierzu noch ein paar Details. Zunächst: Niemand ist verpflichtet, eine Wärmepumpe einbauen zu lassen. Hausbesitzer*innen können ihr Heizsystem nach wie vor selbst wählen. Was sich allerdings mit dem Gebäudeenergiegesetz 2024 geändert hat: Neue Heizungen müssen nun zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen.  

Aber auch diese Regelung lässt Raum für Möglichkeiten:

  • Bei Gas- und Ölheizungen kann der Anteil zum Beispiel durch Bio-Gas bzw. Bio-Heizöl erfüllt werden.
  • Auch die unterstützende Warmwasserbereitung durch Solarthermie oder PV ist möglich.
  • Ebenso funktionieren Hybridheizungen – zum Beispiel Gas plus Pelletofen.
  • Biomasse-Heizungen (Pellets, Hackschnitzel) erfüllen ebenfalls die Kriterien,
  • genauso wie Fern- und Nahwärme.

Daneben gibt es wie immer Härtefall-Regelungen, etwa wenn die Umsetzung technisch oder baulich nicht möglich ist, wenn Denkmalschutz besteht oder bei besonderer Härte.

Wie auch immer die Entscheidung ausfällt: Die Optionen für das eigene Haus sollten immer gut überlegt sein. Neben den Anschaffungskosten sind vor allem die langfristigen Betriebskosten entscheidend. Eine Orientierung gibt unser ModernisierungsCheck.

Zum ModernisierungsCheck

7. Wärmepumpen sind nicht klimafreundlich

Jein! Da Wärmepumpen einen Großteil der Energie aus Umweltwärme beziehen, ist die Klimabilanz schon per se besser als bei Öl- oder Gasheizungen. Wenn für den Betrieb Öko-Strom oder – noch besser – Strom aus der eigenen PV-Anlage genutzt wird, laufen Wärmepumpen quasi klimaneutral. Und selbst beim herkömmlichen Strommix ist der Anteil an erneuerbarem Strom mittlerweile so hoch, dass andere Heizsysteme bei der CO2-Bilanz nicht mithalten können. 

Bleibt noch das klimaschädliche Kältemittel. Auch hier wird die Umweltbilanz immer besser. Denn es werden immer mehr Wärmepumpen installiert, die ein klimafreundliches Kältemittel nutzen – dafür sorgt auch der zusätzliche Effizienzbonus von 5 Prozent. So gab es bei den 151.000 Zusagen für eine Wärmepumpen-Förderung im Jahr 2024 mehr als 100.000 Zusagen für den Effizienzbonus. 

Mirka Jedamzik

Über die Autorin

Mirka Jedamzik

Mirka Jedamzik ist seit 2016 Teil von co2online. Als Newsletter-Redakteurin hat sie ihr Ohr an der Zielgruppe und versorgt jeden Monat rund 160.000 Haushalte mit Tipps und Infos rund um Energiesparen, Modernisieren und Fördermittel.

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